Kapitel 12 x

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Scott McCall
Am Nachmittag ging ich mit Percy und Mrs. O'Leary in den Wald. Erst liefen wir ein wenig planlos herum, dann wollte ich ihm meinen Lieblingsort zeigen. Er lag etwas entfernt von Beacon Hills auf einem Hügel und man hatte die perfekte Aussicht auf die Stadt. Dort hatte ich mich oft mit Allison getroffen, denn in der Nacht sah das Ganze noch viel schöner aus. Bei dem Gedanken an sie wurde ich traurig. Ich vermisste sie so sehr.

Bald begann es dunkel zu werden und wir machten uns auf den Weg zum Grundstück der Martins. Wir waren wieder zu Fuss unterwegs und ich war wieder beeindruckt wie schnell und leichtfüssig sich Percy bewegen konnte. Ich hatte Schwierigkeiten mitzuhalten, obwohl auch ich ein Werwolf war.

Nach etwa zehn Minuten kamen wir am Wassergrundstück an. Alle ausser Stiles waren schon da, aber auch er tauchte nach kurzer Zeit auf. Wir setzten uns in einem Kreis auf den Boden und assen die Sandwiches, die wir mitgebracht hatten.

Nach dem Essen kam Derek vorbei und brachte eine grosse, rote Sporttasche mit. Dem metallischen Klirren nach zu urteilen, war die Tasche gefüllt mit Ketten. Er stellte sie in unsere Mitte und sagte: "Heute Nacht müsst ihr besonders aufpassen. Ich bin sicher, dass dieser Jäger irgendwo da draussen im Wald lauert und nur darauf wartet, dass irgendjemand von uns ihm in die Arme läuft." Lydia stand auf und erwiderte: "Für Stiles würde er sich wahrscheinlich nicht interessieren, aber so oder so, es war nicht unser Plan jemanden, der nicht bei Sinnen ist, da rauszulassen." Beim letzen Teil blickte sie hinüber zu Percy. Er würde es heute Nacht am schwersten haben.

Nachdem Derek wieder gegangen war, gingen wir ins Bootshaus. Während ich die Ketten um Percys Arme und Beine legte, fragte ich ihn: "Ist das dein erster Vollmond?" Statt einer Antwort nickte er nur. "Und wer hat dich eigentlich verwandelt?" "Mein Cousin." Als ihm auffiel, dass sein Cousin ihm gerade gegenüberstand, fügte er hinzu: "Nicht du. Ein anderer Cousin. Der Sohn des Bruders meines Vaters."

Ich trat zurück und betrachtete mein Werk. Percys Handgelenke waren mit Ketten aneinander und an einen eisernen Ring in der Wand befestigt. Seine Füsse konnte ich nirgendwo richtig festmachen, also hatte ich einfach eine Kette um beide Fussgelenke gewickelt. So würde er wenigstens nicht rennen können.

Percy Jackson PoV
Ich muss gestehen, Scott hatte gute Arbeit geleistet. Mein Plan schien eigentlich zu funktionieren, aber ein Blick auf die Ketten liess mich doch skeptisch werden. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Scott so gut ausgerüstet war, und ich war mir nicht sicher, ob ich die Ketten wirklich durchbrechen konnte.

Ich spürte förmlich, wie draussen der Mond aufging. Meine Sicht verschwamm kurz, als meine Augen rot zu glühen begannen. Dafür sah ich nachher um ein Vielfaches besser. Ein kurzes Brennen an den Fingerspitzen liess mich meine Hände betrachten. Aus den Fingerspitzen schoben sich Krallen, wie man sie an einem Raubtier sehen würde. Allerdings war ich ja auch genau das: Ein Raubtier.

In meinem Mund fühlte ich, wie meine Eckzähne länger und spitzer wurden. Ich hatte schon fast Angst, mich selbst an ihnen zu verletzen. Ich spürte ausserdem auch einen unstillbaren Blutdurst. Ich hätte am liebsten jedem um mich herum die Kehle rausgerissen.

Liam und Malia, die ebenfalls angekettet waren, schien es ebenso zu gehen. Wir alle rissen an unseren Ketten und kümmerten uns nicht darum, dass diese in unsere Hand- und Fussgelenke einschnitten.

Ich konnte direkt aufs ruhige Wasser des Sees sehen und sah darin die Spiegelung des Mondes. Die Anwesenheit des Wassers gab mir neue Kraft. Die Kraft, die ich brauchte, um mich loszureissen. Die Ketten fielen mit einem Klirren zu Boden und ich rannte los. Nicht mal Scott konnte schnell genug reagieren, ich rannte einfach an ihm vorbei, direkt auf den See zu. Kurz bevor ich kopfüber darin eintauchte, hörte ich Scott darüber fluchen, wie dumm er war, mich herzubringen, an einen See wo meine Macht noch grösser war.

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