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Gabriel P.O.V

Schon seit einer Stunde rannten Emily, ich und auch die beiden Freunde von Jason quer durch die Stadt, auf der Suche nach Jason. "Jason! Wo bist du?" Mein Hals tat schon weh vom ganzen schreien. "Gabriel!" Sofort rannte ich zu Thomas, Steffens großen Bruder. "Als es hier früher noch den Boxverein gab, hab ich Jason manchmal mitgenommen, weil er das Boxen ganz cool fand." Thomas stand vor der großen Gemeindehalle. "Unten im Keller stehen immer noch alle Utensilien, das wusste Jason auch." fügte er hinzu. "Warum stehst du dann noch hier?" fragte ich und versuchte die Tür aufzumachen. "Weißt du, wie man durch geschlossene Türen kommt? Der Hausmeister muss abgeschlossen haben. Wahrscheinlich hat er Jason nicht gehört. Immer gegen zwei putzt der einmal durch." murmelte Steffen. "Zu deiner Frage, ja weiß ich." meinte ich und ging ein paar Schritte zurück, ehe ich mit Anlauf meine Schulter gegen die Tür rammte. "Hey, spinnst du? Das ist Stadteigentum!" meinte Steffen sofort. "Willst du warten, bis der Hausmeister zurück kommt?" fragte ich, woraufhin er seufzte und ebenfalls Anlauf nahm. Es brauchte einige Schläge, aber endlich brach das kleine Schloss ein und wir konnten eintreten. "Warte." Ich wollte sofort reinstürmen, aber Thomas hielt mich zurück. "Was soll das?" Ich war mehr als angespannt, meine Nerven lagen blank und ich hatte ganz sicher keinen Nerv, auf irgendwas zu warten. "Ich weiß nicht, was mit Jason los ist, aber er läuft sonst nie von zuhause weg. Wenn du etwas weißt, dann sag es mir jetzt!" verlangte Thomas ernst. "Er wird sich vielleicht das Leben nehmen! Willst du warten, bis er verblutet ist?" zischte ich und drückte ihn beiseite. Ich ging die kleine Treppe runter in den Keller. Nichts, hier war absolut nichts. Thomas folgte mir. "Hier ist nichts!" Thomas lief den gesamten Raum ab, während ich dastand. Meine Beine bewegten sich nicht mehr. Ich hatte Angst, Angst Jason hier wirklich zu finden. "Scheiße! Gabriel!" rief Thomas plötzlich und meine schlimmste Vermutung traf ein. Endlich gehorchten meine Beine mir wieder und ich ging langsam in Richtung der Umkleiden. Das Blut gefror in meinen Adern und mit weit aufgerissenen Augen sah ich auf den Boden. Blut rauschte in meinen Ohren und ich wollte nichts lieber, als sofort wieder umzudrehen und zu gehen. Jason lag direkt vor mir, an seinen Armen waren tiefe Schnitte, aus denen einiges an Blut gelaufen war und an seinen Wangen konnte man eine leichte Tränenspur sehen. "Steh da nicht so blöd rum! Hilf mir!" Thomas versuchte Jason's Wunden mit seinem Pulli irgendwie abzudecken. Ich wollte mich bewegen, wollte Jason helfen, aber irgendwas stoppte mich. Irgendwas hielt mich davon ab, sofort zu Jason zu gehen, seine Hand zu halten und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. Als ich auf seine linke Hand sah, wusste ich auch wieso. Er hatte einen kleinen Zettel in der Hand. Mit einem Mal realisierte ich alles un mich herum. Das, was hier gerade passiert war alles meine Schuld. Ich hatte all das verursacht. "Gabriel! Ruf einen Krankenwagen!" brüllte Thomas und versuchte verzweifelt einen Puls bei Jason zu ertasten. "Mach endlich was! Ich spür keinen Puls!" Ganz langsam holte ich mein Handy aus der Tasche, wählte endlich die 112 und bestellte einen Krankenwagen her. Jason's Haut war Leichenblass und seine Lippen waren blau. Wie in Zeitlupe kniete ich mich neben ihn, strich ihm die blonden Haare aus dem Gesicht. Tränen brannten hinter meinen Liedern, als ich sanft über seine Wange strich. Ich nahm den Zettel aus seiner Hand und steckte ihn ein. Dieser riesen Fehler, den ich gemacht hatte, holte mich jetzt ein. Ich habe Jason umgebracht. "Komm schon kleiner, gib nicht auf!" Thomas, der verzweifelt versuchte, irgendeine Reaktion von Jason zu bekommen, schien kurz vor einem Nervenzusammenbruch zu stehen. Ich kniete stumm neben dem 17 jährigen. Mein Kopf war völlig leer, mein Herz raste und prallte förmlich gegen meine Rippen. Alles um mich herum passierte wie in einem Rausch. Irgendwann hörte ich dumpf Sirenen. Männer stürmten hier rein, griffen nach Jason und verschwanden direkt wieder. Ich saß einfach nur stumm da, ich konnte nichts tun. Wäre ich nicht gewesen, würde Jason noch leben.

Your Voice | BoyXMann (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt