Plötzlich Eltern (Mats Hummels FF)

Verzeihen auf Raten

Mats Sicht

Wir waren enttäuscht, dass wir das Finale nicht gewonnen hatten, das war klar. Allerdings hatten wir wirklich eine super Saison gespielt und gerade in der Königsklasse gezeigt, wie gut wir waren. Wir hatten wahnsinnig viel dieses Jahr erlebt. Wenn ich allein an das unfassbare Spiel gegen Malaga dachte, wo wir eigentlich schon ausgeschieden waren und dann in der Nachspielzeit, als keiner mehr daran geglaubt hatte, durch die Tore von Marco und Phille doch noch ins Halbfinale eingezogen waren. Das waren Emotionen, die ich nie vergessen werde. Die keiner von uns je vergessen wird!! Ganz egal wo er spielt. Ereignisse und Erinnerungen wie diese würden uns für immer zusammenhalten. Gerade weil die Mannschaft für einen jeden von uns, wie eine Familie war. Und egal wo wir auch hingingen, wir würden zurückkehren. Genauso wie Nuri!

Und unsere Fans hatten uns gefeiert, als hätten wir den Pott geholt. Mir und einigen anderen standen die Tränen in den Augen. Unsere Fans machten uns zum geilsten Verein dieses Universums, denn kein Verein hatte so tolle Fans wie wir, das stand fest! Denn vielleicht konnte man Spieler kaufen, aber keine so treuen, tolle Fans!

Giuls hatte ich noch nicht gesehen seitdem ich wieder da war. Als ich heute morgen zum Frühstück kam, stand allerdings ein frischgemachter Kuchen. Ich liebte ihre Kuchen. Sie machte sie immer selbst, während meine Mutter immer Backmischungen benutzt hat. Sie hatte mir eine Nachricht dagelassen, dass sie im Krankenaus sei um zu sehen, ob sie den Gips schon abmachen konnte. José hatte sie gefahren und Dani hatte sie mitgenommen. Auf dem Weg hatten sie gleich noch Janni und Nessa abgesetzt.

Meine Mutter war von London aus mit meinem Vater wieder nach Hause gegangen. Kurz, ich war auf mich allein gestellt. 

Aber jetzt war erst einmal Urlaub angesagt. Ich musste mich zwar etwas schonen, weil ich mein Fuß noch etwas schmerzte wenn ich ihn zu sehr belastete, nachdem ich gegen Hoffenheim umgeknickt war. 

Ich hatte mir überlegt, dass wir alle zusammen in den Urlaub fahren könnten, aber Janni, Nessa und José mussten ja noch bis zum 22.07. zur Schule gehen, deswegen musste ich mir da noch was überlegen. 

Ich war gerade dabei ein bisschen fern zu schauen und dabei mir alles ein bisschen durch den Kopf gehen zu lassen, als ich die Haustür hörte. Allerdings kam niemand ins Wohnzimmer, anscheinend hatte Giuls den Fernseher gehört und zog sich deswegen sofort in ihr Zimmer zurück. Ich raufte mir leicht frustriert die Haare. Bei Giuls Dickkopf konnte das noch ewig so weiter gehen!!

„Hey!“, hörte ich sie dann plötzlich hinter mir. „Fällt dir was an mir auf?“, fragte sie mich und hüpfte ein paar mal vor mir im Kreis herum. „Dein Gips ist ab.“, grinste ich sie an. Sie nickt fröhlich und machte vor meinen Augen eine Spagat. „Wo sind denn die Kinder?“ „José, Nessa und Janni sind in der Schule. Ich bin mit dem Taxi vom Krankenhaus zurückgefahren und da ist Dani eingeschlafen. Deswegen habe ich ihn noch schnell in sein Bettchen gebracht. Und wie geht’s dir?“ „Geht schon... Ich habe gehört du hast geweint, als wir verloren haben.“, lächelte ich sie verschmitzt an. „Ihr habt mir Leid getan. Ich wusste doch wie hart ihr alle gekämpft habt und ihr hättet ihn euch so sehr verdient!“, meinte sie und lies sich neben mich fallen. 

„Bist du noch sauer?“, fragte ich nach einer Weile. „Enttäuscht, vielleicht. Aber nicht mehr wirklich sauer! Trotzdem wird es ein bisschen brauchen, bis ich dir wieder voll vertraue und ich werde bestimmt nicht alles von heute auf morgen vergessen. Ich kann ziemlich nachtragend sein, deswegen lass dir bloß nicht zu viel zu Schulden kommen in der Zukunft!“, murmelte sie. „Ich werde mich benehmen wie ein dressiertes Hündchen. Hat anscheinend auch sein Gutes das wir das Spiel verloren haben. Ich bin mir sicher, ich habe gerade einen Mittleidsbonus bekommen.“, lachte ich. Sie streckte mir die Zunge raus und lehnte sich dann gegen meine Schulter. Wir schwiege einfach. Diese Stille hatte nichts unangenehmes, sie war eher entspannend und das Wissen das sie nicht mehr sauer auf mich war, sondern das mir mehr oder weniger verziehen hatte war gut.

Nachts

Irgendwann Nachts, als ich schon geschlafen hatte, stupste mich etwas auf die Nasenspitze. „Mats! Mats! Mats! Bist du wach? Mats! Mats! Mats!“ Genervt stöhnte ich und öffnete mein linkes Auge zur Hälfte. Ich entdeckte Janni der halb über mich gebeugt war und gerade wieder dazu ansetzte auf meine Nase zu drücken, als wäre sie ein Basser. „Janni,was machst du hier?! Wie spät ist es?“ „Kurz nach drei.“, meinte der Knirps und schaute mich mit großen Augen an. „Darf ich heute Nacht bei dir schlafen?“, fragte er. Ich hob meine Bettdecke an der linken Seite hoch, er schlüpfte drunter und kuschelte sich dann sofort an mich. 

Kurz darauf, ich war gerade wieder am eindösen, stupste er mich wieder. „Mats! Mats!...“ „Was Janni?!“ „Darf ich dich was fragen?“ „Das war schon eine Frage!“ „Darf ich dir noch eine stellen?“ „Schieß los!“, grummelte ich. „Hast du Dani jetzt eigentlich lieber als mich?“ „Wie kommst du denn auf den Blödsinn?“, fragte ich den Kleinen und dreht mich zu ihm um. „Weil er jetzt dein eigenes Kind ist.“ Er sah mich aus seinen großen Knopfaugen an. „Das ist doch Schwachsinn Kleiner. Ich habe euch beide gleich lieb und ich werde euch auch immer gleich lieb haben.“ „Und hat Giuls ihn lieber als mich? Weil er hängt immer an ihr dran!“ „Weil Giuls jetzt seine Mami ist. Und du hingst doch in Danis Alter auch immer an deiner Mami. Weißt du Dani ist jetzt ein noch kleiner Knirps als du. Wir müssen ihn beschützen und behüten, damit er irgendwann mal stark genug ist um sich selbst zu beschützen. Du bist jetzt unser Großer und Giuls und ich lieben dich genauso wie Dani, Nessa und José. Verstehst du?“ 

Darauf schwieg er eine Weile. „Giuls ist ja nicht Danis wirkliche Mutter. Das war ja die blöde Marie. Wirst du Giuls auch irgendwann ein eigenes Baby machen?“ „Ich hoff es Janni. Ich hoffe es.“, lächelte ich. 

Ich nahm den Kleinen in den Arm. „So jetzt wird aber geschlafen!“ „Gute Nacht Mats!“ „Nacht!“ „Hab dich lieb Mats!“ „Ich hab dich auch lieb Großer!“