• M I L E S •
Es gibt immer einen Grund. Einen Grund für jedes Lächeln, einen Grund für jedes Wort, einen Grund für jede Tat und einen Grund für jede Lüge.
Ich bin davon überzeugt, dass meine Gründe bisher immer die richtigen waren. Ich wollte mich schützen oder die Leute, die ich liebe. Ich glaube immer noch, dass es mein gutes Recht wäre, weiterhin die Wahrheit zu verschweigen, aber leider stecke in dieser Sache nicht nur ich mit drin. Es ist nicht mein Recht und auch nicht meine Aufgabe, das zu verheimlichen und daran kaputt zu gehen.
Ich habe es versucht und bin durch meinen Nervenzusammenbruch daran gescheitert. Ich will nicht, dass es wieder so weit kommt. Ich will nicht weiter in meine Depression abrutschen, nicht nachdem ich solange erfolgreich dagegen angekämpft habe. Daher habe ich mich dazu entschlossen, reinen Tisch zu machen.
Ich wollte Jack in der Schule bitten, heute Nachmittag zu mir zu kommen, aber ich hatte einfach nicht den Mumm, ihn anzusprechen. Daher habe ich ihm nach Schulschluss eine Nachricht geschrieben, in der ich ihm mitgeteilt habe, dass er um 16 Uhr zu mir kommen soll. Da ich mir sicher war, dass er das niemals gemacht hätte, habe ich noch den Zusatz hinzugefügt „Wenn du mich je wirklich geliebt hast".
Ich weiß nicht, ob das etwas ändern wird, ich weiß nur, dass das seine einzige Chance sein wird, die Wahrheit von mir zu hören.Ich habe mir diese Zeit bewusst ausgesucht, da meine Eltern da noch arbeiten sind und Bryce Ben dann vom Bahnhof abholen muss, weil dieser einen Schulausflug hatte. Wir werden also unsere Ruhe haben, wir alle drei.
Mir hätte klar sein müssen, dass Nick einfach früher auftaucht. Er steht schon um drei bei mir auf der Matte und strahlt mich an. Ihm habe ich beinahe dieselbe Nachricht geschrieben wie Jack. Vermutlich war das dumm. Vielleicht macht er sich jetzt wieder Hoffnungen.„Du bist zu früh", stelle ich fest, als ich ihn reinlasse.
„Ich fand es unnötig noch in meine Wohnung zu fahren, nachdem ich in der Uni Schluss hatte und dachte mir ich komme gleich vorbei".
Er geht in den Flur, zieht sich Schuhe und Jacke aus und schaut mich dann abwartend an. „Wieso sollte ich kommen?"
„Das sage ich dir, wenn Jack da ist".
Ich gehe an ihm vorbei, ignoriere wie sein Lächeln fällt und auf dem Fußboden zerscheppert.
Er folgt mir mit einem genuschelten „Oke" in die Küche.
Ich gebe ihm ein Glas Orangensaft, da er den liebt, und setze mich ihm gegenüber an den Tisch.„Sei mir nicht böse, aber du sieht fertig aus, Sternchen".
Nick mustert mich besorgt, greift nach meiner Hand.
Geschlagen sehe ich runter in mein Glas.
Gelb ist doch die Farbe der Freude oder? Ich wünschte, ich könnte gelb sein. Sie strahlt immer so und wirkt so sorglos. Sie sieht nicht so aus, als müsste sie jemals leiden.
„Ich bin fertig...", gestehe ich leise, erwidere den Druck seiner Hand.
Es tut so gut zu wissen, dass ich mich an ihm festhalten kann, trotz allem, was zwischen uns passiert ist. Er würde mich nie hängen lassen, das ist etwas, das ich von Jack nicht behaupten kann.
Das war mir noch nie so bewusst wie in diesem Moment.Unterbewusst war mir wohl irgendwie schon immer klar, dass das mit Jack und mir einfach nicht gut enden kann. Dafür sind wir beide viel zu kaputt.
Nick fragt nicht weiter nach. Er scheint zu wissen, dass das der Grund ist, warum er hier ist und warum wir Jack erwarten. Nick war noch nie dumm und auch nicht empathielos. Er war nur ein jugendlicher Vollidiot, der zu viel auf die Meinung seiner Freunde gegeben hat. Aber er ist erwachsen geworden und zu dem Mann, den ich schon immer in ihm gesehen habe. Dem Mann, den ich brauche.
Zwischen Nick und mir passiert nicht viel, wir sitzen da, trinken unseren Orangensaft und halten Händchen. Die Stille ist nicht unangenehm, dennoch bin ich sehr erleichtert, als er beginnt, mir von seiner letzten Zeit an der Uni zu berichten.
Er wirkt so stolz, als er meint, er habe sich als bi geoutet und das nur meinetwegen. Und dann bringt er mich zum Lachen, als er nicht sehr begeistert davon erzählt, dass er seitdem Avancen nicht nur von Mädchen, sondern auch Jungs bekommt. Er ist so ein toller Typ, er könnte sie alle haben, aber er will mich. Obwohl ich ihm schon tausendmal gesagt habe, dass ich nur Jack will.
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Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts
Roman pour AdolescentsJeder hat eine Vergangenheit, etwas, dass ihn prägt, oder zu der Person gemacht hat, die man ist. Bei Miles sieht es da nicht anders aus. Er sieht seinen Schulwechsel als Neustart und will diesen nutzen, um ohne Altlasten glücklich zu werden. Er sch...