Lena:
„Ich glaub der Fisch gestern war nicht mehr gut," stöhnte ich als ich wieder aus dem Bad kam. Ich musste mich schon den ganzen morgen übergeben und fühlte mich schlecht. Dag sah mich besorgt an. „Komm leg dich wieder hin, ich mach dir einen Tee und Suppe." Er kümmerte sich rührend um mich und war so lieb. „Du musst ins Studio. Geh, ich komm schon zurecht," sagte ich. Es war Ende Januar und im April sollte das neue Album der Jungs rauskommen. Sie hatten noch so viel zu tun. „Wirklich ok?" fragte er. „ich ruf Vince auch an und sag ihm, dass ich heute nicht komme." „Nein, bitte geh. Ich leg mich ins Bett. Dann wird's mir bald besser gehen." Zumindest hoffte ich das. Leider änderte es sich die kommenden Morgende nicht und ich bekam eine schlimme Vorahnung. Ich versuchte mir bei Dag nichts anmerken zu lassen und verabredete mich mit Michelle. Auf dem Weg zu meiner Wohnung, machte ich einen Schlenker in die Apotheke und besorgte mir einen Schwangerschaftstest. Ich war total nervös und wusste nicht so richtig ob ich das Ergebnis wissen wollte. Als Michelle kam, sah sie sofort den Test auf dem Tisch liegen und hüpfte klatschend umher. Dann sah sie mich an. „Hey, alles ok? Du hast Angst vor dem Ergebnis oder?" sie kannte mich. Ich nickte. „Ich bin mir nicht sicher. Ich weiß nicht ob wir schon so weit sind, ob ich schon so weit bin." „Komm, mach erstmal den Test und dann überlegen wir weiter. Vorher aufregen bringt ja nichts." Es waren die längsten 5 Minuten meines Lebens. Ich rannte wie ein Tiger im Käfig umher. Dann war es soweit. 5 Minuten waren vorbei und ich drehte den Test um. Ich seufzte und mir wurde schwindelig. Positiv. Unwillkürlich hielt ich mir sofort die Hand an den Bauch. Michelle sagte nichts und nahm mich einfach nur in den Arm. „Ich glaube ihr seid soweit mein Schatz," sagte sie und lächelte mich an. „Dag ist toll, du bist toll und er wird sich garantiert auch freuen." Mir gingen plötzlich tausend Dinge durch den Kopf. Mein Job, SDP, eine gemeinsame Wohnung...und wie sollte ich es ihm sagen. Meine Hand lag immer noch auf meinem Bauch. Da war plötzlich ein kleiner Mensch in mir. Er war abhängig von mir und ich war verantwortlich für ihn. Es war ein zugleich beängstigendes und doch wunderschönes Gefühl. Es kleines Wesen, entstanden aus Dag und mir. Mir kullerten Tränen übers Gesicht. Es waren Freudentränen. Ja ich freute mich. Ich wollte jedoch erst zum Arzt bevor ich es Dag erzählte. Ich wusste ja gar nicht ob der Test nicht vielleicht doch falsch lag. Solange versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen. Ich bekam ich der kommenden Woche einen Termin bei meinem Arzt. Michelle begleitete mich natürlich und ich war total aufgeregt. „Na das schaut doch sehr gut aus," freute sich der Arzt als das Bild auf dem Ultraschall sichtbar wurde. „Herzlichen Glückwunsch. Es sieht alles prima aus. Sie sind bereits in der 12. Woche." Ich war total überrascht, dass es schon so weit war. Ich hatte wirklich nichts früher mitbekommen. Michelle grinste wie ein Honigkuchenpferd und drückte meine Hand. „Wir bekommen ein Baby," sagte sie immer wieder und lachte. Mein Arzt drehte den Monitor etwas mehr in meine Richtung und dann konnte ich es auch richtig erkennen. Ich konnte es sehen, das kleine Würmchen das da in mir wuchs. Es hatte sogar schon einen Herzschlag. Mir liefen die Tränen vom Gesicht. Michelle und ich gingen noch einen Kaffee trinken und ich überlegte mir, wie ich es Dag sagen sollte. Während ich mit der Bahn zu Dag fuhr, malte ich mir in Gedanken aus, wie unsere Zukunft aussehen könnte. Ich war überglücklich und freute mich drauf es ihm endlich zu erzählen. Ich konnte nicht ahnen, dass alles anders kommen sollte. Der Bus hielt und ich stieg aus. Ich lief die Straße entlang und blieb plötzlich stehen. Ich sah Dag. Er stand auf der anderen Seite der Straße vor dem Café und hielt einen Kaffeebecher in der Hand. Und er war nich alleine. An ihren blonden Locken erkannte ich sie sogar von hinten. Es war Marie. Dag unterhielt sich mit ihr. Ich ging zu ihnen. Als Dag mich sah, hörte er auf zu reden und sah mit überrascht an. Ich stand nun direkt vor ihnen. Bisher hatte ich Marie nur von hinten gesehen, doch als sie sich nun zu mir umdrehte, wurde mir plötzlich schlecht. Unter ihrer offenen Jacke wölbte sich ein dicker Babybauch. „Lena, schön dich zu sehen," sagte sie mit einem viel zu freundlichen Grinsen im Gesicht. „Marie,....du bist schwanger," Ich stotterte. Dag stand wie angewurzelt da und sagte kein Wort. „Ja, ist das nicht schön? Siebter Monat bereits." Ihr Unterton gefiel mir nicht. In meinem Kopf verschwamm plötzlich alles. Ich war nie ein Genie in Mathe, doch 7 Monate zurück rechnen konnte ich sehr gut. „Es muss im August passiert sein," sagte sie und warf Dag ein lächelnden Blick zu. Meine Hände berührten meinen Bauch und ich spürte einen Schmerz. „Oh,...na das ist ja eine Überraschung," warf Marie verblüfft ein. Während sie sofort begriff was los war, verstand es Dag natürlich nicht. Ich konnte spüren, wie meine Augen feucht wurden. Mir wurde schwindelig und ich hatte das Gefühl ich würde fallen. Fallen, in ein tiefes schwarzes Loch. Kein Licht, kein Halt. Dag machte einen Schritt auf mich zu und wollte meine Hand nehmen. Aber ich wich aus. Ich ging einen Schritt zurück, und noch einen. Ich fühlte plötzlich eine Leere in mir und Schmerz. Heißer brennender Schmerz. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Würde mich diese Frau wirklich mein Leben lang begleiten und unser Glück jedes Mal zerstören. Es konnte kein Zufall sein, dass sie hier stand mit Dag und ihm ihren Bauch präsentierte. Vor 7 Monaten hatte sie schon mal versucht alles kaputt zu machen. Das konnte nich wahr sein, das durfte nicht wahr sein. „Lena, alles ok. Was ist los?" Dag sah mich fragend an. Hatte sie es ihm noch nicht gesagt? Konnte er es sich nicht selbst ausrechnen? Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte hier weg und ging einen weiteren Schritt zurück. Dag rief etwas, aber ich konnte es nicht mehr hören. Alles was ich hörte war ein Quietschen von Autoreifen und ein dumpfer lauter Knall. Dann wurde alles schwarz und leise und....kalt.Dag:
Ich rief ihr zu, dass sie aufpassen sollte, doch es war zu spät. Autoreifen quietschten. Ein lauter Knall. Ich schrie so laut ich konnte. Ich stürzte zu ihr. Sie lag einfach nur da und bewegte sich nicht mehr. Überall war Blut. Ich kniete vor ihr und hielt ihren Kopf in meinem Schoß. „Hilfe, bitte! Sie braucht Hilfe." In weiter ferne hörte ich den Krankenwagen. Menschen hatten sich um uns versammelt. Jemand packte mich am Arm und zog mich weg. Doch ich wollte nicht. Ich wollte sie nicht alleine lassen. Ich musste bei ihr bleiben. „Treten sie bitte zurück, was ist passiert?" hörte ich plötzlich eine Stimme. „Kommen sie bitte bei Seite und lassen sie uns unsere Arbeit machen. Wir kümmern uns um sie." Es war ein Mann in einer leuchtenden orangenen Jacke. Ein Arzt....endlich. Ein weiterer Mann kam hinzu und zog mich weiter weg. „Können sie mir sagen was passiert ist?" fragte er mich wieder. Aber ich konnte nichts sagen. Ich konnte nicht einmal mehr denken. Alles was ich sah war Lena dort am Boden und das Blut an meinen Händen. Ich starrte meine Hände an und hoffte jeden Moment aus diesem Alptraum aufzuwachen. Doch ich wachte nicht auf. Sie legten Lena auf eine Trage und schoben sie in den Krankenwagen. Ich wollte hin rennen. Ich durfte sie doch jetzt nicht alleine lassen. „Wir bringen sie ins Vivantes Krankenhaus. Kommen sie dort hin," sagte der Mann, der mich jetzt wieder fest hielt. Dann war sie weg. Ich starrte wieder auf meine Hände. Was habe ich getan? Was war passiert? Plötzlich stand Marie neben mir. „Komm ich fahre dich hin," sagte sie und nahm meine Hand. Wie in Trance stieg ich ins Auto. Ich nahm mein Handy. Ich musste Vincent anrufen und Michelle. Mit zitternder Stimme versuchte ich zu erklären was passiert war. Ich weiß nicht genau wie lange wir gefahren sind, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Marie brachte mich in die Notaufnahme, setzte mich auf einen der Stühle und ging. „Vince ist gleich da, hörst du? Bleib hier sitzen. Dag, es tut mir leid," sagte sie und verließ den Raum. Ich blieb einfach nur sitzen. Ich konnte mich nicht bewegen. Michelle und Vincent kamen rein gerannt und stürmten auf mich zu. Michelle weinte und rüttelte an mir. „Dag, was ist passiert? Wo ist Lena? Geht es ihr gut?" Ich sah sie an und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Sie ist einfach....einfach vor das Auto gerannt...und dann lag sie da und überall war Blut." Ich versuchte mir das Blut von den Händen zu wischen, aber es war getrocknet und ließ sich nicht entfernen. „Wo ist Vincent?" fragte ich. Er war doch eben noch da. Ich schaute mich um und dann sah ich ihn. „Ich habe mit der Schwester gesprochen. Sie wird gerade operiert. Mehr konnte sie mir leider auch noch nicht sagen." Ich bekam Panik und ich hatte Angst. Angst sie zu verlieren. Ich musste hier raus. Ich stand auf und ging vor die Tür. Ich versuchte mir eine Zigarette anzuzünden aber meine Hände zitterten so stark. Vincent war da. Er nahm mir das Feuerzeug aus der Hand und half mir. Er nahm mich in den Arm und drückte mich fest. „Es wird alles gut," sagte er und versuchte mich zu beruhigen. „Sie schafft das. Lena ist stark." Stark? Ja das war sie, vielleicht sogar stärker als ich. Wir warteten nun bereits seit 6 Stunden. Es war mitten in der Nacht. Michelle lag auf einer der Bänke und war eingeschlafen. Auch Vincent sah völlig fertig und müde aus. Ich konnte kaum still sitzen. Immer wieder ging ich eine rauchen oder holte mir einen Kaffee am Automaten. Wir hatten immer noch keine neuen Informationen bekommen. Es machte mich total wahnsinnig. Dann irgendwann stand plötzlich der Arzt vor uns. Vince weckte Michelle und beide traten an meine Seite. Michelle nahm meine Hand und hielt sie ganz fest. „Wie geht es ihr?" fragte ich. Der Arzt holte tief Luft und sah uns mit müden Augen an. „Sie schafft es," begann er und ich brach sofort in Tränen aus. „Sie hatte starke innere Blutungen, eine gebrochenen Rippe hat die Lunge verletzt. Ein paar Prellungen und eine Gehirnerschütterung. Aber es wird alles heilen. Sie ist stark und kämpft. Sie braucht jetzt Ruhe." „Dürfen wir zu ihr?" fragte ich. Ich musste sie einfach sehen und bei ihr sein. „Ja, aber nicht zu lange." Ich wollte gerade los gehen, als Michelle meine Hand fester drückte. „Was,....was ist mit dem Baby?" fragte sie plötzlich und ich hatte das Gefühl, das mir jemand mitten ins Herz schießt. Ich sah Michelle an, dann den Arzt. Meine Beine wurden weich. Was für ein Baby? Ich verstand es nicht. „Sie ist schwanger. Wie geht es dem Baby?" fragte Michelle wieder und ihre Stimme war kaum noch zu hören. Der Arzt schüttelte den Kopf. „Wir konnte keinen Herzschlag mehr hören. Sie hat es leider verloren. Es tut mir leid." Der Boden unter mir gab nach und ich sackte zusammen. Michelle fiel in meine Arme und weinte. Was heißt hier verloren? Wie konnte das sein?
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Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)
FanfictionEs war so heiß und ich spürte wie mir ein Schweißtropfen die Schläfe entlang lief. Ich wischte ihn weg und löste meinen Blick vom Fenster der S-Bahn. Es war Sommer und so wie mir, ging es so ziemlich jedem in dieser Bahn. Ich war auf dem Heimweg von...