Kapitel 43

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Liam's Sicht

Bevor Aria mit ihrem Kopf auf den Boden fallen konnte, hielt ich sie fest. Ich setzte mich selbst auf den kalten Boden und hielt sie in meinen Armen. Mit aufgerissenen Augen blickte ich sie an und hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Es schaute so aus, als ob sie mir etwas sagen wollte, jedoch bekam sie kein Wort raus und hielt schwer ihre Augen offen. Mein Herz begann auf einmal schneller zu schlagen und eine große Angst übernahm mich. Aria war schon oft umgekippt, aber dieses Mal sah es viel schlimmer aus, denn sie bekam kaum Luft und ich spürte wie sie langsam ihr ganzes Gewicht auf mich ließ. Ich machte den Mund auf, um etwas zusagen, doch nichts kam über meine Lippen, denn ich erstarrte bei ihrem Anblick. Als mein Blick zu ihrem Arm wanderte, ließ sie diesen plötzlich kraftlos fallen und ich schüttelte panisch den Kopf.

"Aria?", fragte ich und legte meine Hand an ihre Wange, aber ihre Augen waren geschlossen und sie regte sich nicht mehr.

"Aria!", brüllte ich verzweifelt, jedoch passierte weiterhin nichts und ich verfiel wie in eine Trance.

"Aria, mach mir keine Angst", flehte ich sie an und spürte wie meine Augen zum Brennen begannen, sowie mein Herz.

Ich nahm meine Hand von ihrer Wange, um nach ihrem Puls zu schauen. Für einen Augenblick hielt ich die Luft an, denn zuerst konnte ich rein gar nichts unter meinen Fingern spüren. Meine Hand begann zu zittern und ich berührte sie ein weiteres Mal an ihrer Pulsader. Erleichtert schloss ich meine Augen, als ich sie spüren konnte und lächelte ganz leicht. Ich war kein Arzt, aber ihr Herz schlug sehr langsam und das war kein gutes Zeichen. Ohne länger darüber nachzudenken, griff ich nach meinem Handy und rief ein Krankenwagen her.

Nach einigen Minuten konnte ich die Sirenen eines Krankenwagens hören, die nach wenigen Sekunden wieder verstummten. Ich konnte Schritte wahrnehmen und bekam noch mit wie sie mir Aria aus den Armen nahmen. Benommen stand ich auf und folgte ihnen hinterher, dabei fragte mich einer der Sanitäter aus. Noch immer mitgenommen von der Situation erklärte ich, was genau passiert war und informierte sie über ihre Krankheit, weshalb sie sich noch mehr beeilten. Auch ich stieg in den Krankenwagen ein und starrte ununterbrochen Aria an, die weiterhin regungslos da lag, doch ich wusste, dass ihr Herz weiterhin schlug und dieses Wissen beruhigte mich.

Im Krankenhaus angekommen, wurde sie sofort in eines der Behandlungszimmer gebracht. Zuerst eilten viele Krankenschwester zu ihr und danach kam der Arzt. Wie benommen starrte ich zur Tür, wo sie nun drinnen war und wahrscheinlich um ihr Leben kämpfte. Wegen mir. Ich hatte ihr das angetan. Wenn ich sowas nicht gemacht hätte, wäre es ihr nicht schlechter gegangen und sie müsste jetzt nicht dadrinnen liegen. Völlig aufgelöst lehnte ich mich gegen die Wand und schloss meine Augen. Ihr Worte spielten sich in meinem Kopf ab und es versetzte mir ein Stich ins Herz, der unerträglich für mich war.

Ich habe mich in den Mörder meines Vaters verliebt!

Verletzt verzog ich das Gesicht und schlug mit meinem Hinterkopf gegen die Wand bis ich verzweifelt auf die Hocke fiel. Ich vergrub das Gesicht in meinen Händen und hatte Angst. Vor Wut zitterte ich am ganzen Körper, denn ich war auf mich selbst wütend und hätte mich am liebsten selbst verprügelt. Als sie mir in die Augen sah, war ich am Ende, denn in ihrem Blick war so viel Schmerz und Hass gewesen. Sie hatte mir das so sehr ausgestrahlt, dass ich es einfach nicht von den Augen bekam.

Ich hörte wie die Tür des Behandlungszimmers aufging, weshalb ich hochblickte und den Arzt sah. Sofort stand ich auf und stellte mich vor ihn, der mich sehr ernst anschaute und dieser Blick war kein gutes Zeichen. Mein Puls beschleunigte sich nur noch mehr und ich würde mich nicht wundern, wenn es jeden Moment stillstehen würde.

"Sind Sie von der Familie?", fragte er mich als erstes, weshalb ich den Kopf schüttelte.

"Wird jemand kommen, denn die Lage von Ms Evans ist sehr ernst", teilte er mir mit und ich spannte mich an.

"Ihre Familie weiß noch nicht Bescheid", antwortete ich schließlich.

"Soweit ich es auch verstanden habe, ist der Arzt von Ms Evans nicht hier in Phoenix", stellte er fest, worauf ich nur stumm nickte.

"Ihr Arzt ist in New York, aber den Namen weiß ich nicht", erklärte ich, weshalb er nur kurz nickte.

"Ich werde den Arzt von Ms Evans Bescheid sagen und werde dann noch einmal herkommen", meinte er und wollte gehen.

"Kann ich sie sehen?", hielt ich ihn noch auf.

"Nur ganz kurz aber", sagte dieser und verschwand.

Ich atmete einmal tief ein und aus, dabei sammelte ich meinen ganzen Mut und legte meine Hand an die kalte Türklinke. Als ich die Tür langsam aufmachte, betrat ich leise das Zimmer und machte sie wieder hinter mir zu. Mit unsicheren Schritten näherte ich mich zu ihr. Sie lag im Bett und ihre Augen waren geschlossen. Länger konnte ich sie nicht ansehen, weshalb ich den Kopf hängen ließ und nervös auf meiner Unterlippe biss. Pure Verzweiflung herrschte in mir und ich ging mir gestresst durch die Haare einmal. Mein Blick wanderte erneut zu ihr und ich kniete mich neben das Bett. Ich wollte ihre Hand berühren, jedoch zog ich sie wieder weg, denn ich hatte nicht mehr das Recht sie anzufassen.

"Es tut mir Leid", begann ich und meine Augen begannen erneut zu brennen.

"Einfach alles tut mir Leid", fuhr ich fort und wusste nicht weiter.

Für einen Moment blieben meine Augen einfach an ihr hängen und ein trauriges Lächeln legte sich an meine Lippen. Ich erinnerte mich nämlich daran wie sehr sie schockiert darüber war, als ich gelacht hatte und dieser Anblick hatte mich gut fühlen lassen. Aria war ein unglaubliches Mädchen, die mein Herz nun besaß, aber von Anfang an war es unmöglich zwischen uns. Niemals durfte ich ihr so nah sein. Alles war wegen mir und ich hasste dies nicht wieder ändern zu können. Oft hatte ich versucht mich von ihr fernzuhalten, aber nichts hatte gebracht.

"Bitte, geh nicht. Ich verspreche dir, dass ich aus deinem Leben endgültig gehen werde, aber bitte höre nicht auf zu atmen. Ohne dich kann ich nämlich auch nicht leben", war ich verzweifelt.

Trotzdem waren ihre Augen weiterhin geschlossen und ich fragte mich für einen Moment, ob sie mich hören konnte. Nicht sie sollte ihr Leben aufgeben müssen, sondern ich, denn ich verdiente es. Ihr durfte nichts passieren. Leicht schüttelte ich den Kopf und stand wieder auf. Wenn sie die Augen aufmachte, sollte sie mich nicht hier sehen, denn ich war nicht einmal die letzte Person, die sie noch sehen wollen würde. Bevor ich jedoch das Zimmer verließ, beugte ich mich zu ihr runter, um ihr etwas zusagen, was ich mir selbst noch nicht einmal gestanden hatte.

"Ich liebe dich", flüsterte ich so leise, sodass es kaum hörbar war.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt