'Positiv' kommt immer auf den Blickwinkel des Betrachters an

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Giulias Sicht

Heute war ein wunderschöner Tag. Draußen schien die Sonne. Die Jungs hatten zwar gegen Real Madrid in Madrid 2:0 verloren. Aber durch das 4:1 standen sie im Finale. Im Finale gegen Bayern. Kevin war überhaupt nicht mehr runterzubekommen von seiner Wolke. 

Vor einer Woche wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und so gut die Stimmung auch war, ich wurde den Eindruck nicht los, dass irgendetwas nicht stimmte. 

Mats benahm sich komisch, Nessa erdolchte ihn mit ihren Blicken wann immer sie konnte und José musste immer an sich halten nicht einen Lachanfall zu bekommen, wenn er uns sah. Lulu ignorierte Mats völlig und Kevin... Naja Kevin war noch nie normal. Der einzige der sich wirklich normal benahm war Janni und dafür war ich dem Kleinen echt dankbar. Obwohl ich mir denken konnte warum alle seltsam waren...

Langsam kamen auch die Erinnerungen wieder. Das ich nicht mit Mats verheiratet war, wusste ich von Anfang an. Es war eigentlich ein Test. Ein Test bei dem er durchgefallen war! Ich wusste, dass ich zu Lulu wollte, weil wir uns gestritten hatte. Aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern über was wir gestritten hatte. Daher wollte ich ihn testen, ob er mir auch die Wahrheit erzählte, jetzt wo ich mich an nichts erinnern konnte. 

Im nach hinein musste ich zugeben, dass es echt kindisch und eigentlich eher peinlich war, aber ich konnte es nicht mehr rückgängig machen. Ich musste ihm natürlich sagen, dass ich wusste das wir nicht verheiratet waren. Obwohl es mich auch ernsthaft interessieren würde, wie lange er mir noch vorgaukeln würde, dass wir verheiratet sind. Die getrennten Zimmer hatte mir damit erklärt, dass wir uns gegenseitig gern an die Gurgel gehen und daher manchmal ein bisschen Privatsphäre gut war. 

Die Kinder waren gerade alle in der Schule, Mats war beim Training und ich humpelte durchs Haus, als das Telefon klingelte. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig. Die Leute konnten sich aber auch nicht angewöhnen das Telefon länger klingeln zu lassen. Wie sollte man denn bitte auf Krücken so schnell zum Telefon kommen?

„Speer!“ „Hallo Frau Speer, hier ist Stefan Kiesel.“ „Oh, hallo Herr Kiesel. Wie kann ich Ihnen helfen?“ „Ich habe es schon öfters bei Herrn Hummels auf dem Handy versucht, allerdings geht er nicht an sein Handy ran. Vielleicht können Sie ihm etwas ausrichten.“ „Aber natürlich Herr Kiesel, um was geht es denn?“ „Wegen dem Vaterschaftstest, den ich bei dem Kind veranlassen sollte. Es ist so der Vaterschaftstest war positiv. Das heißt ich gratuliere Herrn Hummels, er wird Vater.“ Geschockt ließ ich das Telefon sinken. „Hallo?! Frau Speer?! Sind sie noch dran?“ „Was? Natürlich. Ich werde es ihm ausrichten. Auf wieder hören.“ Schnell legte ich auf. 

Das war es also warum wir gestritten hatten. Viel Zeit es zu verarbeiten hatte ich allerdings nicht, denn ich dem Moment klingelte die Haustüre. Vor der Tür stand Ulla, Mats Mutter. 

„Giulia, meine Süße, wie geht’s dir?“ Sie nahm mich in dir Arme und drückte mich. „Geht schon. Seit wann bist du in Dortmund?“, fragte ich. „Ach ich bin heute erst angekommen. Ich wollte mal wieder die Kinder besuchen.“, lächelte sie mich an und ging mit mir ins Wohnzimmer. „Die Kinder oder deinen Enkel?“, fragte ich. „Hat er endlich mit dir darüber geredet?“, stellte sie die Gegenfrage und sah erleichtert aus. „Nein, ich habe gerade von Herrn Kiesel erfahren, dass der Vaterschaftstest positiv war und jetzt machen alle Erinnerungsfetzen einen Sinn. Und wie ich ihn kenne solltest du aushelfen, bis er mich weichgeklopft hat. Stimmt's?“ „So kann man es nicht sagen. Ich sollte auf den Kleinen aufpassen, bis er dir die Wahrheit gesagt hat. Auch darüber das ihr nicht verheiratet seid.“, meinte Ulla und ich konnte ihr ansehen, dass ihr das Ganze nicht ganz angenehm war. „Das weiß ich doch, ich wollte ihn nur testen.“ „Testen?!“, sie schaute mich verwirrt an. „Ich konnte mich an den Grund unseres Streites nicht mehr erinnern. Ich hatte die Bilder vor mir, an die konnte ich mich erinnern. Aber es war wie ein Film ohne Ton. Ich wusste nicht mehr um was es ging. Und ich wollte teste, wie schnell er mir die Wahrheit sagt. Ich gebe zu, es war fürchterlich infantil. Aber weißt du, er hat sich einen Ehering gekauft. Kannst du dir vorstellen, dass er sich lieber einen Ehering kauft, anstatt mir zu sagen, dass wir nicht verheiratet sind. Wir haben so in unseren Lügen verstrickt, dass klar war, dass einer vor uns auf die Fresse fliegt.“ Mir liefen stumme Tränen die Wange herunter.

„Giulia, ich mag dich. Und das weißt du. Du hast in der letzter Zeit viel mitmachen müssen. Annas Tod, die Kinder, Mats, die Presse, die Trennung von diesem Arzt, der Unfall und jetzt das mit diesem unehelichen Kind. Und ich ziehe meinen Hut vor dir. Du bist selbst noch so jung und trägst das alles mit so viel Fassung und Stärke. Das schaffen nicht viele und was du für die Kinder aufgegeben hast, ist nicht selbstverständlich. Du hast im Gegensatz zu Mats gezeigt, dass du Verantwortung tragen kannst und du hast viel mehr geopfert als Mats. Auch wenn ihm das nicht ganz klar ist. Und jetzt hat er auch noch ein 'eigenes' Kind und du denkst das du vielleicht niemals eins bekommen wirst. Ich versteh das das hart ist, ich versteh dich da vollkommen. Und um das was ich dich jetzt bitte, ist wahrscheinlich ungeheuerlich von mir, aber ich mach es trotzdem, weil der kleine Knirps mein Enkel ist. Der Kleine kann nichts für seinen Vater und seine Mutter. Seine Mutter will ihn abschieben, entweder zu Mats oder ins Waisenheim stecken. Mats wird nie genug Zeit haben um sich um ihn zu kümmern, wegen seiner Karriere. Deswegen bitte ich dich, dass du dem Kleinen eine Chance gibst. Denn du bist vielleicht seine einzige Chance in diesem Chaos, eine behütete Kindheit zu haben. Bitte!“, auch ihr liefen mittlerweile die Tränen übers Gesicht. Sie hielt meine Hände festumschlossen und sah mir in die Augen. „Ich muss darüber nachdenken.“, flüsterte ich. 

Ich zuckte zusammen, als ich hörte wie die Tür zugeschlagen wurde. „Ich bin wieder da!“, hörte ich Mats rufen.

Schnell stand ich auf. Ich verfluchte meine Krücken, denn mit denen war ich so langsam und so war ich erst bei den Treppen, als Mats ins Wohnzimmer kam. Eigentlich wollte ich schon längst in meinem Zimmer sein. Kaum hatte ich ihn gesehen, strömten mir noch mehr Tränen über die Wangen. Ich konnte es nicht verhindern und es war als ob er mir in diesem Moment noch das letzte bisschen Stolz das ich hatte, genommen hatte.

Plötzlich Eltern (Mats Hummels FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt