Real me [BoyxBoy] + Cupid42hearts

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• J A C K S O N •

Wer hätte gedacht, dass alles nur noch schlimmer wird? Warum war da eine Kamera in meinem Badezimmer? Wer hat sie dort platziert und warum hat derjenige das Video hochgeladen?

Ich eile zu der Besenkammer, wo ich auch neulich mit Miles geredet hatte und lehne mich dort an die Wand. Ich rutsche an dieser hinunter und lasse den Kopf hängen.
Warum hasst mich das Leben im Moment so?
Ist das alles eine Strafe, weil ich mich geoutet habe?
Wie kann ein Mensch so krank sein?
Ich verfalle meinen Gedanken und bekomme daher erst mit, dass jemand den Raum betreten hat, als die Tür bereits wieder geschlossen wird.
Miles steht vor mir, doch ich kann sein Gesichtsausdruck nicht so wirklich deuten, da es hier ja ziemlich düster ist.
"Es tut mir so leid", meint er, als er sich vor mich kniet und seine Hände auf meine Knie ablegt.
"Wieso? Du kannst nichts für", antworte ich leise.
Am liebsten würde ich mich jetzt in mein Bett kuscheln und schreien.
Gott, was ist nur für eine Meme aus mir geworden?
"Es tut mir trotzdem leid. Du weißt, ich bin da, wenn du reden willst", seine Hand tastet nach meiner und er drückt sie kurz, bevor die Tür sich wieder öffnet.
Der Lichtstrahl vom Flur trifft genau auf Miles und mich.
Jordan gibt einen abwertenden Ton von sich.
"Was machst du denn schon wieder hier? Finger weg von meinem Freund", zischt er und packt Miles am Handgelenk und zieht diesen von mir weg.
Die Tür ist weiterhin geöffnet, jeder könnte es also mitkriegen.
"Was? Deine Eltern wissen es doch jetzt auch, warum können es dann nicht alle anderen auch wissen?"
"Alter, was ist dein Problem? Er ist völlig am Ende, also lass ihn doch mal in Ruhe", schießt Miles zurück.
"Ach und ich nicht, oder was? Ich bin auf dem Video zu sehen, er nicht", Jordans laute Stimme hallt durch den Raum.
"Na und? Bei dir weiß es doch eigentlich eh schon jeder, nachdem du Jacks auf den Arsch geschlagen hast."
"Miles, ich würde dir raten, deine verdammte Fresse zu halten", raunt Jordan bedrohlich, doch Miles lässt sich nicht einschüchtern.
"Nein, ich sag dir jetzt mal was. Jacks geht es gerade echt scheisse und es tut mir auch wirklich leid, dass du das nicht nachvollziehen kannst, aber ich habe die selbe Scheiße durchgemacht, ja? Ich weiß, wie es ihm gerade geht. Also bitte, scher dich hinfort", danach dreht Miles sich wieder zu mir und schenkt Jordan keine Beachtung mehr.
"Wie bitte?", ungläubig schaut Jordan Miles an. Dieser verdreht genervt die Augen.
"Ok, auf deiner Sprache. Verpiss dich!"
Jordan stößt einen wütenden laut aus und stürmt wütend aus dem Raum, lässt die Tür aber auf.
"Danke", meine ich leise und sehe zu Miles.
Es tut mir leid für ihn, dass er wohl dasselbe durchgemacht hat.
"Weißt du, Freunde tun das füreinander", antwortet er und umarmt mich dann.
Ich bin froh, dass er mich nicht wieder mit Worten von sich stößt.

Wir sitzen noch eine Weile so, bis wir beschließen zum Unterricht zu gehen. Als Ausrede benutzen wir mein Gesicht, auf dem immer noch deutliche Spuren zu erkennen sind.
Ich erkläre dem Lehrer, dass es mir schlecht ging und Miles deshalb bei mir geblieben ist.
Ich muss nachher auf jeden Fall dringend mit Jordan reden. Es tut mir leid, dass ich mich nicht auf seine Seite gestellt habe, aber ich war und bin einfach noch nicht bereit dazu. Erst recht nicht nachdem, was letzte Woche passiert ist. Was, wenn die hier genau so reagieren?
Dann kann ich mir im Voraus schon mal ein geeignetes Grab für mich aussuchen.

Den ganzen Unterricht über bin ich mal wieder überhaupt nicht bei der Sache. Manchmal überrascht es mich selbst, wie viel mein Kopf doch wirklich denken kann, nachdem schon so oft in Frage gestellt wurde, ob ich überhaupt ein Gehirn besitze.
In den Pausen würde ich mir am liebsten die Ohren zuhalten. Ich stehe bei meiner Gruppe und muss mir anhören, wie diese am rätseln darüber sind, wer die zweite Schwuchtel ist, die auf dem Video zu sehen ist.
Warum haben sie etwas gegen Schwule? Das sind doch auch einfach ganz normale Menschen.
Sie tun niemandem weh.
"Warum so still?", fragt Sam und legt kumpelhaft den Arm um meine Schulter.
Sam war früher ein ganz Lieber, aber leider hat er sich zu stark mit Caleb angefreundet und sich ziemlich ins negative verändert.
"Mein Gesicht tut wieder weh", lüge ich und werfe Jordan dann einen Blick zu, der weiter hinten an einer Mauer steht und ebenfalls zu mir sieht. Er nickt mir leicht zu.

Ich hoffe, er versteht mich und verlässt mich nicht.