Kapitel 28

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Augen.

An der Wand war eine große Zeichnung von Augen, die einfach nur unglaublich aussahen. Mich verwirrte das ganze aber, denn diese Augen ähnelten die von meinen. Beim genauerem hinsehen, entdeckte ich eine Narbe oberhalb der rechten Augenbraue und somit war dies meine Bestätigung. Es waren wirklich meine Augen. Er hatte wirklich meine Augen an diese Wand gezeichnet. Jedes kleinste Detail und alle Farben waren einfach exakt gleich, sodass man es kaum glauben konnte. Es war einfach perfekt.

"D-Das...Das ist...wow", brachte ich nur raus und blickte zu Liam, der mich einfach nur anstarrte.

"Das ist...einfach unglaublich schön. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", murmelte ich begeistert und kam einfach nicht darauf klar.

"Du solltest nicht hier sein", war das einzige, was er dazu sagte und in seiner Stimme war ein solch kalter Ton, sodass mir das Lächeln verging.

"Was?", fragte ich leicht verwirrt und konnte seine Reaktion gerade nicht nachvollziehen.

"Ich hatte dir gesagt, dass du nicht in diesen Raum gehen sollst, aber du bist trotzdem rein gegangen", erklärte er leicht wütend, wobei ich nicht wusste, was ich sagen sollte.

"Es tut-", wollte ich sagen, aber er ließ mich gar nicht ausreden.

"Nein. Geh einfach", verlangte er und ich traute mich nicht einmal ihm ins Gesicht zuschauen, da ich mich einfach nur schlecht fühlte.

"Geh!", schrie er plötzlich, wobei ich erschrocken zusammenzuckte.

Sofort ging ich an ihm vorbei und verließ das Zimmer. Ich eilte die Treppen runter, doch für einen Moment wurde mir schwindelig, weshalb ich stehen blieb und mich am Geländer festhielt. Mein Puls beschleunigte sich und ich bemerkte wie ich unnormal zitterte. Langsam ging ich die letzten Stufen runter und zog mir schnell meine Schuhe an. Als ich draußen war und die Tür hinter mir schloss, lehnte ich mich dagegen, dabei liefen mir die ersten Tränen runter.

Mit nur wenigen Worten konnte er mich so leicht verletzen, weshalb ich ihn dafür am liebsten hassen wollte, aber es funktionierte einfach nicht. Ich wusste, dass es falsch von mir war, da ohne Erlaubnis reinzugehen, aber musste er mich so anschreien? Es tat weh, wenn er mich so anschaute, als ob er mich hassen würde.

Verzweifelt wischte ich mir die Tränen weg, doch es kamen direkt neue, weswegen ich mich jetzt auch aufregte, denn ich wollte wegen ihm nicht weinen. Länger wollte ich auch nicht mehr hier stehen, weswegen ich zu uns rüber ging und gerade bekamen wir Post. Bevor ich ins Haus wollte, nahm ich schnell alles aus dem Briefkasten raus. Ich überflog alles und meine Augen blieben an dem Umschlag hängen, wo mein Name stand. Es war aus dem Krankenhaus. Bestimmt waren es die Ergebnisse, der Tests von den anderen.

Sofort machte ich es auf und mit einer Hoffnung in mir laß ich mir alles durch. Alles zerplatzte in nur Sekunden und ich ließ mich auf die Treppen fallen. Weder Jack's noch die von meiner Oma und Tante passten überein. Nur aus reinem Glück konnte nur noch ein Spender gefunden werden. Diese Nachricht verschlimmerte meine Lage nur noch mehr, weshalb ich nicht einmal die Kraft zum Aufstehen fand. Traurig vergrub ich das Gesicht in meinen Händen.

"Aria?", fragte plötzlich jemand, worauf ich den Kopf hob.

Liam.

"Was willst noch?!", wurde ich wütend und hatte nun keine Nerven für ihn.

Erst wollte er das ich ging und jetzt stand er vor mir. Zuerst blieb er leise, doch er kam einige Schritte auf mich zu, eher humpelte er ein wenig, denn die Schmerzen hatten noch immer nicht nachgelassen. Es interessierte mich aber gerade wenig, denn ich wollte ihn nicht bei mir haben.

"Ich habe dich weinen sehen", antwortete er und ich begann aus Wut zu lachen.

"Ja, ich weine! Was willst du dagegen machen?! Dich interessiere ich doch eh nicht!", platzte es aus mir und er zeigte keine Reaktion darauf, was mich zum Durchdrehen brachte.

"Geh einfach!", wollte ich und schmiss die anderen Briefe auf ihn, doch auch dies interessierte ihn nicht.

"Warum gehst du nicht?! Geh endlich! Geh! Geh! Ich will dich nicht! Geh! Geh! Geh!", schrie ich aufgewühlt und schlug ihm dabei gegen die Brust, doch plötzlich zog er mich in seine Arme.

"Lass mich los", verlangte ich schwach und ließ am Ende meine Hände kraftlos fallen.

"L-Li-iam", kam es noch über meine Lippen bis ich nichts mehr um mich mitbekam.

Als ich meine Augen öffnete, sah ich einfach nur weiß, weshalb ich blinzelte und sie wieder schloss. Mein Kopf drehte sich noch immer und erneut versuchte ich sie aufzumachen. Ich schaute mich um und als erstes entdeckte ich meine Oma wie sie neben mir saß. Sie lächelte mich an, als sie sah, dass ich wach war. Noch immer verwirrt von der Situation blickte ich mich weiter um und blieb bei Liam hängen, der angelehnt an der Wand stand und mich beobachtete.

"W-Wo bin ich?", wollte ich schließlich wissen.

"Im Krankenhaus, meine Liebe. Du bist wieder umgefallen", erklärte meine Oma und so langsam erinnerte ich mich wieder an alles.

"Ich schau Mal nachdem Arzt", sagte sie und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor sie das Zimmer verließ.

Für einige Sekunden herrschte eine große Stille, denn weder Liam noch ich sagte etwas. Ich wollte auch gar nicht reden, ich wollte auch nicht das er hier war, denn noch immer war ich wütend auf ihn. Er behandelte mich scheiße und darauf hatte ich keine Lust mehr. Wegen ihm fühlte ich mich schlecht und diese Gefühle brachten mich regelrecht um.

"Warum hast du mir nichts von deiner Krankheit erzählt?", unterbrach er die Stille und ich sah zu ihm rüber.

"Du erzählst mir doch auch nichts", antwortete ich kühl.

"Das ist nicht dasselbe", meinte er.

"Doch ist es!", widersprach ich, doch beruhigte mich wieder, denn ich durfte mich nicht aufregen.

"Warum bist du überhaupt hier? Ich hab dir gesagt, dass du gehen sollst", erinnerte ich ihn, doch an seinem Gesichtsausdruck änderte sich gar nichts.

"Ich werde nicht gehen", war das einzige, was er dazu sagte.

"Warum?", verwirrte er mich, wobei er für einige Sekunden still blieb.

"Wie soll ich einen Engel mit gebrochenen Flügeln alleine lassen?", fragte er und brachte mich somit zum Schweigen.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt