Kapitel 6 x

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Percy Jackson PoV
Da es schon recht spät war, beschlossen wir alle nach Hause zu gehen. Auf dem Weg nach unten hielt Scott mich an und sagte: "Danke, dass du uns trotzdem gezeigt hast, was du kannst. Ich verstehe nur nicht, was daran so schlimm ist. Warum wolltest du es anfangs nicht verraten?" "Ich hab nicht die ganze Wahrheit verraten. Und das Schlimme ist vor allem das, was ich durchgemacht habe. Und gewisse Familienmitglieder, die mich schon versucht haben zu töten." Er nickte und ging weiter. Ich folgte ihm bis zum Parkplatz. Es regnete in Strömen, was mich persönlich rein gar nicht störte. Ich wurde ja nicht mal nass.

Bald stellten wir fest, dass wir ein Problem hatten. Das Auto ging nicht an. Wir brauchten Starthilfe, aber Stiles und die anderen waren schon weg. Als hätte Scott meine Gedanken gelesen, rannte er die Treppen wieder hoch, um Derek nach Hilfe zu fragen.

Ein paar Minuten später kam er zurück, aber ohne Derek. Dafür hatte er zwei Motorradhelme in den Händen. Er rief mir zu: "Er kann auch nicht helfen, aber er hat gesagt, wir können sein Motorrad nehmen und morgen das Auto holen." Scott gab mir einen Helm und ich zog ihn an. Dann stieg ich hinter ihm aufs Motorrad.

Keiner von uns hatte Regensachen dabei, also hielt ich Scott durch meine Kräfte trocken. Wir fuhren gerade am Waldrand entlang, als ich etwas metallisch aufblitzen sah. Bevor ich reagieren konnte, schrie Scott vor Schmerz auf. Ein Pfeil ragte aus seiner rechten Schulter. Er versuchte an den Strassenrand zu fahren, aber die Strasse war vom Regen rutschig. Das Motorrad begann zu schlingern. Scott versuchte zu bremsen, was alles noch schlimmer machte.

Er schaffte es noch für ein paar Meter, das Motorrad aufrecht zu halten, aber dann rutschte er seitlich aus. Ich flog vom Motorrad und schlug wenige Meter weiter auf die Strasse auf. Ich versuchte den Sturz mit den Armen abzufangen, aber mein Arm knackte schauerlich und knickte ein.

Ich konnte mich keinen Zentimeter bewegen. Der Regen hatte dummerweise nachgelassen. Trotzdem spürte ich wie die letzten Tropfen mich heilten. Es war nicht viel, aber wenigstens etwas. Ich sah Scott nicht und ich konnte mich auch nicht umdrehen. Er reagierte nicht, als ich seinen Namen rief.

Wir lagen mindestens fünf Minuten auf der Strasse, bis jemand vorbeifuhr. Ich hörte eine Autotür knallen und jemand in meine Richtung rennen. Dann wurde vor meinen Augen alles schwarz.

Das nächste, was ich mitbekam, war eine laute Sirene. Leute riefen sich irgendwas zu. Ich wurde auf eine Trage gehoben und in einen Krankenwagen gebracht. Dort gaben sie mir irgendwas. Die Schmerzen verblassten und dann wurde mein Sichtfeld erneut schwarz.

Melissa McCall PoV
Langsam machte ich mir Sorgen um die Jungs. Stiles war schon vor mehr als einer Viertelstunde vorbeigefahren. Ich beschloss sie zu suchen. Ich schnappte mir eine Jacke und lief hinaus. Dort merkte ich, dass Scott das Auto und den Schlüssel dazu hatte. Genervt ging ich wieder ins Haus und setzte mich auf die Couch.

Kurze Zeit später klingelte das Telefon. Ich stand auf und holte es. Das Display zeigte eine Nummer, die ich nur zu gut kannte: das Krankenhaus. Sofort breitete sich ein mulmiges Gefühl in mir aus. Ich meldete mich: "Hallo, hier ist Melissa McCall" Ich machte mich schon aufs schlimmste gefasst. "Guten Abend. Ihr Sohn und ein anderer Junge namens Perseus wurden vor wenigen Minuten auf der Strasse gefunden. Sie sind beide verletzt und momentan nicht ansprechbar. Sie wurden ins Krankenhaus gebracht. Es wird vermutet, dass es ein versuchter Mord war, denn in der Schulter Ihres Sohnes, der offenbar am Steuer war, steckte ein Pfeil. Der Pfeil ist bereits herausoperiert worden, aber es scheint ein Gift daran gewesen zu sein. Keiner der Ärzte hat je zuvor sowas gesehen." Nachdem die Krankenschwester aufgelegt hatte, rief ich sofort Stiles an: "Stiles, Scott und Percy hatten einen Unfall. Sie sind im Krankenhaus. Scott wurde vermutlich mit Eisenhut vergiftet. Da sie das Auto hatten komm ich nicht dahin. Kannst du vorbeikommen und mich mitnehmen?" "Sicher, ich bin gleich da."

Ein paar Minuten später sass ich schon bei Stiles im Wagen, auf dem Weg ins Krankenhaus. Er schien genauso nervös wie ich, denn er fuhr schneller als sonst und nahm die Kurven enger. Auf dem Parkplatz parkte er schief und wir rannten zum Eingang. Am Empfangstresen war niemand, also ging ich hinter den Tresen und loggte mich selbst in den Computer ein. Ich fand heraus in welchem Zimmer die beiden untergebracht waren und rannte los.

Im Zimmer stand nur ein Bett, darin lag Percy. Von Scott keine Spur. Ich ging zu Percys Bett. Seine Augen waren geschlossen, aber es schien im mehr oder weniger gut zu gehen. Allerdings war sein linker Arm geschient. Der Monitor neben seinem Bett zeigte einen normalen Puls.

Ich hörte hinter mir die Tür aufgehen und sprang auf. Eine Krankenschwester schob ein zweites Bett in den Raum. Das Bett war bereits besetzt; darin lag Scott. Ich lief zu der Krankenschwester und fragte sie, was passiert war. Sie sagte: "Diese beiden Jungen sind auf einem Motorrad am Wald entlanggefahren, als der Unfall geschah. Die Polizei vermutet, dass jemand vom Wald aus den Pfeil abgefeuert hat. Scott, der am Steuer war, litt unter der Wirkung des Gifts, weshalb er nicht mehr vernünftig anhalten konnte und einen Unfall baute. Ein wenig später kam jemand vorbei und hat 911 gerufen. Perseus hat es bei weitem nicht so schlimm erwischt wie Scott. Er hat einen gebrochenen Arm, Schürfwunden und eine leichte Gehirnerschütterung. Scott dagegen hat die Wunde des Pfeils und die Vergiftung. Ausserdem hat es seine Wirbelsäule erwischt. Wir wissen noch nicht wie schlimm es ist, aber das Gift scheint ihn zu töten." Ich rannte zu Scott und riss die Bandage von seiner Schulter. Meine Vermutung war bestätigt, von der Wunde stieg eine feine, gelbe Rauchfahne auf. Ich fragte Stiles, ob er wusste, wie man das heilt. "Derek hat einen Gasbrenner benutzt." Der nächste Ort, wo es bestimmt einen Gasbrenner hatte, war, war das Labor. Also nahm ich die Beine in die Hand und sprintete los.

Kaum war ich zurück im Zimmer, zündete ich den Gasbrenner und richtete die Flamme direkt in die Wunde. Die Krankenschwester war entsetzt und Stiles musste sie festhalten. Die Infektion ging zurück, bis sie ganz verschwunden war. Scott schien halb aufgewacht zu sein, seine Augen begannen rot zu leuchten und er schrie. Oder eher brüllte. Auf seine werwölfische Art. Ich stellte den Gasbrenner weg und atmete tief durch.

Um die Krankenschwester nicht zu verwirren, wenn die Wunde plötzlich weg war, machte ich einen neuen Verband um Scotts Schulter. Stiles hatte die arme Frau mittlerweile losgelassen. Sie schaute mich entgeistert an und fragte: "Sie wussten, was für ein Gift das war, aber Sie können doch nicht einfach mit einem Gasbrenner die Wunde ausbrennen!" "In der Tat, ich kannte dieses Gift. Feuer ist die einzige, mir bekannte, Möglichkeit es loszuwerden. Es hätte Scott innert weniger als einer Stunde töten können!" "Wie kommt es, dass Sie die einzige in diesem Krankenhaus sind, die dieses Gift kennen und genau Ihr Sohn damit vergiftet wurde?" "Es ist eigentlich nicht einmal ein Gift. Es ist eigentlich mehr eine allergische Reaktion. Und offenbar hat der, der den Pfeil geschossen hat, gewusst dass er darauf allergisch ist." "Von welcher Substanz reden wir eigentlich genau?" Ich beschloss zu lügen, da sie sonst womöglich Verdacht schöpfen würde: "Ich habe keine Ahnung wie es heisst, aber es ist so eine Blume." "Übrigens, das Motorrad ist abgeschleppt worden." "Hä? Waren sie nicht mit dem Auto unterwegs?" "Nein. Soweit ich weiss waren sie mit einem Motorrad unterwegs." "Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, warum sie nicht mit dem Auto da waren." Stiles hinter mir sagte: "Percy ist wach. Wir können mit ihm reden." Die Krankenschwester gab Scott ein Schmerzmittel und verliess das Zimmer. Stiles und ich setzten uns neben Percys Bett.

Percy Jackson PoV
Das nächste Mal wachte ich im Krankenhaus auf. Ein viel zu grelles Licht schien in meine Augen, sodass ich sie gleich wieder schliessen musste. Nachdem ich mehrmals geblinzelt hatte, konnte ich neben meinem Bett zwei Gestalten ausmachen. Als sich meine Augen endlich ans Licht gewöhnt hatten, erkannte ich die Gesichter von Stiles und Melissa. Mein Kopf tat immer noch weh und mein Arm ebenfalls. Der Arm war geschient und mit Verband umwickelt. Vermutlich war er gebrochen.

Dann fragte Stiles: "Was ist passiert?" Ich setzte mich erstmal auf. Dann antwortete ich: "Als wir losfahren wollten, ging das Auto nicht an. Derek hat uns sein Motorrad geliehen, damit wir trotzdem nach Hause konnten. Auf dem Weg hat jemand einen Pfeil auf Scott geschossen, worauf er einen Unfall gebaut hat." Weiter wusste ich nicht. Ich hatte keine Ahnung was danach passiert war. "Also steht das Auto immer noch beim Loft?", wollte Melissa wissen. "Ja, soweit ich weiss schon."

Da mein Arm immer noch sehr schmerzte, kam ich auf eine Idee. "Stiles, in meinem Rucksack ist eine Trinkflasche könntest du mir die bitte geben?" Er hob den Rucksack auf und nahm die Flasche heraus. "Kann es sein, dass du dich mit dem Wasser heilen willst?" Melissa schaute Stiles an, ein riesiges Fragezeichen prangte auf ihrem Gesicht. "Nicht ganz. Darin ist nicht einmal Wasser." Ich nahm die Flasche und trank.

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