Teil 14

186 8 0
                                    

Lena:
Meine Beine baumelten vom Bett. Ich durfte das erste Mal wieder aufstehen. Mir war leicht schwindelig aber die Schwester meinte, das wäre normal. Dag stützte mich. Es war ein gutes Gefühl. Ich wollte unbedingt raus aus dem Krankenhaus. Ich mochte keine Krankenhäuser. Der Arzt meinte, wenn ich wieder auf die Beine komme, könnte ich bald nach Hause. Dag ging mit mir ein Stück im Park spazieren. „Wie fühlst du dich? Alles in Ordnung?" fragte er mich immer wieder. „Es ist alles ok," antwortete ich. Wir saßen auf einer der Bänke und ist starrte so vor mir her. „Warst du nochmal bei ihr?" fragte ich ohne Dag dabei anzusehen. „Hmm?" „Ich meine bei Marie? Hast du nochmal mit ihr gesprochen?" Jetzt sah ich ihn an. Er nickte. „Ich wollte wissen, ob es wahr ist." „und?" fragte ich ihn. „Sie sagt, dass ich der Vater bin. Es gab und gibt keinen anderen Mann. Und was soll ich tun, ich muss ihr erstmal glauben." Ich konnte spüren, wie meine Augen anfingen zu brennen. Dag nahm mich in den Arm und ich kuschelte mich an seine Brust. „Ich habe ihr gesagt, dass ich dafür gerade stehe, wenn dem wirklich so sein sollte. Ich hab die scheisse gebaut, also muss ich auch dafür einstehen. Sie sagte, dass das ganze so nicht geplant war und sie selber anfangs damit überfordert war. Ich werde für das Kind da sein und ihr helfen wenn sie Hilfe braucht. Aber ich habe ihr auch gesagt, dass mein Platz an deiner Seite ist und dass das auch Kind ändert wird. Lena, ich liebe dich und ich möchte mit dir zusammen sein. Wir bekommen das schon hin, ok. Bitte vertrau mir." Ich wollte ihm so gern glauben. Doch es tat weh. Ich konnte immer noch nicht verstehen warum ich nicht haben durfte , was sie einfach so bekam. Ich sagte nichts weiter dazu und genoss einfach nur seine Nähe. Ich hoffte nur, dass er mir irgendwann verzeihen würde. Die Angst ihn durch das Kind doch zu verlieren war riesen groß und saß fest in mir drin. Je mehr auf den Beinen war in den folgenden Tagen, desto besser ging es mir wieder und ich durfte nach weiteren 5 Tagen das Krankenhaus verlassen. Dag und Vincent holten mich ab. Da sie mich jedoch nicht alleine lassen wollten, durfte ich nur kurz in meine Wohnung Klamotten für die nächsten Tage holen und wurde dann zu Dag nach Hause gebracht. Auch Michelle kam am Nachmittag vorbei und freute sich für mich, dass ich endlich wieder draußen war. Wir quatschten noch eine ganze Weile, bevor die beiden uns alleine ließen. Obwohl ich froh war hier zu sein, lag eine komische Stimmung in der Luft. Obwohl ich wusste, dass Dag mit Marie in Kontakt stand, versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. Ich glaube er wollte mich damit einfach nicht belasten. „Weißt du schon was es wird?" fragte ich ihn als wir abends im Bett lagen und irgendwie beide nicht einschlafen konnten. „Ein Mädchen," antwortete er und ich konnte ein Lächeln auf seinen Lippen erkennen. Natürlich freute er sich darüber. Wer freut sich nicht darauf irgendwann einmal sein Kind in den Armen zu halten. „Du brauchst euren Kontakt nicht vor mir geheim halten, ok. Ich versteh es und es ist ok für mich. Es nun mal so und ich muss damit klar kommen" sagte ich leise. Dag antwortete nicht. Er drückte mich nur fest an sich und küsste mich. Und trotzdem spürte ich eine Träne über meine Wangen laufen. Die Tage vergingen und körperlich war ich wieder ganz die Alte. Dag war viel mit Vincent im Studio. Das neue Album würde bald fertig sein. Ich ging auch wieder zur Arbeit und versuchte meinen Alltag wieder in den Griff zu kriegen. So oft ich konnte, besuchte ich die Jungs im Studio. Ich hatte langsam wieder richtig Spaß. Wir alberten umher und lachten viel. Vor allem mit Vince hatte ich viel Spaß. Er war mir mittlerweile ein so großer und guter Freund geworden. Egal was ich auf dem Herzen hatte, er war da und für jeden Mist zu haben. „Lust auf Kino heute Abend?" schlug Vince vor. Ich war sofort begeistert und nach ein paar Kitzelattacken auf Dag hatte ich ihn auch überzeugt. „Aber nur mit ner riesen Packung Popcorn," sagte er. Wir wollten den neuen Marvel Film schauen und trafen und um acht Uhr am Kino. Während die Jungs die Getränke trugen, hatte ich einen Familieneimer Popcorn im Arm. Tja leider hatte ich ihn nich lange dort. Im dunklen Saal übersah ich eine Treppenstufe und stolperte. Das Eimer flog mir aus den Händen und das Popcorn im hohen Bogen über Dag und Vincent, die dicht vor mir liefen. Beide drehten sich um und sahen mich an. Ich setzte einen Unschuldsblick auf und klimperte mit den Augen in der Hoffnung, dass sie es mir nicht übel nahmen. Beide sahen erst mich und dann sich an. Dann lachten sie laut los und haben sich kaum wieder einbekommen. Ich fischte beiden das Popcorn aus den Haaren und Pullovern. „Ich hole neues," sagte Dag und verschwand immer noch kopfschüttelnd. Vince musste immer noch schmunzeln und fand den ganzen Abend über noch Popcorn in seinen Klamotten. „So ein Popcornbad hatte ich auch noch nie," scherzte er und boxte mich gegen die Schulter. „Siehste, bei mir gibts immer was neues zu erleben." Es war ein schöner Abend. Die Stimmung war total entspannt und witzig, der Film war sehr gut und der zweite Eimer Popcorn landete hauptsächlich in unseren Bäuchen. Wir nahmen nach dem Film noch das ein oder andere Bier zu uns und ich kam leicht angetrunken bei Dag zuhause an. Aber ich fühlte mich seit Tagen endlich mal wieder richtig gut und glücklich. Es war auch das erste mal seit dem Unfall, dass wir wieder miteinander schliefen. Ich hatte plötzlich ein riesigen Verlangen nach ihm und Dag ging es nicht anders. Eng in seinen Armen schlief ich ein. „Kann ich dich für ein paar Tage hier alleine lassen?" fragte mich Dag beim Frühstück. „Die Jungs aus Hamburg haben gefragt, ob ich für einen Song nach Hamburg komm und ich hab ziemlich Bock drauf." Ich nickte während ich nochmal vom Brötchen abbiss. „Ja, na klar. Fahr ruhig hin. Ich komm klar," sagte ich lächelnd. „Wann gehts denn los?" war meine nächste Frage. „Übermorgen, am Freitag. Ich bin auch Sonntag Abend wieder zurück. Du kannst ruhig hier bei mir bleiben." Ich lachte leise. Ich hatte auch nich dran gedacht zu mir in die Wohnung zu gehen. Irgendwie kam mir der Freitag dann viel zu schnell und ich war ein bisschen traurig als Dag in den Zug stieg. „Ich bin bald wieder da," sagte er. „Ruf an wenn was ist ok." Ich drückte ihn ganz fest und ließ ihn einsteigen. Da saß ich nun, alleine auf Dags Couch. Ich fühlte mich einsam und war traurig und...ich hatte Angst. Ich konnte das Gefühl nicht richtig beschreiben aber irgendwie hatte ich Angst vor dem Alleinsein. Ich versuchte Dag anzurufen aber er ging nicht ran. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich schaffte es nicht mal bis ins Bett. Also blieb ich einfach auf der Couch sitzen und starrte die ganze Zeit auf mein Handydisplay. Irgendwann schlief ich dort ein. Am nächsten Morgen wachte ich völlig fertig auf. Ich kam mir vor als hätte ich die ganze Nacht durchgemacht. Noch so eine Nacht schaffe ich nicht. Ich nahm mein Handy und rief Vince an.

Vincent:
Ich lag noch im Bett als mein Handy plötzlich klingelte. „Hmm," ging ich ran. „Vince?" hörte ich eine leise Stimme. Ich nahm das Handy vom Ohr und schaute aufs Display. Es war Lena. „Lena, alles ok bei dir? Was ist los?" fragte ich und war schlagartig hellwach. Ich war sofort in Sorge, dass etwas passiert sei. „Vince, was machst du heute Abend? Dag ist in Hamburg und ich habe mich schrecklich alleine gefühlt letzte Nacht. Lass uns raus gehen heute Abend, bitte," Ich musste schmunzeln als ich sie so flehend hörte. „Dein Ernst? Deshalb rufst du mich so früh an?" fragte ich gespielt genervt. „Aber ja, komm lass uns ne Runde feiern, aber nur wenn du mich jetzt noch schlafen lässt." Ich hörte sie lachen am anderen Ende. „Du bist der Beste. Ich komm später rum zu dir ok." Dann legte sie auf. Ich vergrub mein Gesicht ins Kopfkissen und wollte weiter schlafen. Aber nun war ich wach. Ich lag noch eine Weile einfach so da und starrte an die Decke. Ich machte mir etwas Sorgen um Lena. Vielleicht war es doch nicht so eine gute Idee von Dag sie alleine zu lassen. Na ich würde sie heute schon ablenken. Ich hüpfte aus dem Bett und stieg unter die Dusche. Wenn ich schon so früh wach bin, kann ich auch noch ins Studio fahren und bissel arbeiten. Das Album sollte in 6 Wochen fertig sein und ich war irgendwie noch nicht ganz zufrieden....wie immer. Gegen 18 Uhr meldete sich Lena und fragte wann ich startklar wäre. Wir verabredeten uns zu 20 Uhr. Wir wollten zuerst Essen gehen und dann vielleicht in ne Bar. Als Lena kam, hatte ich das Gefühl, dass sie völlig aufgedreht war. Also sie war schon immer hibbelig, aber heute zappelte sie irgendwie noch mehr rum. „Sag mal, zu viele Energydosen getrunken, oder was bei dir los?" fragte ich als wir uns eine Pizza bestellt hatten. Sie sah mich mit großen Augen an und schüttelte lachend den Kopf. Es war schön sie lachen zu sehen. Ihre Augen hatten endlich dieses Leuchten wieder. „Ich freu mich einfach nur auf den Abend," sagte sie und boxte mich leicht gegen die Schulter. Wir schlenderten irgendwann die Straße entlang und suchten uns eine gemütliche Bar. „Na dann, auf einen lustigen Abend," sagte ich und wir stießen an. „Was sagst du eigentlich dazu, dass Dag nun Vater wird?" fragte sie mich nachdenklich. Ich war etwas überrascht über die Frage und wusste gar nicht was ich jetzt richtiges sagen sollte. „Hmm,...schwierig. Ich hätte mir andere Umstände für ihn gewünscht. Aber so ist es jetzt nun mal und da muss er durch." Ich dachte kurz drüber nach und schüttete meinen Drink runter. Lena tat es mir gleich und wackelte zur Bar um Nachschub zu holen. Ich versuchte das Thema zu wechseln, weil ich nicht wollte, dass sie wieder traurig wird. „Hey, hast du Bock, dass ich dir mal das Album zeige? Es ist fast fertig und ich würd gern deine Meinung dazu hören." „Was? Dein Ernst? Wirklich? Ja super gerne." Sie war völlig begeistert und fiel mir um den Hals. Jetzt hatte ich sie. Sie lachte. Wir blieben beim Thema Musik und redeten und lachten die ganze Zeit. Irgendwann merkte ich, dass sich Lena einen Drink nach dem anderen hinter kippte und anfing zu lallen. Aber auch ich hatte schon ganz schön einen sitzen. Als Lena zur Toilette ging, torkelte sie schon richtig und ich musste etwas schmunzeln. Sie sah aus wie ein kleines unbeholfenes Kind und sah mich mit Schmollmund an. „Los, zeig mir das Album, bbiiiiitteeeeee." Sie zog das bitte so lang, bis ich endlich einwilligte. Ich rief uns ein Taxi und wir fuhren zu mir. In diesem Zustand hätte ich sie eh nicht mehr alleine gelassen. Wir saßen im Taxi und Lena legte ihren Kopf an meine Schulter. „Ey, nicht einschlafen," sagte ich und sah sie an. Ihre Haare rochen unglaublich gut. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. Sie torkelte die Treppe hoch und ich musste sie stützen. Lena lachte nur und amüsierte sich tierisch darüber. „Du bist völlig dicht," sagte ich und führte sie in meine Wohnung. „Du bist doch selber dicht," lallte sie und blieb vor mir stehen. Sie tippte mir mit ihrem Zeigefinger gegen die Brust und sah mich von unten her mit großen Augen und Schmollmund an. „Mir geht es gut. Du bist betrunken," sagte sie leise. Ich sah ihr direkt in die blauen Augen. Es war ein merkwürdiges Gefühl und ich konnte kaum noch klar denken. Ich schüttelte den Kopf und nahm ihre Hand. Mich überkam ein schlechtes Gewissen. Ich durfte so nicht denken. Was tat ich hier? Ich fühlte mich in diesem Moment völlig hin und her gerissen. Was war nur los? Ich musste raus aus dieser Situation. Ich setzte Lena auf die Couch und ging in die Küche um was zu trinken zu holen. Was war das gerade? Ich redete mir ein, dass es am Alkohol lag. Ich musste wieder klar im Kopf werden und wollte uns ein Wasser holen. Als ich mich umdrehte, stand Lena wieder direkt hinter mir.

Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt