Der Meister der Liebe

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Die Nacht war schlimm für mich, ich habe kein Auge zugetan. Ich musste immer daran denken, was Sefer wohl gerade mit Hannah macht und diese ständige Angst, dass er sich in sie verlieben könnte. Die Angst ist das schlimmste, auch wenn es noch so bescheuert klingt, ich komme viel besser mit dem Gedanken klar dass Sefer sie einmalig fickt, anstatt dass er sie wirklich mag. Meine Unruhe ging sogar so weit, dass ich um 3 Uhr morgens aufgestanden bin, um eine pro und contra Liste für Hannah, im Bezug auf eine Beziehung mit Sefer, zumachen. Allerdings bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass sie perfekt ist. Sie ist schön, einigermaßen berühmt, nett, hat eine schöne Ausstrahlung. Sie ist einfach viel besser als ich. Es ist klar, dass Sefer sie mir vorzieht. Ich sitze gerädert vor meinem Computer und erledige den Papierkram, gleich findet eine Besprechung innerhalb des Labels statt. Als es an der Zeit ist, packe ich seufzend meine Sachen ein und mache mich auf den Weg. Angekommen trete ich in das Besprechungszimmer, dass voll mit dem Geruch von Essen ist. Ich hoffe Dogan hat mir mein Lahmacun mitgebracht, sonst raste ich aus. Als ich zu den Jungs trete sieht Dogan mich mit einem entschuldigenden Blick an. Fassungslos Frage ich "du hast es vergessen?" Und bin kurz davor zu weinen. Ich werde immer richtig sensibel wenn ich Hunger habe und das bedeutet bei mir, dass gerade meine ganze Welt zerfällt. Enes sieht mich an und sagt dann zu Dogan " Bruder was quälst du sie so" und lacht. Ich finde das ganze wirklich nicht lustig. "Dogan ich hab dir vertraut" sage ich mit weinerlicher Stimme. Dogan lacht kurz, zieht mich in eine Umarmung und drückt mir dann ein Lahmacun in die Hand. "Dios mío Dogan mach das nie wieder" lache ich und füge ein "du weisst gar nicht wie sehr ich dich dafür liebe" an. "Du weisst gar nicht wie sehr ich dich dafür liebe" kommt es jetzt in einer quitschigen, lächerlichen Tonlage von hinten. Ich drehe mich um und sehe Sefer, der mich provozierend anschaut. "Aber andere Mädchen Schlampe nennen, wenn sie nur mit Jungs reden" sagt er jetzt amüsiert. Ich atme tief durch, will gerade etwas erwidern, als das Meeting beginnt. Es wird über die Tour gesprochen, von den Jungs werden Dogan, Enes, Sefer etc dabei sein, dann noch das Team und ich. Ich habe mittlerweile gar keine Lust mehr auf diese beschissene Tour, ich weiss jetzt schon, dass sie einfach nur ein Horrortrip wird. Während der ganzen Besprechung schaut Sefer mich mit einem Killerblick an, der mich so unwohl fühlen lässt, dass ich anfangen will zu heulen. Was macht dieser Idiot nur mit mir? Als wir fertig mit der Besprechung sind und uns dem Essen widmen, fragt Dogan auf einmal Sefer, wie es mit Hannah war. "Bruder ich hab die so geknallt." Antwortet dieses Arschloch stolz und schaut mir bei jedem einzelnem Wort tief und provozierend in die Augen. Das wars ich bin raus, Abfahrt. Ich will gerade aus der Tür laufen, da hält Sefers Stimme mich auf "Luisa, willst du nicht wissen, wie ich sie gefickt habe, wie sie meinen Namen geschrien hat. Gönnst du mir nicht, dass ich gestern die geilste Nacht meines Lebens hatte?" Fragt er mich. Langsam drehe ich mich um und laufe auf ihn zu. Tränen strömen über meine Wangen, ich habe das Gefühl, dass sich alles dreht. Ich schaue ihm in die kalten, trotzigen Augen und hole aus. Die Ohrfeige hat es in sich, sein Kopf dreht sich nach links und seine Wange bekommt einen roten Fleck. Er dreht sein Gesicht langsam zu mir und schaut mich mit einem hasserfüllten Blick an. Ich laufe so schnell wie möglich aus dem Raum, damit ich irgendwo in Ruhe weinen kann. Ich steuere wie automatisch zu den Toiletten und fange an zu weinen.
Ich stehe, nachdem ich mich einigermaßen beruhigt habe vor dem Eingang des Bürogebäudes und rauche eine Kippe. Mein Herz schlägt immer noch schnell, meine Augen sind rot und brennen. Dogan kommt auf einmal auf mich zu. Er sieht in welchem Zustand ich bin und umarmt mich einfach. Ich fange wieder an zu weinen und setze mich auf die Steintreppen. Er setzt sich neben mich. "Du liebst ihn oder?" Fragt er mich leise. Ich schaue ihn nicht an, sondern schließe meine Augen und schluchze laut. Dogan zieht mich wieder zurück in seine Arme und streicht mir über meinen Kopf. So sitzen wir dort mindestens eine halbe Stunde, bis ich mich wieder einigermaßen einegkriegt habe. "Es ist okay, Sefer ist in diesem Bezug einfach ein richtiges Arschloch. Er hat Angst jemanden an sich ranzulassen." Sagt Dogan zu mir. "Such bloß nicht die Schuld bei dir okay? Sefer mag dich nämlich wirklich, nur hat er eben diese große Angst, Leute in sein Leben zulassen, Vorallem Leute die ihn verletzen können." Ich schaue Dogan an und meine dann verbittert "nach heute denke ich nicht, dass ich ihm irgendetwas wert bin, sodass ich ihn verletzen kann." Dogan schüttelt nur den Kopf. "Du hast nicht mitbekommen was nach deinem Abgang passiert ist. Sefer ist ausgerastet, nach draussen gerannt und hat die ganze Zeit gegen eine Mauer geschlagen." "Er war wahrscheinlich nur frustriert, weil er eine Klatsche gefangen hat." murmele ich. "Nein glaub mir, er sagt ganz bestimmt nicht Sachen wie vorher zu dir, wenn er nicht an dir interessiert ist." Sagt Dogan, schenkt mir ein Grinsen und meint "vertrau dem Meister der Liebe." Ich schaue ihn an und sage "wohl eher der Meister der one-night Stands." Er lacht, legt einen Arm um mich und so sitzen wir noch redend auf den Treppen, bis es uns zu kalt wird und wir uns entschließen, nachhause zu gehen.

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