Von großer zu kleiner Schwester

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Giulias Sicht

Ich war in einem netten, kleinen Hotel abgestiegen. Das Zimmer war klein, hatte aber einen Fernseher und war auch ganz nett eingerichtet.

Ich konnte es immer noch nicht glauben, dass Anna tot war. Nachdem sie ausgezogen war, hatte meine Mutter den Kontakt zu ihr unterbunden und ich dachte einfach jetzt, wo sie ihr eigenes Leben hatte, hatte sie keine Interesse mehr an mir. Als ich dann ebenfalls ausgezogen war und in eine andere Stadt gezogen war um meiner Mutter zu entkommen, da hatte ich immer gedacht, dass Leben ist noch lang, ich werde noch genug Zeit haben um sie zu suchen und wieder den Kontakt zu ihr aufzunehmen. Doch jetzt war es zu spät. Für immer zu spät. Das Ganze hatte so etwas endgültiges, dass ich es gar nicht wahr haben wollte.

Die Nacht war sehr kurz gewesen, da ich ewig nachgedacht hatte. Doch als ich ins Kaffee kam, wo noch keiner der beiden Männer anwesend war, hatte ich bereits einen Entschluss gefasst. Egal, wie sich dieser Rummels, oder wie er auch immer hieß sich entscheiden sollte, ich würde die Kinder aufnehmen und für sie da sein. Denn das war ich ihnen, meiner Schwester und mir schuldig.

Nachdem ich meinen ersten Kaffee getrunken hatte, kamen auch die beiden Herren. „Guten Morgen Fräulein Speer.“, begrüßte mich Herr Kiesel und der andere nickte mir zu. „Und wie haben Sie sich entschlossen?“ „Also ich würde die Kinder aufnehmen.“, meinte Herr Hummels. „Ich auch.“ „Na dann, bekommen sie das gemeinsame Sorgerecht.“, meinte der Anwalt begeistert. „Könnte man es auch einrichten, dass ich das alleinige Sorgerecht bekomme?“, fragte der arrogante Arsch neben mir. „Ich bitte Sie. Wer glauben Sie eigentlich wer Sie sind? Ich habe genauso ein Recht auf das Sorgerecht der Kinder.“ „Aber ich kann den Kindern mehr bieten.“, widersprach er mir. „Aber ich bin ihre Tante und Sie sind nur der Großcousin oder so etwas. Und sie können ihnen bieten, dass die Presse sich den Mund über die beiden zerreißt.“, konterte ich. „Es tut mir Leid, aber wenn Sie beide das Sorgerecht haben wollen und keiner freiwillig verzichtete, und so schaut es momentan aus, dann bekommen Sie das gemeinsame Sorgerecht. Was bedeutet, dass sie gemeinsam in einem Haus mit den Kindern leben und sich um sie kümmern und die Erziehungsberechtigten sind.“, erklärte Herr Kiesel uns.

Da wir beide auf das Sorgerecht bestanden sah es so aus, als würde es darauf hinauslaufen. „Herr Wolf hat gerade ein Haus fertig bauen lassen, in das sie an ihrem Hochzeitstag einziehen wollen, der in einer Woche gewesen wäre. Dort können sie mit den Kindern einziehen. Allerdings muss es erst eingerichtet werden. Und es wäre gut wenn einer von Ihnen bis dahin mit den Kindern in der alten Wohnung wohnen könnte.“, fuhr er fort. „Das kann ich machen.“, bot ich mich an. „Sie müssen natürlich dann auch von Nürnberg hierherziehen und ihren Wohnsitz ändern, falls Sie da irgendwelche Hilfe benötigen, steh ich Ihnen natürlich gerne zur Verfügung.“

Danach fuhren wir noch zu dem Haus, dass wir die Tage einrichten sollten. Es war ziemlich groß. Und bestand nur aus Holz und Glas. Es war auch in einer netten Gegend und der Affe war ganz begeistert. „Das ist ja praktisch um die Ecke von Kevin.“ Während die anderen noch das Haus begutachteten, rief ich meine Chefin an. Sie bekundete mir ihr Beileid und versprach mir einen neuen Job in Dortmund zu finden. Denn sie hatte dort einen Freund der begeistert von meiner Art zu schreiben sein könnte, meinte sie. Und nahm sich vor gleich darum zu kümmern. Ich weiß nicht wieso sie mich so mochte, doch ich war ihr so unendlich Dankbar.

Anschließend war Herr Kiesel der Meinung, dass wir in die Wohnung fahren konnten, aber vorher natürlich noch schnell beim Hotel vorbei schauen konnten, damit ich meine Sachen holen konnte. In der Wohnung waren die Kinder anscheinend schon anwesend und eine völlig überforderte Frau vom Jungendamt saß verzweifelt im Wohnzimmer auf dem Sofa. „Die Kinder sind sofort in ihre Zimmer. Sie haben kein Wort mit mir geredet und der kleine Junge hat die ganze Zeit geweint und war keine Sekunde ruhig.“, meinte sie schon fast hysterisch. „Was haben Sie erwartet? Die Kinder haben ihre Eltern verloren.“, ich schaute die Frau entgeistert an, die mich jetzt anfunkelte. „Da Sie ja jetzt da sind können Sie sich ja mit den Bälgern herumschlagen. Viel Spaß und auf wiedersehen.“, sie nahm ihre Handtasche und ging. „Dummes Ding.“, murmelte ich.

Plötzlich Eltern (Mats Hummels FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt