Kapitel 26

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Ich war wirklich freiwillig mitgegangen, denn ich hatte Angst das er Liam etwas tun würde. Nicht weit entfernt von der Schule hatte er uns in eine kleine Wohnung gebracht, wo ich im Wohnzimmer sitzen musste. Er saß vor mir auf einem Sessel und starrte mich ununterbrochen an. In seiner Nähe fühlte ich mich unwohl und am liebsten wäre ich direkt abgehauen, aber ich konnte nicht.

"Kannst du mal damit aufhören?", platzte es aus mir.

"Womit?", fragte er unwissend und ich blickte ihm in die Augen.

"Mich anzustarren", antwortete ich und er begann zu grinsen.

"Es tut mir Leid, aber bei so einer Schönheit kann man einfach nicht wegschauen", provozierte er mich.

"Du bist widerlich", spukte ich regelrecht die Worte raus.

"Du bist sehr offen", lachte er nur und ich verdrehte unauffällig die Augen.

"Wie lange willst du mich hier überhaupt halten? Meine Familie ruft die Polizei an, wenn ich Zuhause nicht auftauche", machte ich es ihm klar und er nickte.

"Keine Angst, bevor sie die Polizei anrufen, wirst du schon längst Zuhause sein", versicherte er mir.

"Warum sollte ich dir vertrauen?", war ich misstrauisch.

"Weil du keine andere Wahl hast", meinte er und leider hatte dieser Mistkerl Recht.

Ich konnte einfach nicht verstehen, was die beiden für ein Problem hatten. Er wollte Liam unbedingt Angst machen, aber warum er das machen wollte, sagte er mir nicht. Ace spielte gefährliche Spiele, doch war es wirklich schlau mit Liam diese zu spielen? Ehrlich gesagt, konnte ich nicht einschätzen, wer von den Jungs gefährlicher war, aber so genau wollte ich es auch nicht mehr wissen.

"Bist du auch in Liam verliebt?", fragte er plötzlich, wobei meine Aufmerksamkeit wieder bei ihm lag.

"Das geht dich nichts an", gab ich kühl zurück, jedoch grinste er bloß.

"Also ja", sagte er sicher, doch ich verschränkte nur die Arme vor die Brust.

"Warum genau in den Psychopathen?", wollte er wissen und ich schaute ihn für einen Moment einfach nur dumm an.

"Liam ist ein Psycho und du bist normal oder was?", stellte ich ihm die Frage und er lachte.

"Es ist mir egal wie du über mich denkst", sprach er und ich nickte ganz langsam.

"Und mir ist es egal wie du über Liam denkst", sagte ich, wobei er ebenso nickte und die Situation ganz schön amüsant fand.

In der Stille fiel mir plötzlich Liam ein wie er in seiner Einfahrt mit Ace gestritten hatte. Ace hatte bestimmte Andeutungen ihm gegenüber gemacht, doch jedes Mal hatte Liam ihm die Sätze abgeschnitten, als ob er nicht wollte, dass ich sie hörte. Nun wurde ich neugierig, weshalb ich den Kopf hob und nachdenklich zu Ace blickte, der gedankenverloren auf die Zimmerdecke sah.

Flashback

"Ich kenne dich", murmelte ich und der Junge begann zu lächeln.

"Wie du kennst ihn?", mischte sich Liam ein und ich blickte zu ihm hoch, dessen Augen nichts außer Wut und pure Verwirrung ausstrahlten.

"Meinen Namen aber noch nicht. Ich bin Ace", stellte er sich vor und streckte seine Hand aus, doch bevor ich danach greifen konnte, zog mich Liam auf die Seite und stellte sich beschützerisch vor mich.

"Fass sie auch nur einmal an und ich breche dir jeden einzelnen Finger", drohte er ihm, weshalb ich erschrocken die Augen aufriss.

"Es ist s..", wollte Ace sagen.

"Sei still!", unterbrach ihn Liam wie durchgedreht, dabei begann er schon vor Wut zu zittern.

"Sie weiß nichts oder?", flüsterte er, sodass ich es nicht hören sollte, aber ich hatte alles mitgekriegt.

"Geh!", schrie Liam aufgebracht und reagierte gar nicht auf Ace's Andeutung.

"Okay, beruhig dich. Wir sehen uns bestimmt noch", lächelte er mich am Ende an und verschwand.

Was wusste ich nicht?

Flashback zu Ende

"Was weiß ich nicht?", fragte ich in die Stille, wobei mich Ace wieder ansah.

"Was meinst du?", war er verwirrt.

"Bei unserer letzten Begegnung hattest du mit Liam gestritten und du hattest ihm einige Andeutungen gemacht", erklärte ich und wartete bis er endlich sprach.

"Nichts wichtiges", meinte dieser, jedoch blickte ich ihn ungläubig an.

"Wenn es nicht so wichtig war, warum war dann Liam fast durchgedreht?", hakte ich nach und er schaute mich für einige Sekunden nachdenklich an.

"Glaub mir, bald wirst du es erfahren, aber es ist noch nicht soweit", lächelte er und lehnte sich zurück.

Dazu sagte ich nichts mehr, doch trotzdem schwebte diese Neugier in mir, die nicht mehr verschwinden würde. Das es nichts gutes war, war mir schon längst bewusst, weshalb ich nicht wusste, ob ich es wirklich wissen wollte. Was konnte denn überhaupt noch schlimmes passieren? Ich meine, ich hatte erfahren, dass ich vielleicht sterben würde, was für eine Bombe sollte denn noch platzen?

Ich wurde aus meinen Gedankengang gerissen als Ace's Handy klingelte. So genau hörte ich nicht zu, aber die ganze Zeit hatte er sein teuflisches Grinsen auf den Lippen und irgendwie hatte ich das Gefühl, das es mit Liam zutun hatte. Nach seinem Telefongespräch führte er mich aus der Wohnung raus und fuhr mich wieder zum Park. Als er stehen blieb, blickte ich ihn verwirrt an, da er die ganze Fahrt nichts gesagt hatte.

"Du kannst gehen", sagte er.

"Wo ist Liam?", wollte ich wissen und wurde ängstlich.

"Er wartet auf dich", antwortete er, doch irgendwie glaubte ich ihm nicht.

"Entweder steigst du aus und gehst zu ihm oder du kannst gerne mit mir kommen", schlug er vor, worauf ich das Gesicht verzog und direkt ausstieg.

Er winkte mir noch ernsthaft zu und verschwand schließlich. Ich schüttelte nur den Kopf und drehte mich um, dabei hielt ich Ausschau nach Liam, aber er war nirgendwo zusehen. Mit einer Angst in mir näherte ich mir zur Bank, wo ich vorher saß und so langsam konnte ich jemanden erkennen, der auf dem Boden lag. Meine Augen wurden größer als ich die schwarzen Haare erkannte, wobei ich direkt zu ihm rannte und mich neben ihn kniete.

"Liam", sagte ich ängstlich und berührte ihn, jedoch bewegte er sich nicht.

Da er auf dem Bauch lag, konnte ich sein Gesicht nicht ansehen und aus diesem Grund drehte ich ihn mit aller Kraft um, sodass sein Kopf auf meinem Schoß lag. Erschrocken riss ich die Augen auf, denn sein ganzes Gesicht war voller Blut. Ich bekam Panik und wusste nicht, was ich machen sollte.

"Liam, mach die Augen auf", war ich verzweifelt und hielt schwer die Tränen zurück.

"Liam, mach mir keine Angst!", schrie ich und schaute mich um, aber hier war einfach kein Mensch.

"Liam, bitte", flehte ich ihn an und legte meine Hand an seine Wange.

Plötzlich begann er zu husten, worauf ich erleichtert ausatmete und sich mein Herz genauso beruhigte. Ich strich ihm die Haare aus der Stirn weg und er versuchte langsam die Augen zu öffnen, was er mit viel Anstrengung schaffte. Für einige Sekunden starrte er mich nur an als ob er verstehen wollte, ob ich es wirklich war.

"Bin...i-ch tot?", fragte er mit schwacher Stimme und am liebsten hätte ich ihn dafür geschlagen, doch er war schon genug verletzt.

"Nein", antwortete ich schließlich.

"Warum...sehe ich dann e-ein Engel?", flüsterte er und ließ mich wieder sprachlos.

Die AugenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt