Neue Bekanntschaften

2.7K 72 0
                                    

Giulias Sicht

Ich war unter der Woche mit Nessa nach Nürnberg gefahren. Wir hatten meine Sachen in Kisten gepackt, ich war bei meiner Chefin gewesen, die mir in Dortmund doch tatsächlich einen neuen Arbeitsplatz besorgt hatte und am nächsten Tag waren wir in einem Umzugslastwagen losgefahren. Wir durften uns vorne mit reinsetzten und dann ging es wieder nach Dortmund.

Nun stapelte es sich alles im Wohnzimmer vom neuen Haus, wo wir bis jetzt noch nicht wirklich weiter waren, außer dass jedes Zimmer nach längeren Streitereien endlich gestrichen war. Mein Vater hatte sich erst einmal ein Zimmer in einem Hotel genommen und wollte sich jetzt wirklich scheiden lassen. Mats wohnte weiterhin bei sich und ich bei den Kindern, obwohl ich zugeben musste, dass er sich wirklich Mühe mit Janni machte, der Kleine hatte aber auch wirklich einen Narren an ihm gefressen.

Am Samstag Morgen klingelte es an der Tür. Da nach zehn Minuten immer noch keiner aufzumachen schien und der vor der Tür anscheinend auch nicht gehen wollte, stand ich grummelnd auf. „Mats, du Spasti. Du hast einen Schlüssel, den benutzt man um Türen aufzumachen! Weißt du die haben vorne so ein Bart und den steckt man dann ins Schlüsselloch und dann....“ Ich schaute erst jetzt hoch, da ich auch kurz brauchte um mich an die Sonne zu gewöhnen und da stand nicht Mats sondern ein Haufen von Mädchen. „Was kann ich für euch tun?“, fragte ich etwas verwirrt. „Bist du Giulia? Mats neue Freundin?“, fragte die ein Blondine. „Ne, die beiden bekommen es nicht auf die Reihe. Sie sind erst noch auf Level 1: 'Wir zicken uns gegenseitig an.'“, meinte Nessa, die plötzlich neben mir stand. „Kommt doch rein.“, fügte sie dann hinzu.

Als die zehn Frauen alle im Wohnzimmer auf dem Sofa saßen kam auch Janni die Treppen runter getrampelt. „Ist Mats da?“, fragte der Knirps begeistert und war enttäuscht als er die Frauen sah. „Hat Mats euch gar nicht gesagt, dass wir vorbeikommen um euch abzuholen?“, fragte eine Schwarzhaarige. „Nein, dass muss er wohl vergessen haben, wie so vieles.“, knurrte ich. Dann viel ihnen auf, dass sie sich noch nicht vorgestellt hatten. „Macht euch schnell fertig, dann können wir losfahren.“, meinte Ulla, die Frau vom Trainer.

Eilig gingen wir ins Bad und machten uns fertig. Ich kam in Röhrenjeans, einem Top und meiner Jeansjake wieder runter. Janni suchte verzweifelt nach seinem Hummels Trikot, dass Mats ihm vor ein paar Tagen geschenkt hatte. Letztendlich fanden wir es in seinem Bett, er hatte es seinem Teddy angezogen gehabt. Um zehn kamen wir dann endlich aus dem Haus. Wir fuhren mit vier Autos, ich fuhr mit den Kindern mit Anna, der Freundin von Robert Lewandowski und Lisa, der Freundin von Moritz Leitner mit.

Wir brauchten viereinhalb Stunden nach Nürnberg und bevor wir weiter zum Stadion fuhren machten wir halt bei McDrive. Vorm Stadion angekommen schaute mich Tina, die Freundin von Sebastian Kehl, kritisch an. „So kannst du da nicht rein.“; meinte sie schließlich und hielt mir ein Trikot hin. Natürlich von Mats! Nessa neben mir lachte sich halb tot, so amüsant fand sie das Ganze. „Muss das sein?“, fragte ich gequält. Ich schaute in die Gesichter der anderen und es war klar, dass wenn ich es nicht freiwillig tat, dass sie mich dann dazu zwingen würden. Seufzend ergab ich mich und zog mir das Trikot über. Zufrieden machten wir uns auf zu unseren Plätzen bei den VIP. „Matse wird gleich spielen.“, meinte Janni ganz aufgeregt und hüpfte begeistert rum. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. „Er ist so süß.“, meinte Caro, Marcos Freundin. „Naja, er kann manchmal schon ekelig werden. Zum Beispiel wenn er einen Wutanfall bekommt, weil etwas nicht nach seinem Kopf geht. Aber das passiert nur sehr selten, da Mats ihm jeden Wunsch von den Lippen abließt.“, lachte ich.

Das Spiel ging Unentschieden aus und wenn ich ehrlich war, ich wusste nicht, was alle so toll am Fußball fanden. Obwohl die Stimmung die die Fans vom BVB machten war schon gigantisch, auch als sie 1:0 zurücklagen feuerten sie ihre Mannschaft an und bejubelten sie.

Nach dem Spiel gingen wir runter in die Katakomben und warteten darauf, dass die Jungs rauskamen. Mats war der dritte oder vierte. Janni rannte los und warf sich ihm sofort in die Arme. „Wieso freust er dich so? Sie haben nicht einmal gewonnen?“, fragte ich Nessa leise. Die verdrehte die Augen und meinte: „Weil er einen Knall hat.“ „Na Mädels?“, begrüßte er nun auch uns und nahm uns in den Arm. Als er mein Trikot sah, drehte er mich um und grinste breit als er seinen Namen sah. „Warum hast du nicht gleich gesagt, dass du ein Fan von mir bist.“ „Tina hat mich gezwungen.“, protestierte ich. „Ja, klar. Du musst es nicht leugnen, es ist nicht schlimm wenn du mich vergötterst.“, meinte er süffisant. „Mats, halt dein eingebildetes Maul oder ich stopfe es dir.“, drohte ich ihm. 

„Genau, lass sie.“, verteidigte mich Kevin und legte mir ein Arm um die Schulter. „Und konnten wir dich überzeugen?“, fragte er. „Nein, ich finde Fußball nach wie vor langweilig und halte es für Zeitverschwendung, aber eure Fans haben mich überzeugt.“, lächelte ich. „Naja, was nicht ist kann ja noch werden. Du musst dir mal eins anschauen wenn wir so richtig aufdrehen. Dann wirst du es lieben.“, meinte überzeugt.

Ich hatte mit den Mädels ausgemacht, dass ich mit meinem Auto zurückfahren würde und ich mir ein Taxi bestellte um mit den Kindern zu meiner alten Wohnung zu fahren, wo es noch parkte. Wir verabschiedeten, tauschten Nummern und ich musste versprechen, dass sie im Haus gestalten helfen durften. Wir verabschiedeten uns auch von den Jungs die wir kannten und warteten dann auf unser Taxi, dass kurz darauf auch kam. Plötzlich stand Mats neben uns. „Was machst du hier?“, fragte ich ihn skeptisch. „Ich fahr mit euch zurück.“, antwortete er und nahm mir Jannis Kindersitz ab, den ich aus Lisas Auto wieder mitgenommen hatte. 

Wir brauchten vom Stadion aus eine halbe Stunde zu meiner alten Wohnung. Ich machte mein Auto auf und schnallte den Kindersitz fest, dann setzte ich Janni rein, der in meinen Armen eingeschlafen war. Nessa setzte sich neben ihn auf die Rückbank und Mats nahm auf den Beifahrersitz platz. 

Ich sah ein letztes Mal wehmütig zu meiner Wohnung hoch. Es war meine erste Wohnung gewesen und nach dem Gefängnis meiner Mutter war das meine Befreiung gewesen.

Dann stieg ich ein und fuhr los. Mats grummelte vor sich hin. „Mini, tz. Ich hätte niemals gedacht, dass du einen Mini fährst. Hier haben ja normalgroße Leute kein Platz.“ Ich lächelte über ihn, erwiderte allerdings nichts, sondern schaltete das Radio an.

Plötzlich Eltern (Mats Hummels FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt