Kapitel 18

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"Aria, erzähl schon!", forderte mich Hope auf, doch ich reagierte gar nicht darauf.

Seitdem ich in der Schule war, versuchte sie die ganze Zeit mit mir zu reden, weil sie das Thema mit Liam neugierig machte. Im Unterricht konnte ich ihr noch einigermaßen ausweichen, aber jetzt in der Cafeteria war es unmöglich. Ich hatte auch gar nicht den Kopf dazu, denn meine Augen wanderten immer wieder zu ihm rüber von wo er mich genauso still beobachtete.

"Seit ihr zusammen?", fragte sie plötzlich, worauf ich sie fassungslos ansah.

"Was denn? Du sagst ja gar nichts!", beschwerte sie sich und ich schnaubte verzweifelt.

"Es ist nichts zwischen uns", erklärte ich kurz und knapp.

"Das soll ich dir glauben?", war sie über meine Antwort unzufrieden.

"Deine Entscheidung", meinte ich abweisend.

"Aria, ihr habt auf der Party wie ein Pärchen Händchen gehalten und danach hat der Typ dich einfach mit raus genommen. Die ganze Schule redet schon über euch", sprach sie und ich schloss für einige Sekunden meine Augen.

"Das hat aber nichts zu bedeuten", antwortete ich und sie lachte ungläubig.

"Vertraust du mir etwa nicht? Ich erzähle doch niemals jemanden was. Außerdem bist du eh meine einzige Freundin, eher beste Freundin sogar", lächelte sie, was ich am Ende erwiderte.

Ich hatte das Bedürfnis ihr etwas zu erzählen, denn so würde ich es nicht in mich hinein fressen, aber in mir schwebte ein Gefühl, was mich nicht reden ließ. Mit der Zeit merkte ich selber an mir das ich ruhiger und nachdenklicher wurde. Mir viel selbst auf das mich diese Stadt veränderte, jedoch war dies nicht wirklich der Grund, denn eigentlich hatte mich Liam in diesen Zustand gesteckt und das gefiel mir gar nicht.

Nach der Pause vergingen die Stunden relativ schnell und zu meinem Glück war Liam still geblieben, was mich aber auch nicht so sehr gewundert hatte, denn er bevorzugte das Schweigen mehr als das Reden. In seiner Nähe fühlte ich mich unwohl und ich wollte dieses Gefühl nicht mehr verspüren, aber es wollte von mir einfach nicht verschwinden. Ich hatte keine Angst vor ihm, jedoch wollte ich ihn trotzdem nicht mehr bei mir haben, denn es brachte nichts und das war mein Endergebnis.

"Aria!", rief mir jemand hinterher, bevor ich mein Haus erreicht hatte.

Verwirrt drehte ich mich um und erblickte vor mir Levin, besser gesagt Liam's Bruder. Er lächelte mich freundlich an, jedoch wusste ich nicht, was er von mir wollte, weshalb ich ihn nur fragend ansah.

"Können wir reden?", fragte er und ich nickte unsicher.

"Worüber?", wollte ich wissen.

"Willst du rein kommen, dann können wir ruhiger reden? Liam ist nicht Zuhause", meinte er und ich nickte erneut, weswegen wir zum Haus der Black's näherten.

Als ich das Haus betritt, machte sich ein komisches Gefühl in mir breit und ich fühlte mich unwohl, denn mir fiel ein wie Liam mich angeschrien hatte. Er hatte mich gewarnt, dass ich hier nichts anfassen durfte und diese Wut, die ich in seinen Augen gesehen hatte, würde ich nie vergessen. Liam hatte kleine Erinnerungen bei mir gelassen, aber das traurige war, dass es nur schlechte waren und genau die brachten mich in diese Lage von der ich nicht mehr raus kam.

Zusammen setzten wir uns zum Wohnzimmer und ich wartete bis er sprach. Ehrlich gesagt, machte es mich auf einer Weise schon neugierig, was er mit mir reden wollte, denn er kannte mich gar nicht und wir hatten auch nie wirklich ein genaues Gespräch miteinander.

"Es geht um Liam", begann er und sofort blickte ich zu ihm hoch, doch blieb leise.

"Er verhaltet sich seit Tagen sehr komisch und irgendwas sagt mir das es wegen dir ist", erzählte er seine Gedanken und ich schwieg.

"Ich weiß nicht, was zwischen euch ist, aber es beschäftigt ihn sehr und er verschließt sich immer mehr als er es jetzt schon ist", erklärte er und ich starrte auf den Boden, dabei krallte ich meine rechte Hand in die Couch.

"Liam, ist kompliziert, er ist mehr als nur kompliziert und eine verschlossene Kiste. Ich habe keine Ahnung wie du es geschafft hast, aber du hast dich in ihn geschlichen und das ist für mich nicht übersehbar, denn mein kleiner Bruder hat bis jetzt nie ein Mädchen an sich so nah rangelassen", sagte er, wobei meine Augen größer wurden und ich nicht glauben konnte, was er da sagte.

"Ich weiß nicht, was du für ihn fühlst Aria oder ob du überhaupt etwas für ihn empfindest, aber bleib von ihm fern", meinte er, weshalb ich ihn verständnislos ansah.

"Verstehe mich bitte nicht falsch. Du bist ein nettes Mädchen und das sehe ich, aber bleib fern von Liam. Glaub mir, so ist das besser für euch beide", warnte er mich, worauf ich nur ganz leicht nickte.

"Ich sollte gehen", sagte ich schließlich und verschwand auch schon, bevor er was weiteres sagen konnte.

Ich riss die Tür auf, doch blieb erschrocken stehen als ich Liam vor mir erblickte, der mich leicht verwirrt ansah. Unbewusst lief eine Träne über meine Wange, die ich sofort wegwischte und somit sein Gesichtsausdruck ernster wurde. Da ich nicht länger hier bleiben wollte, drängelte ich mich an ihm vorbei, aber er schnappte sich mein Handgelenk und zog mich zurück, dabei schlang er seine Arme um mich, sodass ich gefangen in seinen Armen war. Tränen bildeten sich in meinen Augen und ich versuchte ihn von mir wegzudrücken, aber er ließ nicht los.

"Du rennst vor mir weg", stellte er fest und ich schloss verzweifelt die Augen, sodass ich ihn nicht ansehen musste.

"Lass mich los", flüsterte ich und dabei ging meine Atmung schneller.

"Ich kann nicht", sprach er und ich merkte wie sein Griff stärker würde.

"Du musst", murmelte ich und blickte ihm in die Augen, doch er schüttelte leicht den Kopf.

"Du bringst mich komplett aus dem Verstand", gestand er und ich starrte ihn ungläubig an.

"Ich weiß, es ist egoistisch das ich dich nicht gehenlasse, aber jeder Schritt der mich von dir entfernen soll, bringt mich nur noch näher zu dir", erzählte er, dabei ließ er mich nicht eine Sekunde aus den Augen.

"Geh...aus meinem Leben", brachte ich nur noch raus und unterdrückte die Tränen.

Bei diesen Worten lockerte sich sein Griff um mich bis er mich komplett los ließ und sich einige Schritte von mir entfernte. Er starrte auf den Boden und dabei waren seine Hände zu Fäusten geballt. Kein Wort verließ seinen Mund und es fühlte sich so an als ob etwas in mir kaputt gegangen wäre. Ein Schmerz bildete sich in mich und es tat unheimlich weh. Ich wollte diese Worte zurücknehmen und nie gesagt haben, jedoch ging es nicht.

Langsam drehte ich mich um und entfernte mich von ihm, dabei begann ich leise zu weinen. Ich wusste nicht, ob es das richtige oder falsche war, aber eine andere Möglichkeit war mir nicht übrig geblieben.

"Es tut mir Leid, der Junge mit den pechschwarzen Haaren", flüsterte ich verzweifelt und verschwand in meinem Haus.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt