Kapitel 5 x

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Scott McCall PoV
Alle ausser Malia waren dafür, dass Percy die Wahrheit erfährt. Sie fragte, ob ich Percy vertraute. Ich war mir nicht ganz sicher, aber ich konnte ihn wenigstens im Auge behalten. Also beschlossen wir, Percy ins Loft mitzunehmen.

Aber davor hatten wir noch Schule und Lacrosse Training. Die Schule war zum Glück schnell vorbei und niemand hatte sich Nachsitzen eingehandelt. Obwohl Percy seine Fähigkeiten in Sachen Lehrer (und Mitschüler) zu nerven, genug unter Beweis gestellt hatte. Er konnte nicht stillsitzen und trommelte ständig mit seinem Kugelschreiber auf dem Pult herum, was für meine Werwolf-Ohren pure Qual war. Lesen konnte er aufgrund seiner Legasthenie auch kaum. Ausserdem flog sein Blick pausenlos kreuz und quer durch den Klassenraum, als hätte er Angst, beobachtet zu werden.

Nach der Schule war das Lacrosse Training dran. Percy setzte sich auf die Tribüne und schaute zu. Irgendwann gewann sein ADHS die Überhand und er begann hin und her zu gehen. Wenig später fragte er den Coach, ob er irgendwie mitmachen könnte. Coach fragte: "Hast du je zuvor Lacrosse gespielt?" "Ich hab noch nie Lacrosse gespielt, aber ich hab Ahnung davon wie es funktioniert." "Was für Sport machst du dann? Du siehst ziemlich durchtrainiert aus." "Schwertkampf. Ich hab auch Bogenschiessen versucht, aber das kann ich gar nicht. Ich treffe nicht mal die Zielscheibe. Aber Schwimmen, Rudern und Tauchen liegt mir sehr"

Mir kamen langsam Bedenken. War Percy wirklich kein Jäger? Der Coach warf Percy ein Shirt mit der Nummer 34 zu, zusammen mit einem Helm und einem Stock. Percy fing alles mit einer eleganten Bewegung. Dann wechselte er auf dem Feld sein Shirt und schmiss das andere Shirt neben das Feld. Er hatte ein ordentliches Sixpack. Aber das war nicht das Ungewöhnlichste. Sein Oberkörper war von Narben übersät. War das beim Schwertkampf passiert?

Dann fiel mir noch etwas anderes auf. Das Pflaster, das meine Mom ihm an den Arm geklebt hatte, war mit der Wunde zusammen verschwunden! Wieso hat er es nicht heilen lassen, als er telefonierte? Dann hätte niemand davon was mitbekommen. Ich fragte mich immer mehr was Percy wirklich war. Wenn er ein Werwolf war, oder ein Höllenhund, dann hatte er das bisher echt gut versteckt, denn ich roch an ihm nichts, ausser dem leichten Geruch einer salzigen Meeresbrise. Ich fragte mich, was er auf dem Feld so hinbekommen würde. 

Auch der Coach sah die Narben und hatte wieder genauso einen Moment als damals die Kette aus Stiles' Spind gefallen war. Er wollte wissen, woher die Narben kamen, wusste aber, dass es verstörend wäre, es zu wissen. Dann halbierte der Coach die Mannschaft und liess uns gegeneinander antreten. Percy war in meinem Team.

Das Spiel ging los. Percy hatte unglaubliche Reflexe. Wahrscheinlich vom Schwertkampf. Er schnappte sich den Ball mehrere Male und passte ihn dann extrem präzise an einen anderen Spieler weiter. In einer Pause sagte ich ihm, dass er auch mal aufs Tor schiessen soll. Das tat er auch. Er fing den Ball und rannte mit ausserordentlicher Geschwindigkeit aufs Tor zu. Er konnte auch wirklich schnell rennen, für einen Menschen. Nur bezweifelte ich mittlerweile ziemlich, dass er ein Mensch war. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, was er denn war, wenn er kein Mensch war.

Der Schuss ging ins Tor. Percy fing danach den Ball erneut und tat nochmals dasselbe. Wieder ein Volltreffer. Der Coach war beeindruckt und fragte Percy, ob er ins Team will. Percy war begeistert von der Idee. Coach wollte sogar, dass Percy beim Spiel gegen die Devenford Prep in der ersten Reihe spielte.

Percy Jackson PoV
Dieser Coach fand mich echt toll. Aber ich hätte vielleicht in die Umkleide gehen sollen, um das Shirt zu wechseln. Das hätte mir eine Menge fragender und verwirrter Blicke erspart. Und Scott hatte bemerkt, dass der Schnitt an meinem Arm verheilt war. Aber ich meine, wieso sollte ich die Heilung unterdrücken, wenn ich schon dusche? 

Als wir im Auto sassen, auf dem Weg zum Loft, überlegte ich mir, meine Fähigkeiten zu offenbaren. Ich musste ja nicht sagen, dass mein Dad Poseidon ist. Ich war hin und hergerissen. Einerseits wusste ich, dass es keine besonders gute Idee war, Sterblichen von halbgöttlichen Fähigkeiten zu erzählen, egal ob sie nun wussten, woher sie kamen, oder eben nicht. Andererseits fand ich es unfair, dass sie mir ihre Geheimnisse verrieten, aber ich mich nicht ansatzweise revanchierte.

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