Kapitel 71

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"Nein", murmelte ich und schüttelte den Kopf.

Sein Herz ist stehen geblieben.

"Nein!", sagte ich diesmal lauter und lief zur Tür, dabei verlor ich unzählige von Tränen.

Wie eine Verrückte haute ich dagegen und wollte das sie aufmachten, aber es passierte nichts. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib, aber trotzdem reagierten sie nicht auf mich. Meine Hände waren zu Fäusten geballt und obwohl es langsam weh tat, hörte ich trotzdem nicht auf. Das konnte nämlich nicht wahr sein. Ich wollte einfach nicht daran glauben. Die ganze Zeit ging mir der Satz von der Krankenschwester durch den Kopf und es war zum Durchdrehen. Die Jungs versuchten mich aufzuhalten, jedoch schubste ich sie immer wieder von mir weg.

"L-Liam! Du darfst nicht gehen! Ich w-weiß, dass du mich hörst!", schrie ich und schluchzte auf, dabei haute ich immer härter gegen die Glastür.

"Bitte. B-Bitte", weinte ich bitterlich.

"Ich h-hab es geschafft und j-jetzt bist du dran!", rief ich zu ihm und ließ langsam meine Hand fallen, denn ich wurde immer schwächer und zerbrechlicher.

"Du darfst nicht aufgeben", murmelte ich.

"Du wirst mich nicht verlassen! Hörst du mich?! Du wirst nicht gehen! Du darfst nicht gehen! Bitte. Liam, b-bitte. B-Bitte, verlass m-mich nicht. Ich f-flehe dich a-an", wurde ich immer verzweifelter und ließ mich auf die Knie fallen.

"Bleib bei deinem Wort, Black", flüsterte ich.

Meine Hand fasste hilflos zur Glasscheibe, die weiterhin zu blieb und sich nicht öffnen ließ. Meine Augen schlossen sich von alleine und ich verlor unendliche Tränen. Erneut begann ich meinen Kopf zu schütteln und am Ende hielt ich mir die Ohren zu. Ich wollte nichts hören. Das alles waren nämlich nur Lügen, denn Liam würde mich nicht verlassen. Er hatte mir es versprochen. Vor Angst begann ich weinend zu schreien und begann am ganzen Körper zu zittern.

Plötzlich spürte ich zwei Hände an meiner Schulter, jedoch weigerte ich mich weiterhin die Augen zu öffnen. Aus diesem Grund wurde ich hoch gehoben und anschließend auf einen Stuhl gesetzt. In zwei starke Arme wurde ich schließlich gezogen, die mich gefangen hielten, weswegen ich gar nicht versuchte mich daraus zu befreien. Kraftlos ließ ich meine Hände auf den Schoß fallen und schaute ins Leere, dabei konnte ich erkennen, dass es Levin war, der mich umarmte.

Auf einmal war alles wie weg und ich spürte rein gar nichts mehr. Anscheinend bemerkte es Levin ebenso, denn er ließ mich langsam los und ich konnte seinen besorgten Blick auf mir spüren, jedoch ignorierte ich es vollkommen. Mein Puls beruhigte sich genauso und im Moment war ich komplett ruhig.

"Aria", riss mich Levin aus meinen Gedanken, dabei sprach er in einem beruhigenden Ton.

"Ihm geht es gut", unterbrach ich ihn und starrte erneut zur Tür.

"Er wird nicht gehen", sprach ich weiter, dabei krallte ich meine Hände links und rechts an den Stuhl.

"Aria", begann er erneut.

"Er. Wird. Nicht. Gehen", betonte ich jedes einzelne Wort und blickte ihm in die Augen, weswegen er ergeben nickte und mir eine Träne über die Wange lief.

Im selben Augenblick hörte ich wie die Türen auf gingen, worauf ich sofort auf stand und der Arzt vor uns stehen blieb. Von seinem Gesichtsausdruck konnte ich nichts deuten, weshalb mich diese Situation nur noch nervöser machte. Ich traute mich nicht den Mund aufzumachen und zu fragen, was nun war. Diese Worte zuhören, dass er es vielleicht nicht geschafft hatte, könnte ich nicht ertragen.

"M-Meinem...Bruder geht es gut oder?", unterbrach Levin die unangenehme Stille, dabei konnte ich deutlich hören wie seine Stimme zitterte.

"Mr Black hat uns alle für einen Moment sehr erschrocken, aber jetzt geht es ihm gut", antwortete der Arzt und somit fiel eine große Last von meinen Schultern.

"Das ist Liam. Natürlich gibt er nicht auf", murmelte Jayden glücklich und vor Freude bekam ich erneut Tränen.

"Wir werden Mr Black jetzt in den Aufwachraum bringen und sobald er die Augen geöffnet hat, werden wir noch einige Untersuchungen machen. Falls es keine weiteren Probleme gibt, wird er in ein normales Zimmer gebracht und muss sich nur noch viel ausruhen", erklärte der Doktor.

"K-Kann ich ihn vielleicht sehen?", fragte ich, worauf der ältere Mann seine Augen auf mich richtete.

Er wollte direkt antworten, doch als er mich genauer ansah schien er kurz nachzudenken. Ein kleines Lächeln bildete sich in seinem Gesicht und er bejahte. Dankend nickte ich ihm zu und sah zu Levin, den ich nun stumm anschaute. Ich hatte gar nicht darüber nachgedacht ihn zuerst zu fragen, denn es war sein Bruder und wahrscheinlich wollte er ihn genauso sehen. Aber er nickte mir ebenfalls nur zu und gab mir somit die Einverständnis, das es in Ordnung wäre.

Nach wenigen Sekunden nahm mich eine Krankenschwester mit, da ich andere Sachen anziehen musste, bevor ich zu ihm rein konnte. Anschließend führte sie mich in die Abteilung, wo sich Liam befand und ich spürte wie meine Hände erneut zitterten, aber ich wusste nicht warum. Sie machte mir die Tür auf, sodass ich rein konnte und sofort blieben meine Augen an ihm hängen. Wir waren nun ganz alleine und automatisch bewegten sich meine Füße zu ihm.

Neben ihm blieb ich stehen und beobachtete ihn leise. Seine Augen waren geschlossen und es schaute so aus, als ob er ganz friedlich schlafen würde. Ein trauriges Lächeln legte sich an meine Lippen und ich begann leise zu weinen. Ich hielt mir die Hand vor den Mund, denn ich wollte nicht, dass er mich dabei hörte.

"I-Ich hatte solche Angst u-um dich", sagte ich in die Stille hinein und setzte mich vorsichtig neben ihn, dabei griff ich nach seiner Hand.

"Du hast dein Wort gehalten, Black", murmelte ich und wischte mir einige Tränen weg.

"Es ist alles vorbei", begann ich und machte eine kleine Pause.

"Wir haben gewonnen", flüsterte ich und beugte mich zu ihm runter, dabei hinterließ ich einen leichten Kuss an seine Lippen.

"Ich liebe dich", und nach diesen Worten konnte ich erkennen wie seine Mundwinkel nach oben zuckten, jedoch waren seine Augen weiterhin geschlossen.

"M-Mein...Schutzengel", kam es plötzlich von ihm, weswegen ich nicht anders konnte und unter Tränen strahlte.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt