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• M I L E S •

Zwei Wochen. Ganze zwei Wochen haben Jack und ich es ausgehalten zusammen zu sein, ohne Stress, Streit oder sonstige Probleme. Und dann das.

Ich kann nicht fassen, dass er ernsthaft dachte, mich vor die Wahl stellen zu können. Er kann doch selbst nicht ohne Logan, wieso soll ich es dann? Ich verstehe diesen Typen einfach nicht. Bei der ganzen Sache geht es doch wieder mal um nichts anderes als seinen verdammten Stolz.

Jetzt hat er mich in seine Probleme mit Logan auch noch reingezogen und dabei habe ich ihm ja nichts gesagt, um mich rauszuhalten.
Außerdem war ich, als ich von Logan und Emma erfahren habe, nicht mal annähernd mit Jack befreundet. Wieso hätte ich dann zu ihm hingehen und petzen sollen? Danach fand ich es einfach nicht mehr wichtig. Jack hat größere Probleme als das Liebesleben seiner Schwester und seines besten Freundes. Anscheinend ist er da aber nicht meiner Meinung, denn er meidet mich jetzt schon seit einer Woche.

Ich habe ihn am Wochenende noch ein paar Mal angerufen, aber er hat nur einmal abgenommen, um mir zu sagen, dass ich ihn in Ruhe lassen soll. Anfang der Schulwoche dann bin ich des Öfteren auf ihn zugegangen, habe versucht, mit ihm zu reden, aber er hat mich entweder abgewimmelt, einfach ignoriert oder mich mit seinen bösen Blicken ferngehalten.

Logan fühlt sich schlecht deswegen. Anfangs wollte ich ihm auch gar nicht erzählen, dass es in meinem Streit mit Jack um ihn geht, aber schon nach vier Tagen konnte ich nicht mehr anders.
Er hat auch schon versucht, mit Jack zu reden, aber mein Oberaffe musste ja sofort ausrasten und Logan beinahe verprügeln.
Seine Mischung aus Enttäuschung, Eitelkeit und Eifersucht ist wirklich explosiv.
Daher habe ich mich dazu entschlossen, mich erstmal von ihm fernzuhalten. Er will mich ja eh nicht mehr in seiner Nähe und zurzeit habe ich auch ganz andere Probleme.

Irgendetwas ist los mit mir. Etwas, das mir Sorgen macht. Ich kann aber mit niemandem darüber reden. Nicht mit meinen Eltern, nicht mit meinen Brüdern, nicht mit meinen Freunden und auch nicht mit meinem Oberaffen.
Wie soll ich einem von ihnen denn erklären, was los ist, wenn ich es selbst nicht weiß?
Gestern habe ich mit Schock festgestellt, dass ich im Intimbereich blute. Da ich keine äußeren Verletzungen habe, kann es nur von innen kommen und meine Unterleibsschmerzen sind nur ein weiteres Anzeichen dafür. Mein erster Tipp war, dass ich aus unerklärlichen Gründen vielleicht wieder eine Periode bekommen habe, aber dafür war die Blutung zu schwach und auch von der Farbe her unpassend.
Außerdem macht das keinen Sinn, ich kann meine Tage gar nicht mehr bekommen, das hab ich schon seit zwei Jahren nicht mehr. Okay in der Zeit nach meiner OP, als ich das Testo abgesetzt habe, hatte ich sie, weil ich auch keine Hormonblocker nehmen durfte, aber das erklärt nicht, warum es jetzt mehr als ein Jahr später, so ist.

Trotzdem lasse ich mich davon nicht abhalten heute meiner Pflicht als Wide Receiver nachzukommen. Für die meisten des Teams ist das Spiel heute verdammt wichtig, nicht nur, weil es um den Einzug ins Halbfinale geht, sondern auch, weil heute einige Talentscouts anwesend sind, die die besten Nachwuchsspieler für ihre Collages selektieren wollen.
Ich weiß, dass das sehr wichtig für Jack ist, daher will ich vor dem Spiel nochmal zu ihm hin und mit ihm reden, ihm Mut zusprechen und all das, aber er meidet mich strikt und nutzt es aus, dass ich mich nicht vor den anderen umziehe, um mir aus dem Weg zu gehen.

Logan ist bei mir, hilft mit beim Anbringen der Pads und zieht mir sogar unnötigerweise das Trikot an, ehe er mir die Haare macht, die unter dem Helm ohnehin zerdrückt werden und überprüft, ob ich alles habe.
„Wenn du dir Mühe gibst, wird einer der Coaches sicherlich auf dich aufmerksam", lächelt er.
„Ich glaube nicht, dass ich das will..."
Berühmter Footballspieler zu werden, würde bedeuten, mein Leben mit der Öffentlichkeit teilen zu müssen. Die Presse würde sich das Maul über mich zerreißen, über meine „Geschichte" und das ist das letzte, was ich will. Ich fliege lieber unter dem Radar.

Trotzdem gebe ich mir natürlich alle Mühe, da ich mein Team dafür ja nicht hängen lassen will, aber obwohl Jack sich unter dem Spiel verhält wie immer und mir die meisten seiner Bälle zukommen lässt, mache ich viel zu wenig daraus.
In meinem Hinterkopf herrscht ständig die Angst, dass ich wieder zu bluten anfangen könnte und es alle mitbekommen. Was für eine Lachnummer ich dann bin. Zudem kehren meine Bauchschmerzen zurück, nur diesmal krampfartig, sodass ich mich kaum auf den Beinen halten kann. Trotzdem spiele ich weiter. Doch meine Sprints werden langsamer, mein Einsatz geringer und meine Leistung schlechter.

Nach einem Wechsel unseres Teams zur Defense, bekomme ich von meinen Kollegen und dem Coach einiges zu hören. Ich entschuldige mich, da ich nicht weiß, was ich sonst tun soll.
Jack sieht mich sauer an. Vermutlich gibt er mir die Schuld daran, dass wir gerade verlieren. Ich weiß, es ist verantwortungslos den Jungs gegenüber, was ich gerade tue, daher wende ich mich, als alle sich wieder beruhigt und auf die Bank gesetzt haben an meinen Coach, der dem Spiel konzentriert folgt. „Coach, ich denke, es ist besser, sie nehmen mich aus dem Spiel..."
„Rede keinen Mist, Miles, du bist nur nervös, das wird schon noch."
Er sieht mich nicht mal an, sondern klopft mir nur auf die Schulter.
„Ich bin nicht nervös, mir geht's einfach nicht gut..."
„Bist du verletzt?" Nun schaut er mich doch an, mustert mich von Kopf bis Fuß.
Ich schüttele den Kopf. „Nicht direkt, aber..."
Der Coach kneift die Augen zusammen und wir beginnen zu diskutieren, solange bis ich meinen Helm dramatisch auf den Boden werfe, ihm ins Gesicht schrie, dass ich nicht mehr spielen will und werde und in die Kabine renne.

Der kleine Adrenalinstoß erlaubt es mir, schneller zu sein als eben noch auf dem Feld, aber sobald ich in der Kabine bin und mich auf meinen Platz setze, sind die Schmerzen zurück. Je stärker sie werden, desto weiter steigt auch meine Panikskala. Ich ziehe mir das Trikot aus und die Pads und nehme den Packer aus der Hose, muss schockiert feststellen, dass er voller Blut ist.
Die Sicht vor meinen Augen verschwimmt.

Ich höre, wie ich viel zu hektisch atme und weiß, was es zu bedeuten hat, diese beklemmende Gefühl in der Brust zu spüren.
Ich habe eine Panikattacke.
Zitternd und hektisch verteile ich den Inhalt meiner Tasche auf dem Boden und suche kniend nach meinen Tabletten, dabei taste ich mit einer Hand den Grund ab und halte mit der er anderen den Bauch, als könnte ich so den Schmerz vertreiben.
Ich bemerke, wie mein Kopf ganz schwer wird, genau wie mein ganzer Körper, spüre diese unbeschreiblichen Schmerzen im Unterleib und sacke auf dem Boden zusammen.

Cupid42hearts

Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt