Jason P.O.V
Mir war nicht allzu wohl dabei, Gabriel zu uns einzuladen. Ich fand sowas schon immer eher peinlich, einen viel älteren als Danke zu bekochen, auch wenn ich das vor wenigen Tagen noch selbst gemacht hatte, als Gabriel mich von zuhause gerettet hatte. Wenn ich so recht überlege hat er mir eigentlich schon viel zu oft geholfen. "Jason." Mein Sitznachbar Emil stupste mir vorsichtig den Ellenbogen in die Seite. Er war ein sehr beliebtes Opfer unseres Mathe Lehrers. Verzweifelt deutete Emil auf die Aufgabe vor ihm. Ich weiß nicht, warum er gerade mich fragte, denn ich war nicht wirklich besser in Mathe als er, zumal links ihm einer der Klassenbesten saß, aber mir blieb nichts anderes übrig als ihm leise mein Heft zuzuschieben und zuzusehen, wie er meine, wahrscheinlich falschen, Ergebnisse abschrieb. "Danke, ich hab was gut bei dir." Viel zu laut flüsterte er, wodurch wir sofort die Aufmerksamkeit unseres Lehrers Herr Ertel bekamen. "Emil möchte uns wohl die Aufgaben an der Tafel vorrechnen." Auffordernd hielt er ihm die Kreide vors Gesicht. Emil stotterte etwas unbeholfen vor sich hin, schluckte dann aber schließlich hörbar und nahm die Kreide, ehe er vor zur Tafel ging. "Also..ähm." Natürlich hatte er keine Ahnung von dem, was er tun sollte. Ich saß im direkten töten Winkel von Herr Ertels Blick und griff deswegen nach meinem Block, ehe ich so groß wie möglich die Lösungsschritte drauf schrieb. Emil schrieb alles ab und reichte kurz darauf mit einem stolzen Lächeln die Kreide wieder Herrn Ertel, der völlig verdutzt rein blickte. Nach der Mathestunde schlug mir Emil spielerisch auf die Schulter. "Danke man, du hast mir echt das Leben gerettet! Ich glaub ich heirate dich!" lachte er übertrieben froh. Ich nickte nur, im inneren leicht stolz, dass ich ihm helfen konnte. In der dritten Stunde, Englisch, platzte Gabriel ins Klassenzimmer. "Entschuldige, kann ich dir kurz Emil klauen?" Verwirrt sahen alle zu direkt zu Emil, der nur die Arme vor der Brust verschränkte und auf sein Blatt starrte. "Natürlich, Emil." Langsam stand er auf. Fast schon leid tat er einem. Unter all den Blicken folgte er Gabriel nach draußen. "Er hat niemanden umgebracht, also guckt nicht alle so traumatisiert!" lachte Gabriel noch leise, ehe er die alte Holztür hinter sich zuzog. Ich möchte seine Frohnatur. Es schien, als könnte nichts auf der Welt seine gute Laune kaputt machen. Nur einmal hatte ich ihn wirklich ernst erlebt, aber sogar da hat er beruhigend gelächelt, am Wochenende. Der Grund, warum er heute Abend auch bei uns Essen wird. Ich war tatsächlich nervös. Noch nie war Gabriel wirklich in meinem Haus gewesen, er hatte mich immer nur davor abgeladen. War einen Lehrer in sein Haus zu lassen nicht wie einen Wolf in ein Schafsgehege zu werfen? Aber er war ja kein Lehrer. Ab und zu gab er anscheinend Vertretungsstunden, an sich gab er jedoch keinen Unterricht. Der Tag zog sich ewig in die Länge. Den ganzen Schultag über schob ich eine leichte Nervösität vor mir her. Zuhause angekommen liefen meine Mutter und meine Schwester auf und ab durchs ganze Haus. Ich hatte Mama kurz vor Stundenbeginn noch angerufen, das war ihr Zeichen, dass Gabriel zugesagt hatte. "Hallo Schatz, kannst du bitte kurz nach dem Essen schauen? Emily räumt das Wohnzimmer auf." Während dem vorbei laufen drückte meine Mom mich kurz. Gabriel ist wohl seit neuestem Wohnungskritiker, so wie die beiden sich aufführen. Ich legte meinen Rucksack ab und ging in die Küche. Mama hatte selbstgemachte Tortellini mit Tomatensauce gemacht und ein Dessert. Ich achtete darauf, dass dir Tortellini nicht anbraten, während die anderen beiden im Hintergrund aufräumten. Nach etwa zwei Stunden war Mama endlich zufrieden und ich verdrückte mich nach oben in mein Zimmer, bis ich die Türklingel hörte. "Hallo Gabriel. Danke fürs Kommen." Lächelnd empfing Emily ihn. "Danke für die Einladung." Sie führte ihn ins Esszimmer. Ich folgte den beiden stumm und setzte mich an den Esstisch. Mama schüttelte Gabriel förmlich die Hand und lenkte ihn auf den Sitzplatz direkt neben ihr. Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr damals am Pool standet und einer eurer Freunde euch aus Spaß reingeworfen hat? Ja, kein Kommentar. "Na kleiner?" Wie gewohnt strich er mir kurz durch die Haare. "Gabriel, danke dass du Emily da unter die Arme gegriffen hast. Du hilfst unserer Familie wirklich sehr. Auch Jason hilfst du so oft" lächelte Mama und setzte sich ihm gegenüber. "Kein Grund mir zu danken, ich tue das wirklich gern und es ist ja auch Teil meiner Arbeit, Jason zu helfen." Gabriel hatte so ein charismatisches Grinsen, dass ihn wirklich hübsch machte irgendwie. "Außerdem mag ich Jason's Gesellschaft." Sein Blick schweifte zu mir, noch immer lächelte er fröhlich. Wie schaffte er das nur? Immer lächeln. War es wirklich so leicht? Ich sah stumm auf meinen Teller und aß. Gabriel und Mama unterhielten sich ein bisschen. Nach kurzer Zeit legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel. Es sah nicht wirklich gewollt aus, eher wie ein Reflex. Wahrscheinlich eine weitere Angewohnheit von ihm. Seine Hand strich sanft auf und ab. Ich genoss das Gefühl und aß in Ruhe weiter. Seine Hand, die inzwischen Kreise meinen Oberschenkel entlang strich, hatte irgendwas beruhigendes an sich. Lautlos seufzend lehnte ich mich zurück. Emily's Blick streifte meinen. Sie lächelte mir kurz zu, sah dann zu Gabriel und schmunzelte leicht, ehe sie weiter aß. Fragend hob ich eine Augenbraue, aber stumm schüttelte sie nur den Kopf. Ich sah wieder runter zu Gabriels Hand. Seine Venen stachen auffällig hervor. Ohne groß darüber nachzudenken fuhr ich die blauen Venen nach. Er schien wohl endlich zu bemerken, was er da die ganze Zeit tat und sah mich kurz erschrocken an. Ich zuckte mit den Schultern und strich weiter die blauen Linien entlang. Amüsiert schnaubend richtete Gabriel sich wieder meiner Mutter zu. "Entschuldige Gabriel, kann ich dich bitte kurz einen Moment entführen?" fragte Mama und stand auf. "Natürlich." Warum auch immer verschränkte Gabriel seine Hand für einen Moment mit meiner, und drückte sie kurz, ehe er ebenfalls aufstand. Die beiden verschwanden in Richtung Wohnzimmer.
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Your Voice | BoyXMann (In Überarbeitung)
Teen FictionJason ist stumm, zumindest glaubt das jeder. Er spricht nie und hat auch nicht vor es zu tun. Natürlich weiß Jason wie man spricht, aber er hält es nicht für nötig. Es würde ihm sowieso niemand zuhören. Sein Umfeld hat sich inzwischen daran gewöhn...