Ich brauche dich

186 3 0
                                    

Die nächsten Tage ziehen an mir vorbei wie eine graue Masse. Es ist immer das selbe. Arbeiten, nachhause gehen, Serien schauen und dann ins Bett. Ich schaue die Serien solange, bis ich einschlafe, ich habe Angst mich mit meinen Gefühlen und Gedanken auseinander zu setzen. Mir ist die ganze Zeit schlecht, Schuld daran ist Sefer. Ich muss immer an ihn denken und an die Dinge, die wir uns gegenseitig an den Kopf geworfen haben. Er ist gerade in Berlin, wenigstens etwas, so bleibt mir seine Anwesenheit erspart. Es scheint, als hat mein Leben ohne ihn keinen Sinn mehr. Ich fange an einen Selbsthass zu entwickeln, denn ich hatte mir eigentlich geschworen mich nie wieder von Personen abhängig zu machen. Toll hat ja exzellent geklappt. Nicht. Die Tour rückt auch immer näher, ich werde nur bei dem Gedanken nervös. Ich träume so oft, wie Sefer mich abholt, wir reden und alles einfach gut ist. Aber das ist es nicht. Sefer hasst mich ziemlich wahrscheinlich. Am Abend vor der Tour halte ich es nicht mehr aus. Ich greife zu meinem Handy gehe die Kontakte durch. Mir springt Salih ins Auge. Dieser Kontakt kommt mir bekannt vor, er steht direkt über Sefers Namen. Ich schaue mein Handy eine Weile an, bis es mir klar wird. Salih ist der Typ, von dem ich in Köln mein erstes Gras gekauft habe. Ich bekomme eine Kurzschlussreaktion, tippe auf seinen Kontakt, rufe ihn an. Nach einer halben Stunde warten, steht Salih vor meiner Haustür. Er gibt mir die Ware, ich ihm sein Geld und dann gibt es kein zurück mehr. Ich kiffe so lange, bis sich mein Hals anfühlt, als ob er brennt und ich mich nicht mehr bewegen kann. Mir geht es verdammt dreckig. Ich liege da und weine. Genau genommen, fliessen mir nur Tränen aus den Augen, für schluchzen habe ich keine Kraft und mein Hals tut viel zu sehr weh. Ich höre Jungsstimmen vor meiner Tür, wahrscheinlich Einbildung. Alles dreht sich, mir ist übel. Die Stimmen werden immer lauter, ich bekomme Angst doch kann mich nicht bewegen. Auf einmal ertönt ein Krachen und meine Tür ist aufgebrochen. Vor mir stehen, soweit ich das mit meinen gereizten Augen erkennen kann, drei Jungs. Sie reden hektisch miteinander, ich höre ein paar Mal meinen Namen. Der eine beugt sich jetzt zu mir runter, ich erkenne sein Gesicht. Dogan. Auch die anderen zwei erkenne ich jetzt, es sind Enes und Ahmet. Sie rütteln an mir wollen mich zum reden bringen, doch ich kann nicht. Enes hebt mich hoch und legt mich auf mein Sofa. Ich habe unfassbar Angst und auch Schmerzen. Ich schaue Ahmet mit Panik in den Augen an und flüstere leise "Hilfe bitte". Er fährt sich durch die Haare und will von mir wissen, ob ich einen Krankenwagen brauche, doch ich schüttel meinen Kopf. Ich würde nur ein Bett unnötig belegen, da man gegen die Wirkung nichts machen kann, ausser abwarten, bis sie wieder weg ist. Die Jungs reden hin und her, wägen ab rufen jemandem an. Dogan setzt sich zu mir, nimmt meinen Kopf auf seinen Schoss und streichelt meine Haare. Das schenkt mir wenigstens etwas Geborgenheit. Auf einmal kommen mehr Männerstimmen dazu. Eine besondere höre ich raus, sie würde ich überall erkennen. Sefer. Er kommt mit schnellen Schritten auf mich zu und sieht wie Scheisse es mir gerade geht. Er murmelt etwas, fährt sich durch sein Gesicht und schaut Dogan dann böse an. Die beiden diskutieren, bis Sefer mich hoch hebt und in mein Zimmer trägt. Er legt mich sanft auf dem Bett ab und legt sich zu mir. Ich schaue ihn an, mir laufen wieder Tränen aus den Augen. Er sieht es und zieht mich zu sich an die Brust. Ich inhaliere seinen Duft, er lenkt mich gerade von allem ab. Ich nehme nichts anderes mehr war, als seine Präsenz. Es gibt nur noch ihn und mich, niemand anderen. Keine Hannah, keine Jungs die im Wohnzimmer stehen, nur noch uns beide. Sefer hält mich umklammert, als ob sein Leben davon abhängt. Ich drücke mich an ihn, als ob mein Leben davon abhängt. Mir wird in diesem Moment klar, wie sehr ich Sefer brauche, dass ich ohne ihn nicht kann und nicht will. Ich weiss, dass ich es ihm bald sagen muss, sonst habe ich nie auch nur den kleinsten Hauch einer Chance. Ich murmele ein "ich liebe dich Sefer" und schlafe darauf hin ein.

HoffnungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt