|3|

2.9K 149 6
                                    

Jason P.O.V

Ich weiß nicht warum ich Gabriel angerufen hatte, aber er war der einzige der mir eingefallen war. Ich hatte keine wirklichen Freunde, maximal ein paar Leute die mich in ihrer Nähe tolerieren. Meine Mutter schrie meine Schwester immer noch an. Sie brüllte dass hier niemand irgendwas im Haushalt machen würde, dass sie nach der Arbeit noch hier im Haus arbeiten musste und wir schon förmlich im Dreck lebten. Das tat sie immer, wenn ihr mal wieder alles zu viel wurde. Meine Schwester stand neben ihr, sagte nichts,ließ meine Mutter stumm wüten. Wir beide hatten früh bemerkt, dass es besser war einfach ruhig zu bleiben wenn Mama so war. Sie war kein böser Mensch oder eine schlechte Mutter, sie hatte einfach zu viel hinter sich und musste es an irgendjemandem auslassen, wir verstanden das und ertrugen es. Ich nahm meinen Block und mein Mäppchen ehe ich mich vor die Tür setzte. All die Worte die ich nicht sagte schrieb ich auf. Mir kamen eigentlich immer irgendwelche Ideen etwas zu schreiben, sowas wie eine Schreibblockade hatte ich noch nie gehabt. Selbst durch die geschlossene Tür konnte ich hören, wie sich meine Mutter weiter aufregte und wie etwas zersplittert, woraufhin sie sich nur noch mehr aufregte. Ich versuchte alles um mich herum auszublenden und konzentrierte mich völlig aufs Schreiben. Erst als jemand sich vor mich kniete wand ich meinen Blick wieder von dem Blatt Papier. "Alles okay Jason?" fragte Gabriel fürsorglich. Seine Brust hebt sich auffällig schnell und seiner Kleidung nach zu urteilen hatte er entweder geschlafen oder er hatte Sport gemacht. Und da seine Haare nicht wie sonst ordentlich zur Seite gelegt waren sondern unordentlich auf seinem Kopf lagen, sowie eben sein schweres Atmen ging ich eher vom zweiten aus. Ich nickte auf seine Frage und stand auf. Das Geschrei hatte aufgehört. "Tut mir leid, normalerweise sehe ich nicht ganz so scheiße nach der Schule aus." scherzte Gabriel und fuhr sich durch die Haare. Ich fand nicht einmal dass er scheiße aussah. Es sah sogar eher knuffig aus, wie er seine Haare zu bändigen versuchte. "Gehen wir ein Stück?" fragte er. Ich nickte wieder und ließ meinen Block und mein Mäppchen mit einer Notiz, falls Mama merkte dass ich weg war vor der Haustür liegen und folgte ihm. "Ich war hier in der Nähe im Wald. Wusste gar nicht dass der so nah an eurem Haus liegt." Gabriel erzählte begeistert von den Tieren und den Bäumen. Das mochte ich an ihm so. Anstatt mich auszufragen übernahm er selbst das Gespräch und erzählte mir etwas. "Gibt es öfter mal Streit bei dir?" fragte er nach einer Weile. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich würde dich ja einladen, mit zu mir zu kommen, aber das ist wahrscheinlich weder legitim noch hab ich eine Ahnung ob sich meine Nachbarn endlich mal beruhigt haben." murmelte er nachdenklich. Es machte mich tatsächlich neugierig wie Gabriel so lebte. Er schien in der Schule immer etwas tollpatschig aber trotzdem sehr ordentlich. "Ach scheiß drauf, ich geb sowieso nichts auf diese Regeln. Willst du mit zu mir Jason?" fragte er schließlich. Als Antwort hielt ich mich an seinem Shirt fest. Dadurch vermittelte ich, dass es mir egal wäre und ich ihm einfach folgen würde. Er nahm meine Hand und verschränkte sie mit seiner, ehe er lächelnd weiter lief. Ich blieb immer ein kleines Stück hinter ihm, um Passanten besser ausweichen zu können. Nach einem ungefähr 10 minütigen Fußweg kamen wir an einem etwas kleineren Wohnblock an. Gabriel führte mich zu seiner Wohnung. Es war ordentlicher als ich erwartet hatte, aber auch ziemlich grob eingerichtet. Hier standen nicht allzu viele Möbel, das machte die Wohnung trotzdem nicht unansehnlich. "Mach es dir ruhig gemütlich. Hast du Hunger oder so?" Ich schüttelte den Kopf und setzte mich auf sein Sofa. Nebenan hörte man irgendwelche Geräusche. "Das ist ja wieder typisch. Erst den größten Streit des Jahrhunderts anfangen und danach kommt der Versönungssex. Langsam kommt es mir so vor als würden sie nur deswegen streiten." seufzte Gabriel und stellte mir ein Glas Wasser hin. "Ist es okay, wenn ich kurz duschen gehe?" fragte er und kratzte sich unsicher am Hinterkopf. Ich zuckte nur mit den Schultern. War schließlich seine Wohnung und auch sein Körper. Er wuschelte mir nochmal durch die Haare, ehe er hinter einer der großen Holztüren verschwand. Eine kurze Weile saß ich am Handy und lauschte dem Rauschen des Wassers. Der Gedanke, dass eine Person mit der ich nicht verwandt bin sich grade einmal einen Raum von mir entfernt duscht war irgendwie seltsam. Ich lehnte mich leicht nach hinten und sah mich in dem großen Zimmer um. Durch eine Art Türbogen war das Wohnzimmer von der Küche getrennt. Die Möbel waren größtenteils grau oder weiß und zwischendrin stand immer mal wieder eine kleine Plastik pflanze rum. Im Flur vorhin hatte ich einige Bilder gesehen, von ihm, einem kleinen Kind und einer jungen Frau die wahrscheinlich seine Schwester war. Stumm gähnte ich einmal auf. Mein gesamter Körper hatte das Geräusche machen verlernt. Selbst meine Schritte machten keine Geräusche. Wäre es unhöflich, wenn ich einschlafen würde? Selbst wenn, Gabriel kann mich ja einfach wecken. Ich stützte meinen Kopf auf der Lehne und schloss meine Augen. Ich hörte noch teilweise, wie die Tür vom Badezimmer aufging, bevor ich leicht abdriftete. 

Your Voice | BoyXMann (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt