Böse Überraschung

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Giulias Sicht

Gerade war das Flugzeug gelandet. In Dortmund. Nach dem ominösen Anruf von dem Anwalt meiner Schwester gestern, der mir gesagt hatte ich sollte so schnell wie möglich nach Dortmund kommen, stieg ich sofort in den nächsten besten Flug in die Stadt im Ruhepott.

Mit meinem kleinen Koffer, wo das nötigste für höchstens drei Tage drin war, irrte ich durch den Flughafen, bis ich endlich ein Taxi gefunden hatte. Ich stieg ein und gab dem Fahrer die Adresse, die ich vom Anwalt bekommen hatte.

Ich sollte mich vielleicht mal kurz vorstellen. Mein Name ist Giulia Speer, ich bin 21 Jahre alt, habe braune Augen und braune Haare. Ich bin ohne meine hohen Schuhe 1,69 m. Daher trug ich auch immer mindesten sechs Zentimeter hohe Schuhe, da mein ganzes Umfeld ansonsten größer war als ich und ich es hasste zu anderen hoch zu schauen. 

Ursprünglich komme ich eigentlich aus München, doch nach meinem ABI war ich nach Nürnberg gezogen. Ich hatte ein Praktikum bei einer Zeitung gemacht und hatte da durch Glück, und weil ich bei meiner Chefin ein ziemlichen Stein im Brett hatte, einen Posten bekommen. Ich hatte nie studiert. Nicht weil ich, wie nach der Meinung meiner Mutter, zu dumm dazu war, sondern weil ich einfach keinen Bock hatte. Und auch wenn der Job bei einer Zeitung nicht das beste war, ich hatte noch genug Zeit für mich und ich konnte mich mit dem Lohn den der Job abwarf ziemlich gut über Wasser halten. Allerdings musste ich auch zugeben, dass mein Vater mich unterstütze. Was meine Mutter niemals erfahren durfte, denn ihrer Meinung nach durfte man Faulheit nicht auch noch unterstützen.

Das Taxi hielt und ich stand vor einem Gebäude, dass scheinbar die Kanzlei war. Ich bezahlte schnell den Fahrer und betrat das Haus. Drinnen wurde ich auch gleich von einer Sekretärin empfangen. „Kann ich etwas für Sie tun?“ „Ich würde gerne zum Herrn Kiesel.“ „Haben Sie einen Termin?“  „Nein, aber er hat mich gestern angerufen und gesagt, ich solle so schnell wie möglich nach Dortmund kommen.“, antwortete ich. „Dann müssen sie Frau Speer sein.“ „Ja.“  „Folgen Sie mir bitte. Herr Hummels und Herr Kiesel sitzen schon drinnen.

Ich folgte der blonden Sekretärin nach nebenan. Dort saß hinter einem großen, lackierten Holztisch ein Mann mit grauen Haaren, einer Brille auf der Nase und einem sehr wichtigen Ausdruck. Und davor ein Mann den ich bis jetzt nur von hinten sehen konnte. Was man allerdings sehr gut sehen konnte waren seine schwarzen Locken.

„Ah Fräulein Speer. Schön, dass sie es so schnell einrichten konnte. Ich bin Stefan Kiesel, der Anwalt ihrer Schwester und das ist Mats Hummels, der Cousin Ihres Schwagers, aber ich denke, dass muss ich Ihnen nicht sagen, denn das wissen Sie bestimmt.“ „Schwager?“, fragte ich etwas irritiert. Nach meinem wissen, war meine Schwester nämlich unverheiratet. „Ja, der Herr Wolf hat ihre Schwester vor sechs Jahren geheiratet. Wussten Sie das nicht?“, fragte mich der Anwalt leicht verwundert. „Nein, dass wusste ich nicht. Aber warum erzählen Sie mir das und nicht meine Schwester persönlich?“ „Sie wissen es doch gar nicht?“, fragte dieser Mummels neben mir und meldete sich damit, dass erste mal zu Wort. „Was weiß ich noch nicht. Kann hier mal einer Klartext reden?“ „Ihre Schwester und ihr Mann sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen.“, erklärte mir Herr Kiesel. „WAS?“, fragte ich geschockt. „Das muss eine Verwechslung sein. Sie meinen jemand anderen.“ „Leider nein. Sie sind doch Giulia Speer, oder?“ Ich nickte leicht benommen. „Und ihre Schwester hieß Anna Wolf geborene Speer.“ Ich nickte wieder. „Darf ich mal kurz telefonieren?“ Der Anwalt nickte mir zu. Ich zog mein Handy raus. „Mist Akku ist leer.“ „Sie können auch gerne vom Festnetz aus telefoniere.“, bot er mir an und hielt mir den Hörer hin. Ich nahm dankend an und wählte die Nummer meiner Eltern. 

„Elke Speer, was kann ich für Sie tun?“ „Mutter?“ „Giulia, was kann ich für dich tun?“ „Ich bete für dich, dass du mir jetzt sagst, dass du nichts davon wusstest, dass Anna vor sechs Jahren geheiratet hat.“ „Doch, ich wusste es. Wir haben eine Einlandung bekommen, doch dein Vater und ich haben uns darauf geeinigt nicht hinzugehen. Und ich habe auch gesagt, dass ich dich auch nicht kommen lassen werde, als sie mich gefragte hat ob du kommst.“, erklärte sie mit ihrer immer kontrollierten Stimme. „Du meinst du hast Dad dazu gezwungen. Denn er wäre bestimmt gerne zur Hochzeit gekommen. Und wie konntest du einfach für mich nein sagen. Du hast mir nicht einmal was von der Hochzeit gesagt!!“ „Du warst damals 15 und ich war deine Erziehungsberechtigte. Wenn ich nein sage, dann war es auch nein. Und ich habe es dir nicht gesagt, damit wir uns alle unnötige Streitereien ersparen.“ Damit sich keiner wundert muss ich wohl hinzufügen, dass meine Schwester fünfzehn Jahre älter war als ich und aus der ersten Ehe meines Vaters war. Was auch der Grund war, warum meine Mutter sie so gehasst hatte. „Dann weißt du auch, dass sie tot ist?“, fragte ich und ich merkte wie mir die Tränen kamen. „Ja, wir haben vor vier Tagen einen Anruf erhalten. Dein Vater hat sich seit dem in sein Zimmer eingeschlossen. Ich bin gespannt wer sich jetzt um ihre Bälger kümmert.“ „Mutter, ich hoffe für dich, dass du mir nie wieder über den Weg läufst, denn solltest du es doch, dann schwöre ich dir. Dann stopf ich dir dein verbittertes Maul und dreh dir deinen Hals um. Ich bin nämlich jetzt endgültig fertig mit dir!“ Und damit legte ich auf.

„Tut mir Leid, dass Sie das mit anhören mussten. Anscheinend ist es doch kein Irrtum.“ „Mein herzliches Beileid.“, meinte Herr Kiesel. „Der Grund warum ich Sie beide her bestellt habe, ist dass die beiden zwei Kinder haben.“ Herr Dummels nickte und ich schaute den Anwalt nur an. „In ihrem Testament haben sie Ihnen beiden, die Vormundschaft für die 16 jährige Vanessa und den sieben Jahre alten Jannis überlassen.“, erklärte er uns. „Wie bitte?“, fragten Herr Gummels und ich synchron. „Ich bin 21, ich bin zu Jung um Mutter zu werden. Außerdem kenn ich den ja nicht einmal. Wie sollen wir sie da gemeinsam groß ziehen?“, wollte ich schockiert wissen. „Ihre Schwester war 20, als sie Vanessa auf die Welt gebracht hat. Und ich bin mir sicher, dass Sie und Herr Hummels ausgezeichnet miteinander auskommen werden.“ „Wollen Sie mir sagen, ich soll nach Dortmund ziehen und mit dem Herrn Wummels zwei Kinder großziehen?!“ „Ich heiße Hummels.“, korrigierte mich mein Nachbar. „So schaut es aus.“, stimmte Herr Kiesel mir zu. „Was ist wenn wir die Vormundschaft nicht annehmen?“, fragte Kummels. „Dann werden die beiden ins Waisenhaus müssen.“ „Wieso das denn? Es gibt doch bestimmt genug Verwandte.“, meinte ich. „Im Testament steht ausdrücklich, dass sie Ihre Eltern nicht für die Kinder haben wollen. Herrn Wolfs  Vater ist nicht bekannt und seine Mutter verstarb vor vier Jahren an Krebs. Seine Großvater hat Alzheimer, daher fallen seine Großeltern auch weg. Ihre Großeltern leben in Frankreich und kommen daher auch nicht wirklich in Frage. Ihr Bruder verstarb vor zehn Jahren bei einem Motorrad Unfall, daher kommen nur noch Sie infrage.“, zählte er uns alle Familienmitglieder auf. „Und was ist mit seinen Eltern?“ „Dort schaut es aus privaten Gründen auch eher schlecht aus.“ „Wie kann es in zwei Familien eigentlich so viele Tote geben?“, fragte ich mich leise. „Ja, ihre Familien sind vom Schicksal gestraft.“, stimmte der Anwalt mir zu.

„Können wir darüber nachdenken?“, fragte Herr Zummels. „Sie wissen was es bedeutet, wenn die Kinder bei mir aufwachsen?“ „Natürlich dürfen Sie darüber nachdenken. Und ja, ich weiß, dass die Kinder dann lernen müssen mit der Presse umzugehen, aber immer noch besser als ins Waisenhaus zu kommen. Finden Sie nicht?“, meinte Herr Kiesel. „Wieso Presse?“, fragte ich verwirrt. „Sie wissen nicht wer Herr Hummels ist?“, fragte er mich verwundert. „Der Cousin meines Schwagers?“ „Und Abwehrspieler beim BVB. Er hat vergangene Saison zum zweiten Mal in folge die Meisterschaft gewonnen und er hat mit dem BVB den DFB Pokal gewonnen. Außerdem hat er für die Nationalmannschaft jedes Spiel bei der EM bestritten. Er war einer der besten Spieler des Turniers.“, erklärte er mir und sein Grinsen wurde immer größer. „Ich hab es nicht so mit Fußball.“, meinte ich nur und zuckte mit den Schultern. Was beide Männer nur mit einem Stöhnen kommentierten.

„Wissen Sie was, wir treffen uns einfach morgen nochmal und besprechen alles. Um 11Uhr im Kaffee um die Ecke.“, schlug er vor und wir stimmten beide zu. 

Bevor wir gingen fragte ich allerdings noch: „Wo sind die Kinder eigentlich momentan?“ „Das Jungendamt kümmert sich vorerst um die beiden, bis Sie eine Entscheidung getroffen haben.“, antwortete Herr Kiesel mir.

Plötzlich Eltern (Mats Hummels FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt