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Gabriel P.O.V

Ich war inzwischen zu nichts mehr zu gebrauchen. Völlig fertig lag ich auf dem Sofa. Warum hatte ich ihm auch gesagt, dass ich ihn lieb hab? Ich seufzte und strich mir frustriert die Haare aus der Stirn, als mein Handy vibrierte. 'Danke für heute.' Instinktiv begann ich, breit zu grinsen. Jason hatte mir tatsächlich geschrieben. Nicht mit einem Bild, sondern wirklichen Text. 'Immer gerne' schrieb ich immer noch grinsend zurück. Ich räumte den Saustall, den wir veranstaltet haben auf. Meine Stimmung hatte sich deutlich erhellt und nicht einmal das erneute Geschrei meiner Nachbarn, konnte meine gute Laune kaputt machen. Völlig motiviert schaffte ich es sogar, meine Arbeit, die ich mir fürs Wochenende aufgeschoben hatte, heute bereits anzufangen. Etwa gegen neun klingelte es bei mir. Verwirrt ging ich zur Tür, da ich keinen Besuch erwartete, noch dazu so spät am Abend. "Emily? Was möchtest du hier und woher hast du meine Adresse?" fragte ich die 21 jährige überrascht. "Ich muss mit dir reden, es ist wirklich wichtig." erklärte sie ernst. So kannte ich sie gar nicht. "Natürlich, komm rein." murmelte ich immer noch leicht überrascht und ließ sie reinkommen. "Mama gab mir deine Visitenkarte, für Notfälle steht da deine Adresse drauf und der Weg ist ja nicht weit." erklärte sie, während sie den Flur entlang ins Wohnzimmer ging. Ich folgte ihr und lehnte mich gegen den Türrahmen. "Was gibt's so wichtiges?" fragte ich neugierig. "Gabriel, bist du in Jason verliebt?" fragte Emily und stellte sich mit ernstem Gesicht vor mich. Überrascht von der direkten Frage brauchte ich eine Sekunde, ehe ich antworten konnte. Seufzend verschränkte ich meine Arme vor der Brust. "Was, wenn es so wäre?" Ich erwiderte ihren ernsten Blick. "Ich hab es geahnt. Als er deinen Namen in diese Suchleiste eingetippt hat. Ich hab mir gedacht, wie viele Gabriels gibt es schon, zu denen Jason viel Kontakt hat." murmelte sie. Ich hatte keine Ahnung, was sie eigentlich von mir wollte. "Und dass ich es bin ist schlecht weil?" fragte ich deswegen und hob fragend eine Augenbraue. "Es geht doch nicht darum, dass du es bist! Es ist mir scheiß egal, wer sein neuer Lover ist!" meinte sie. "Beruhig dich." bat ich und legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie rieb sich gestresst die Stirn. "Jetzt mal langsam und von vorne, was ist eigentlich das genaue Problem daran, dass ich Gefühle für Jason habe?" fragte ich. "Weil er auch Gefühle für dich hat!" antwortete sie. Während mein Herz vor Freude fast schon brannte, rauchte mein Kopf vor Verwirrung. "Das ist doch gut, oder?" Ihre Ernsthaftigkeit verunsichert mich. "Nein, das ist schlecht, verdammt schlecht!" rief sie und riss sich los. "Warum?" Sie drehte sich von mir weg. Ich griff erneut nach ihrer Schulter und presste sie, nicht gerade sanft, gegen die Wand. "Emily! Rede endlich!" verlangte ich viel zu angespannt. "Er ist Bipolar, verstehst du das?" rief sie schließlich aufgebracht. "Was?" Ich ließ sie los und wich ungläubig einen Schritt zurück. "Diese Liebe, die er für dich empfindet ist nur ein Teil seiner Persönlichkeitsstörung. Denkst du im Ernst, er hat aufgehört zu reden, weil er es so lustig fand? Jason ist krank und du holst diese Krankheit in ihm hervor!" erklärte sie und presste ihren Finger gegen meine Brust. "Irgendwas an dir triggert ihn. Er wirkt glücklicher, aber genau das ist das Problem." murmelte sie langsam etwas ruhiger. "Dass er glücklich ist?" "Dass er seine Stimmungen nicht mehr unter Kontrolle hat! Er wollte monoton sein, um sich selbst und andere nicht zu verletzen. Irgendwann hat er seine eigene Lüge geglaubt, dass sein Stumm sein keinen bestimmten Grund hat, aber du erinnerst ihn wieder daran!" erklärte sie. "Emily." murmelte ich. "Wenn er sich nicht mehr kontrollieren kann, wird er sekündlich zwischen den Stimmungen wechseln!" "Emily!" Erneut presste ich sie gegen die Wand,diesmal noch härter. "Diese Bipolarität ist ein Teil von Jason. Ich habe nichts hervorgeholt, er schafft es einfach nicht mehr, sich selbst zu unterdrücken." meinte ich. "Er liebt dich nicht Gabriel. Er kann niemanden lieben, er ist krank." Mit Tränen in den Augen sah sie mich an. Ich wagte einen ganz kurzen Blick zur Uhr. Kurz vor zehn. Das war die Nacht, in der ich die zwei größten Fehler meines Lebens machte.

Your Voice | BoyXMann (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt