• M I L E S •
Wenn es eine Sache auf dieser weiten Welt gibt, von der ich sagen kann, dass ich sie bedingungslos liebe, dann ist das mein Bett.
Es ist Samstagmittag und ich habe meinen Lieblingsort heute noch nicht verlassen.
Nach allem, was letzte Woche in der Schule passiert ist, werde ich das wahrscheinlich auch nie wieder tun.
Ich kann von Glück sprechen, dass mein kleiner Bruder nicht dieselbe Schule besucht wie ich und somit nichts von den Geschehnissen an meine Eltern weitertragen kann.
Mein großer Bruder arbeitet ohnehin schon. Aufs Collage hat er keine Lust, sagt er, dabei ist er, um ehrlich zu sein, einfach nur zu dumm dazu.
Laut seiner eigenen Aussage, will er sein Leben lang zu Hause wohnen, gerade so viel arbeiten, dass er sich an der Miete beteiligen kann, feiern gehen, mit vielen verschiedenen (auch mehreren gleichzeitig) Frauen schlafen.
Das nennt er sein Leben genießen.
Ich nenne es, sein Leben wegwerfen, aber gut, da haben wir wohl unterschiedliche Vorstellungen.
Was genau ich nach meinem Schulabschluss machen will, weiß ich noch nicht.
Früher wollte ich immer Eiskunstläufer werden, aber, wenn man sich da nicht schon früh einen Namen macht, hat man so gut wie keine Chance, in diese Branche rein zu kommen, egal wie viel Talent man hat.
Nick wollte immer Musikproduzent werden und meinte, ich sei die erste Person, die er dann unter Vertrag nimmt. Er findet, ich singe „unglaublich". Naja, jetzt hat er meine Stimme fast ein Jahr lang nicht mehr gehört. Sie hat sich ziemlich verändert. Stimmbruch und all sowas.
Ein paar Monate, etwas Passendes zu finden habe ich ja noch. Vielleicht wird das mit dem Football was. So könnte ich vielleicht ein Stipendium bekommen und somit zumindest aufs Collage.Das einzige, was ich auf keinen Fall machen will, ist langweilige Büroarbeit oder sowas, wo man jeden Tag dasselbe macht, nie neue Menschen trifft oder seinen Horizont sonst auf irgendeine Art und Weise erweitern kann.
Vielleicht werde ich ja Journalist und reise durch die Welt. Das Ding ist halt: Wer würde das schon lesen und dann auch noch Geld dafür hinblättern?
Irgendwie lenkt es mich von meinen momentanigen Problemen ab, an die Zukunft zu denken.
Ich kann mir vorstellen, dass alles besser werden wird. Dass ich jemanden finde, der mich so akzeptiert, wie ich bin, der mich liebt und mir das auch vermitteln kann.
Ich bin in diesem Punkt nicht scharf darauf, alles auszutesten, was geht, sowie mein Bruder. Ich will nicht alles und jeden durch haben, um den oder die richtige irgendwann finden zu können. Ich will einfach so wissen, dass es mit ihm oder ihr perfekt ist.
Eigentlich würde ich mich schon als schwul bezeichnen, immerhin habe ich mich bisher emotional wie auch sexuell nur zu männlichen Wesen hingezogen gefühlt, aber ich würde nicht ausschließen, dass ich mich auch in eine Frau verlieben könnte.
Bei Liebe geht es immerhin nicht darum, was die Person zwischen den Beinen hat. Ich weiß das selbst am besten...Als mein Handy klingelt, erschrecke ich mich total und falle deshalb sogar fast vom Bett. Wieso muss das auch so klein sein?!
Brummend rolle ich mich wieder in eine sichere Position und nehme dann mein Handy an mich. „Ja?", brumme ich.
Ein Kichern ertönt am anderen Ende der Leitung. „Hei, hier ist Olivia. Sag mal, Miles, schläfst du noch?" Sie klingt belustigt.
Ich seufze. „Habs versucht. Aber meine Gedanken haben mich wachgehalten. Was gibt's denn?"
„Naja, wir haben soweit wieder alles aufgebaut und hergerichtet, sodass Patienten wieder empfangen werden können. Ich soll neue Termine ausmachen..."
„So früh?", gähne ich.
Sie lacht. „Es ist halb eins, Miles. Außerdem hab ich dich zuerst angerufen, damit du dir einen Termin aussuchen kannst."
Ich muss leicht lächeln, weil ich mir quasi vorstellen kann, wie rot sie dabei wird. „Alles klar. Wann würdest du mich denn am liebsten sehen?"
Ich bin immerhin ziemlich frei, was Termine angeht. Obwohl ich mir mal langsam wieder eine Arbeit suchen sollte, um meinen Eltern nicht so sehr auf der Tasche zu liegen...
Olivia kicherte leicht. „Naja, sofort natürlich, aber leider hat die Praxis heute und morgen noch geschlossen."
„Schade", antworte ich und rutsche im Bett etwas zurück. Jetzt bin ich ja eh schon wach.
„Wir könnten uns doch trotzdem treffen, also privat. Dann können wir ausführlich über einen passenden Termin verhandeln", schlägt sie vor.
Ich muss leicht grinsen. Geschickt die kleine. „Klar. Wann?"
Wieder kichert sie. „Die Frage ist, wann du es schaffst, das Prachtexemplar deines Hinterns aus dem Bett bewegen zu können."
Leicht lachend schüttele ich den Kopf. „Für dich jederzeit, Olivia. Lass uns das so machen: Du gibst mir eine halbe Stunde, in der ich mich fertig machen kann und dann treffen wir uns um eins irgendwo, wo ich mein Frühstück machen kann. Wie findest du den Vorschlag?"
„Großartig", lacht sie. „Dann mache ich gleich mein Mittagessen."
Wir verabreden uns also für eins im Park, von wo aus wir quasi überall hin können.
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Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts
Teen FictionJeder hat eine Vergangenheit, etwas, dass ihn prägt, oder zu der Person gemacht hat, die man ist. Bei Miles sieht es da nicht anders aus. Er sieht seinen Schulwechsel als Neustart und will diesen nutzen, um ohne Altlasten glücklich zu werden. Er sch...