Es gibt zwei Phasen meines emotionalen Zustandes. Die eine Phase besteht aus positiven, glücklichen, die andere aus negativen. Und ich bin gerade sowas von in der zweiten gefangen. Ich lag die ganze Nacht wach, habe vielleicht 3 Stunden geschlafen. Als wir im Hotel ankommen und ich uns einchecke, bin ich kurz davor alles und jeden anzuschreien. Ich sehe Scheisse aus, fühle mich auch so. Dunkle Augenringe verzieren mein Gesicht, meine Haut ist blass und leblos. Ich entschliesse mich, mir heute einen Wellness Tag zu gönnen. Also wende ich Masken an für Haare und Gesicht und lasse es mir generell richtig gut gehen. Die Jungs haben heute keinen Auftritt, dass heisst Ruhe für uns alle. Ich bekomme Nachrichten von Dogan und Ahmet, lese sie aber nicht und schalte mein Handy auf stumm. Heute geht es nur um mich sage ich mir, weder um Sefer noch um sonst irgendjemand. Ich lasse mich tiefer in die Badewanne sinken und entspanne. Doch lange halte ich es nicht durch, denn meine Gedanken drehen sich nur um gestern. Genervt steige ich aus der Badewanne und lese meine Nachrichten auf dem Handy. Dogan schreibt irgendeinen Schwachsinn und Ahmet will, dass ich zu ihnen rüberkomme. Ich ziehe mir etwas an und laufe rüber. Als ich klopfe, öffnet Enes mir übermotiviert die Tür und strahlt mich an. Doch ein "oh" und ein enttäuschter Gesichtsausdruck bestätigen mir meine Vorahnung. "Kann es sein, dass du mit jemand anderem gerechnet hast?" Frage ich belustigt. Enes kratzt sich am Kopf und fängt dann an, mir von seiner heutigen Sexbekanntschaft zu erzählen. Dieser Junge hat ernsthaft Druck. Ich laufe in das Zimmer der Jungs und sehe Dogan und Ahmet essen. Wie immer halt. Sie begrüßen mich, ich setzte mich zu ihnen und esse mit. Es ist nicht sonderlich interessant, aber besser, als alleine mit Gedanken an Sefer gefangen zu sein. Die Zeit vergeht wie im Flug, irgendwann ist es 22 Uhr. Die Jungs werden leicht unruhig, Vorallem Enes. "ich geh ja schon" sage ich grinsend und kann mir noch einen Spruch über Kondome nicht verkneifen. Gerade als ich auf den Flur komme, laufen mir 2 Mädchen entgegen. Eigentlich sind es richtige Tussis, die eine mit ihren blondgefärbten Haaren und die Andere mit schwarzen Haaren bis zum Arsch. Das äußere ist jedoch nicht mein Indikator dafür, dass sie die Sexpuppen für heute von Enes und Dogan sind. Es ist viel mehr das Verhalten. Beide kauen Kaugummi wie eine Kuh, präsentieren bei jedem Schritt ihren Arsch und schwenken ihre Markentaschen hin und her. Von der Redensart will ich nicht anfangen. Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen Mädchen die gerne Spaß haben mit Jungs, ohne mit ihnen in einer Beziehung zu sein, doch gerade solche Exemplare wie die beiden finde ich ziemlich traurig. Sie werden nächsten Morgen hier raus laufen und denken, dass sie eine Lovestory mit den Jungs erleben werden, doch diese werden sie einfach nur abservieren, wie immer halt. Ich finde es um ehrlich zu sein auch nicht besonders korrekt von Dogan und Enes, ihnen etwas vorzuspielen von wegen Gefühle, aber das ist nicht meine Sache. Als ich an einem Schild des Hotels vorbeilaufe, bleibe ich stehen. Der Pool wird ausgeschildert. Stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Ich weiss was ich jetzt mache, ich ziehe mir einen Bikini an und schon gehe ich Richtung Pool. Es ist leer, nur ich bin da. Ich schwimme ein paar Runden und gerade als ich mich erschöpft am Beckenrand anlehne, sehe ich Sefer. Wow. Sein Bauch und generell sein Körper ist so perfekt. Ich schlucke laut, ich bin wie erstarrt. Er hat mich die ganze Zeit im Visier und schwimmt jetzt langsam auf mich zu. Gerade als mein Fluchtinstinkt wach wird, hat er mich erreicht. Er stellt sich vor mich. Scheisse mit Wassertropfen auf der Haut sieht er noch geiler aus. Wir schauen uns eine Ewigkeit in die Augen, aber dann breche ich den Blickkontakt ab. Ich erinnere mich an gestern, an Hannah, an alle Dinge, die er mir an den Kopf geworfen hat. Ich wende mich ab um zugehen, doch er hält mich am Arm fest. Ich winde mich und will weg, doch er lässt mir keine Chance. Er klemmt mich ein zwischen dem Beckenrand und ihm. Wir sind uns viel zu nah, meine Brust berührt seine. "Bleib bitte" murmelt er. "Wofür denn Sefer, willst du mich wieder fertig machen, mich anschreien, mich beleidigen?" Frage ich mit zitternden Stimme. Diese Nähe zu ihm macht mich verrückt. Meine Härchen stellen sich auf und leichte Schauer wandern über meinen Körper. "Ich wollte das nicht" sagt er mit einer leisen Stimme. "Es war einfach zu viel für mich, dich mit Dogan zusehen und dann auch noch dieser Hurensohnkellner." Ouh Sefer wird agressiv, er spannt sich an. Wenn er nicht bald damit aufhört kann ich mich nicht mehr beherrschen. "Sefer ich weiss nicht was du von mir willst" murmele ich jetzt. Ich atme ein, für das was ich jetzt sagen will, brauche ich Mut, viel Mut. "Du hast den Kontakt reduziert, du redest mit mir als ob ich einer deiner Jungs wäre, knallst irgendwelche Hannahs, erzählst mir auch das. Man meint ich wäre für dich ein Kumpel. Aber warum hast du dann was dagegen, wenn ich mich mit Dogan gut verstehe, oder die Nummer von einem Kellner bekomme. Wenn ich nur ein Kumpeltyp für dich bin, kann es dir doch egal sein." Das hat mich Kraft gekostet. Gespannt warte ich auf seine Antwort. "Ich weiss es nicht" bringt er raus. "Du weisst es nicht" wiederhole ich enttäuscht, es wäre zu schön gewesen, wenn er mir anders geantwortet hätte. Ich will mich endlich aus meiner Position befreien als Sefer mich an der Taille zurückhält und wieder ansetzt um zu sprechen. Seine Berührung löst bei mir ein Kribbeln aus, dass schon fast unangenehm ist, weil es so intensiv ist. "Ich weiss es nicht okay? Du verwirrst mich, meine Gefühle für dich verwirren mich. Du hast verdammt viel Einfluss auf mich, mit deinen Worten und deinem Handeln. Ich kann es nicht ertragen, andere Jungs um dich herum zu sehen, noch weniger wenn sie dich zum Lachen bringen. Weisst du was zwischen Hannah und mir gelaufen ist? Ein Kuss und selbst der war kurz. Und willst du wissen warum er so kurz war? Weil du die ganze Zeit in meinem Kopf bist, und ich an dem Abend mies abgefuckt war, weil du mich so dumm angemacht hast. Deine Wörter haben mich verletzt, ich war nicht mal in der Stimmung, um auch nur mit ihr zureden. Ich weiss nicht, was du mit mir gemacht hast, aber ich muss nur noch an dich denken. Ich hab sogar gestern meinen Part verkackt, als ich gesehen habe wie du gegangen bist." "Ich konnte es nicht aushalten, wie die ganzen Weiber dich angehimmelt haben." Entgegne ich. Sefer grinst kurz, dann wird er wieder ernst. "hör mir zu, ich empfinde etwas für dich. Eigentlich denke ich sogar ziemlich sicher, dass ich mich in dich verliebt habe. Aber ich bitte dich, können wir erstmal so Zeit verbringen, denn ich denke wir müssen beide überlegen, ob wir für eine Beziehung bereit sind." Ich schaue in seine grünen Augen und denke nach. Ist es nur ein Vorwand von ihm, um noch möglichst lange ungebunden zu bleiben? "Sefer, ich will dir nur sagen, dass ich Gefühle für dich habe, sehr starke. Und ich kann warten. Allerdings nur, wenn ich sehe, dass du die Zeit mit mir nutzt und nicht, um irgendwelche Singleprivilegien voll und ganz auszuschöpfen, bevor du mit mir etwas anfängst. So einen Scheiss mache ich nicht mit, da bin ich raus." Ich sehe entschlossen in seine Augen, er lächelt leicht und geht näher an mein Gesicht. "Ich werde die Zeit nur für dich nutzen, für keine andere. Vallah billah nur für dich. Denn du bist die einzige, die so sehr gelitten hat, also bist du auch die einzige, die das beste verdient." "Große Worte Sefer"murmele ich gegen seine Lippen. Er drückt mich näher an sich. "Wahre Worte". Ich lächele leicht. Wir beide müssen uns zusammenreißen, uns nicht zu küssen. Gerade als ich merke, wie Sefers Selbstbeherrschung schwindet, sammele ich mich und schubse ihn leicht von mir weg. "Gute Nacht Sefer" sage ich lächelnd und sehe mich um, um zu gehen. Er steht einfach nur da und schaut mir hinterher, erst nachdem ich fast aus dem Poolbereich bin, höre ich ein hastiges "Gute Nacht" von ihm. Ich drehe mich um und sehe ihn, wie er da steht und wie ein ertappter Junge seinen Kopf kratzt. Ich wende mich zum gehen und sehe, wie sein Blick auf meinen Po wandert. Wusste ich es doch, deswegen hat er gerade so geschaut. Ich schüttel lächelnd den Kopf und gehe in mein Zimmer. Der ganze Weg fühlt sich an, als würde ich schweben, selbst als ich in meinem Zimmer bin, höre ich noch seine Worte nachhallen.
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Hoffnung
RomanceHoffnungen erweisen sich manchmal als bester Freund, manchmal als schlimmster Feind.