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Gabriel P.O.V

Lilly hatte nicht lange mit mir gesprochen. Sie war natürlich mehr als enttäuscht von mir, zu dem ihr Ex sie ja ebenfalls mehrfach betrogen hatte und sie von mir um einiges mehr Vernunft erwartet hatte. Auf dem Weg zu meinem Wagen klingelte mein Handy. Ich seufzte, als ich die bisher noch Fremd gewesene Nummer erkannte. "Emily, das ist jetzt gerade nicht wirklich der beste Zeitpunkt." murmelte ich und lehnte mich gegen meinen Wagen. "Es war einer Fehler, von uns beiden, aber das interessiert mich gerade nicht im geringsten. Es gibt ein viel größeres Problem." meinte sie. "Dass du einen Freund im Krankenhaus hast, der darauf wartet, dass seine Freundin ihn in zwei Tagen abholt?" fragte ich. "Scheiße verdammt! Gabriel, ich mein es ernst!" rief Emily wütend in den Hörer. "Jason ist weg!" fügte sie hinzu. "Was?" Ich hoffte darauf, mich verhört zu haben. "Soll ich es dir vielleicht buchstabieren? Jason ist verschwunden! Er war ganz kurz zu Hause und als ich vorhin mit ihm reden wollte war er nicht in seinem Zimmer." erklärte sie. "Hat er nichts gesagt?" Ich konnte mich gerade wirklich selbst für meine Dummheit schlagen. "Ich kann nicht glauben, dass ich dich attraktiv fand." meinte auch Emily. "Ich fahr zur Schule. Such du in Jason's Zimmer nach irgendwas, vielleicht ob Klamotten fehlen, ein Zettel liegt oder sonst was!" bestimmte ich. "Sein Rucksack ist weg, das hab ich vorhin schon gesehen." Sein Rucksack? Den hatte er noch, als er bei mir im Büro stand. Er ist rausgestürmt. "Sein Rucksack ist bei mir." murmelte ich und rieb mir gestresst die Stirn. "Warum?" fragte Emily skeptisch. "Er wollte mit mir reden. Ich hab mich an ihn rangemacht und hab ihn dann abgeblockt. Er ist gegangen, ohne Rucksack." erklärte ich, verfluchte mich selbst innerlich. "Du hast so ein Glück, dass du nicht vor mir stehst! Wie kommt man auf die Idee, einen Bipolaren anzumachen, um ihn dann doch wieder abzuwürgen? Hast du eigentlich irgendwas in deiner Ausbildung zum Pädagogen gelernt?!" schrie Emily. "Seine Tabletten sind noch hier. Du weißt ganz genau, was mit ihm passiert, wenn er seine Tabletten nicht nimmt." Sauer schlug ich mit der Faust aufs Dach meines Autos. "Such weiter! Ich fahr jetzt los! Und denk nach, ob es irgendeinen Ort gibt, an den Jason gerne geht!" verlangte ich ernst und legte auf, ehe ich in mein Auto sprang und zurück zur Schule raste. Jason's Rucksack war tatsächlich noch bei mir. Ohne groß zu überlegen öffnete ich ihn und durchsuchte ihn nach irgendwas, das vielleicht was über seinen Aufenthaltsort sagen könnte. Ein Zettel lag in seinem Mäppchen. Ohne auch nur ans Briefgeheimnis zu denken öffnete ich ihn.

'Gabriel,
Ich weiß nicht, ob ich dir diesen Brief geben werde, aber ich wollte mich bei dir bedanken. Du warst immer für mich da, dir war egal, dass ich nicht gesprochen hab. Weißt du, ich wusste seit ich sieben bin, dass ich Bipolar bin. Der Psychologe hat mir damals alles ganz genau erklärt und mir auch gesagt, dass ich niemals wie normale Kinder leben könnte. Mit zwölf hatte ich einen Entschluss gefasst. Ich bin krank, hab meine Emotionen nicht unter Kontrolle und werde viel schneller als alle anderen aggressiv. So will ich nicht leben, deswegen hab ich gesagt, dass ich niemals 18 werden will, oder sprechen werde. Ich war total cool damit, Selbstmord begehen zu wollen, aber dann hast du mir gezeigt, dass ich es versuchen soll. Ich danke dir, dass du mir helfen wolltest.
Ich liebe dich, Adams.
Ist wahrscheinlich komisch, dass du das von mir liest. Ich wünschte, ich könnte es dir ins Gesicht sagen, aber ich weiß nicht wie das geht.
Alles Gute zum einjährigen Jubiläum hier an der Schule, lass dich feiern und gönn dir mehr Ruhe. Auch wenn du denkst ich hab es nie gemerkt, du bist oft kaputt und gestresst. Tu es mir zuliebe, Ruh dich mehr aus.
Das klingt schon wie ein Abschiedsbrief, aber ich hab meine Pläne über Bord geworfen, weil ich dich an meiner Seite habe.
Danke für alles.
-Jason'

Langsam glitt der Brief aus meinen Händen. Meine Knie zitterten und ich kniete mich auf den Boden. Ich hab meine Pläne über Bord geworfen, weil ich dich an meiner Seite habe.

Your Voice | BoyXMann (In Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt