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Gabriel P.O.V

"Gabriel, könntest du für einen Moment in mein Büro kommen. Ich bräuchte eine zweite Meinung von dir." Mit diesen Worten hatte mich Wolfgang zu sich bestellt. Ich wusste nicht, worum es ging, auf jeden Fall klang Wolfgang sehr nachdenklich. "Was gibt's?" fragte ich, als ich das kleine Büro betreten hatte und mich in den Stuhl vor ihm gesetzt hatte. "In der Pause vorhin gab es eine relativ heftige Schlägerei. Einer der beiden beteiligten war Jason, der andere ein relativ neuer Schüler, er wechselte vor einigen Wochen hierher, Victor heißt er." Das war bestimmt der Junge, den ich mal mit Jason in der Cafeteria gesehen habe. "Worum ging es?" fragte ich besorgt. "Victor fand laut Jason heraus, dass dieser sprechen kann und provozierte, laut Victor, Jason damit, bis Jason den ersten Schlag machte." erzählte Wolfgang knapp. "Ich versteh nicht ganz, warum ich dazu geholt wurde." gab ich zu. "Irgendwas an dieser ganzen Geschichte scheint mir faul. Als ich sagte, ich würde dich dazu holen, hat Victor mir versichert, dass dies nicht nötig ist und beide sich von nun an aus dem Weg gehen werden, da jetzt ja alles geklärt wäre. Er spazierte völlig ruhig raus, Jason tat ihm das gleich. Du musst verstehen, Victor ist niemand, der einfach so aufgibt und alles hin nimmt und Jason ist kein Schläger. Ich möchte nicht, dass beide noch einmal so aufeinander treten, auch außerhalb der Schule." erklärte der Direktor besorgt. Ich nickte verstehend. "Meinen sie, ich sollte nochmal mit den beiden reden?" fragte ich. "Ich weiß es nicht. Beide sind sehr komplizierte Fälle. Auf jeden Fall, bitte ich dich, ein Auge auf Jason zu werfen, du bist seine engste Vertrauensperson." Ich nickte und faltete nachdenklich meine Hände ineinander.Jason würde niemandem einfach nur verprügeln, weil er heraus fand, dass Jason nicht stumm war, sowas würde er im Leben nicht wagen! "Ich würde diesen Victor gerne kennen lernen. Dürfte ich wissen,wo er gerade unterricht hat?" fragte ich. "Gabriel, ich weiß, dass Jason einer deiner engsten Schützlinge ist, aber-" "So ist es nicht Wolfgang." unterbrach ich den älteren ruhig. "Ich möchte ihn wirklich kennen lernen. Erst einer von den Schülern, die hier ihr letztes Jahr haben und ich möchte gerne jeden von ihnen persönlich kennen lernen." fügte ich hinzu. Einen Moment sah er mich an, seufzte schließlich und gab mir die Info, die ich wollte. "Danke." lächelte ich freundlich, auch wenn mir überhaupt nicht nach Lachen war. Ich machte mich auf den Weg zum Klassenzimmer von Jason und klopfte. "Entschuldigen Sie bitte, dürfte ich mir Victor für einen Moment ausleihen?" fragte ich. "Natürlich, Victor?" Es war wirklich, der Junge, den ich schon einmal gesehen hatte. Er stand auf und kam langsam zu mir nach draußen. "Gehen wir doch in mein Büro." bat ich und führte ihn zu dem kleinen Zimmer. "Sie müssen nicht den netten vor mir spielen, ich werde Ihre kleine Liebesgeschichte zu Jason nicht weiter erzählen." meinte Victor und verschränkte unbeeindruckt die Arme vor der Brust. "Ich bitte dich, mich zu duzen." bat ich und ging zu meinem Tisch. Also war Jason's Grund um einiges tiefer als nur sein Sprechen. "Was meinst du, mit dieser Liebesgeschichte?" fragte ich. "Du lässt dir doch von Jason einen Blasen, oder nicht?" fragte Victor trocken. "Victor!" mahnte ich ruhig. "Entschuldigung, sie haben Jason vorher geküsst, ich wollte nach ihm sehen, weil er so lange auf dem Klo war, aber anscheinend hatte er ja bessere Beschäftigungen." meinte Victor. Ich nickte. "Also, was willst du nun tun? Dich an dem Wissen erfreuen, mich erpressen oder dich nochmal mit Jason prügeln?" fragte ich. "Gäbe es denn etwas, was sie mir sinnvolles anbieten können, damit sich Erpressung lohnt?" erwiderte Victor. "Ich habe weder viel Geld noch Einfluss auf Noten oder sonstiges, vondemher wahrscheinlich nicht." antwortete ich. "Was ist mit Jason? Was, wenn ich ihnen befehlen würde, ihn in den Wind zu schießen, um ihn vor den Blicken der anderen zu schützen? Wie würdest du dich fühlen, wenn Jason jeden Tag dumm angemacht wird, von den Mädchen gehasst und von den Jungen verachtet, weil er sich von einem älteren durchnehmen lässt?" fragte Victor. Genau damit traf er meinen größten Wunden Punkt. Ich ballte angespannt meine Hände zu Fäusten. "Egal wie gut das Pokerface ist, der Körper betrügt einen doch immer wieder oder? Ich habe kein Interesse mehr an Jason. Er war interessant, weil er so mysteriös war, aber eigentlich ist er nur traurig. Blind setzt er sich für dich ein. Wie ein Hund, der seinen Herrn beschützen muss. War nett dich kennen zu lernen, Gabriel."

Your Voice | BoyXMann (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt