Lena:
Während Dag noch im Krankenhaus blieb, brachte mich Vincent nach Hause. Zu mir nach Hause. Ich wollte heute alleine sein. Irgendwie fiel mir das Ganze schwerer als erwartet. „Du kommst wirklich zurecht?" fragte mich Vince als ich die Autotür öffnete. Ich nickte stumm und lächelte ihn an. „Ruf an wenn du möchtest ok, ich bin da," sagte er und ich schloss die Tür. Auch wenn ich es gewohnt war alleine in meiner Wohnung zu sein, war es der einsamste Moment, den ich je erlebt hatte. Dag schrieb mir wenig später ob ich nicht doch zu ihm kommen wolle. Ich antwortet nicht. Ich wollte alleine sein mit meinem Schmerz. Ich wusste, dass er bei mir bleibt, aber ich stellte mir immer wieder vor, das es unser Baby hätte sein können über das er sich so freute. Ich schlief auf der Couch ein und wachte am Morgen mit steifem Hals und Nackenschmerzen auf. Ich versuchte mich mit Arbeit abzulenken. Dag fragte, ob ich am Nachmittag ins Krankenhaus kommen wolle. Marie würde sich darüber sehr freuen. Ich überlegte lange hin und her. Gegen vier machte ich Feierabend und fuhr zum Krankenhaus. Vorsichtig klopfte ich an die Zimmertür und trat ein. Ich hatte einen Strauß Blumen dabei und ein kleines Kuscheltier für das Baby. Ich sah sofort, dass Marie schlief. Dag saß im Stuhl neben ihrem Bett und hatte die Kleine im Arm. Er lächelte sie die ganze Zeit an und sah so glücklich aus. Er blickte zu mir auf und freute sich, dass ich da war. Ich ging zu ihm und begrüßte ihn mit einem Kuss. „Schön, dass du gekommen bist," sagte er und blickte wieder auf das kleine Wesen in seinem Arm. In seinen kräftigen Armen sah sie noch winziger aus. „Ist sie nicht wunderschön?" fragte er mich. Und ja, sie sah wirklich süß aus. Und sie sah aus wie ihr Vater. Ich lächelte schüchtern. Dag strich ihr leicht über den Kopf. Er war so stolz. Marie öffnete die Augen und lächelte mich an. „Herzlichen Glückwunsch," sagte ich leise, „Sie ist bildhübsch." „Danke," antwortet Marie, „es bedeutet mir sehr viel, dass du hier bist." Ich stellte den Strauß in eine der Vasen, die im Zimmer standen und übergab Marie mein kleines Geschenk. „Möchtest du sie mal halten?" fragte mich Dag und schien sich bei Marie über Blicke das Einverständnis zu holen. Diese nickte zufrieden. Dag erhob sich und legte mir das schlafende Kind in den Arm. Ein Gefühl von Wärme und Schmerz durchzog mich und ich spürte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Dag legte seinen Arm um meine Schultern und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Die Kleine im Arm zu halten, hatte etwas friedliches an sich. Nach ein paar Minuten legte ich sie zu Marie ins Bett. „Wie geht es dir?" fragte ich nun. „Ich bin glücklich," sagte sie, „und müde." Ich musste schmunzeln. Wir blieben noch eine kurze Weile und verabschiedeten uns dann. Schweigend lief ich neben Dag her. Er nahm meine Hand und blieb stehen. „Hey, ich bin für dich da ok. Lena, ich liebe dich und daran wird sich nichts ändern." Ich sah ihm in seine blauen Augen und weinte los. Nichts hielt mich mehr. „Ich weiß," schluchzte ich, „ich muss nur ständig daran denken, dass es unser Kind hätte sein sollen." Dag nahm mich fest in den Arm und sagte nichts. Aber das war genau richtig. Er hätte nichts sagen können, was mich in diesem Moment hätte mehr trösten können als sein Halt. Die nächsten Wochen vergingen und Dag tingelte immer zwischen mir, Studio und Marie hin und her. Er hatte wie angesprochen im Arbeitszimmer etwas Platz geschaffen und eine kleine süße Ecke für Ruby vorbereitet. Ein Bettchen mit Himmel und eine kuschelige Ecke mit Spielzeug. Marie besuchte uns und freute sich sehr darüber. Sie schien mit der kleinen echt gut zurecht zukommen und ging in ihrer Mutterrolle voll auf. Dag schien jedoch noch etwas anderes zu beschäftigen. Immer wenn er aus dem Studio heim kam, war er nachdenklich und ruhig. „Sag mal, was ist denn los?" fragte ich ihn eines Abends. „Ich weiß es nicht, aber irgendwas ist mit Whynee los. Er ist merkwürdig drauf und ständig schlecht gelaunt, also schlechter als üblich." Ich zuckte kurz zusammen als er mir dies erzählte, spielte es jedoch herunter. „Du vielleicht ist es einfach nur etwas stressig für ihn zur Zeit. Ihr wart viel unterwegs die letzte Zeit, die Festivals gehen bald wieder los und er hat ja noch so viel nebenbei zu laufen. Das gibt sich bestimmt bald wieder." „Vielleicht hast du Recht. Aber trotzdem, irgendwas stimmt nicht." So richtig beruhigen konnte ich ihn also nicht. „Vielleicht lenkt ihn ja Michelle Hochzeit am Wochenende etwas ab," versuchte ich ihn aufzumuntern. Am Samstag war es endlich so weit. Meine beste Freundin würde endlich heiraten und ich freute mich schon wahnsinnig auf diesen Tag. Und das nicht nur weil ich Dag im Anzug sehen wollte. Michelle hatte sich für ihren schönsten Tag im Leben richtig ins Zeug gelegt. Es war alles genauestens geplant. Die Feier fand in einem kleinen Schloss außerhalb von Berlin statt. Die Gästeliste war lang und das Abendprogramm versprach eine Menge Spaß. Vincent wollte uns abholen und als ich aus dem Bad kam und Dag mich sah, blieb ihm der Mund offen stehen. Ich hatte ein knielanges weinrotes Kleid mit weißer Schleife an der Taille und dazu weiße Riemchensandalen an. Die Haare locker hochgesteckt mit Blümchenhaarreif. „Wow," war alles was er sagen konnte. „Du siehst umwerfend aus," sagte er und ich lächelte verlegen. Aber auch Dag konnte sich sehen lassen. Der Anzug stand ihm unheimlich gut und wären wir nicht eh schon knapp dran, hätte ich noch was ganz anderes mit ihm vorgehabt. Auch Vince wartete im schicken Anzug am Auto auf uns. Sie setzten mich bei Michelle ab und fuhren alleine weiter. Ich half der Braut und fuhr mit ihr und ihrem Vater später zum Standesamt. Michelle strahlte übers ganze Gesicht. Sie war die schönste Braut, die ich je gesehen hatte. Ich konnte ihr Ansehen, wie nervös sie war und schenkte uns zur Beruhigung erstmal ein Glas Sekt ein. Auf dem Weg zum Standesamt hielt sie die ganze Zeit meine Hand fest. Ganz traditionell sollte sie ihr zukünftiger Mann erst dort sehen. Ich war fast genauso aufgeregt. Alle Gäste waren schon drin. Ich drückte Michelle noch einmal ganz fest und wünschte ihr alles Gute. Dann nahm ich auf meinem Stuhl Platz. Alles schwieg als die Musik einsetzte, sich die Tür öffnete und Michelle von ihrem Vater reingeführt wurde. Dag saß mit Vince weiter hinten und ich lächelte ihn an. Mir stiegen Tränen in die Augen vor Freude. Es war eine sehr schöne Zeremonie und Michelle und Mirko verließen das Gebäude gemeinsam als Mann und Frau. Vor dem Standesamt ließen wir zahlreiche weiße und rote Luftballons in den Himmel steigen und bewarfen das Brautpaar mir Reis und Blüten. Dann fuhren alle dem Hochzeitsauto zum Schloss hinterher. Die Fahrt dauerte ca 30 Minuten. Jetzt fuhr ich wieder bei Dag und Vincent mit. Nach dem Sektempfang wurde die Torte angeschnitten. Eine dreistöckige Schwarzwälderkirschtorte. Danach fing die Band an zu spielen und alle versammelten sich in kleinen Grüppchen und plauschten entspannt. Das Wetter spielte mit und die Sonne schien vom blauen Himmel. Nach dem Abendessen wechselte sie Musik zu etwa schnellerem tanzbarem und viele betraten die Tanzfläche nachdem das Brautpaar ihren Eröffnungstanz hatten. Dag zierte sich noch etwas, also griff Vincent nach meiner Hand und führte mich auf die Tanzfläche. Ich musste lachen und sah Dag entschuldigend an. Dieser grinste nur und zuckte mit den Schultern. Vincent hielt meine eine Hand fest und legte seine andere sanft um meine Hüfte.Vincent:
Ich konnte nicht anders als Lena zum Tanz aufzufordern. Sie sah so hübsch aus. Also nahm ich ihre Hand und zog sie mit mich. Sie legte ihre Hand auf meine Schulter und meine lag an ihrer Hüfte. Es war ein langsames Lied und so wippten wir beide leicht hin und her. Sie legte ihren Kopf an meine Schulter und ihr bezaubernder Duft stieg mir in die Nase. Ich drückte sie eng an mich und senkte den Kopf zu ihrem Ohr. „Lena, du bist das schönste Mädchen hier," ich flüsterte es so leise in ihr Ohr, dass ich eigentlich hoffte sie würde es nicht verstehen. Doch Lena hob den Kopf und sah mich an. „Vince, was tust du nur? Lass es nicht kompliziert werden, bitte," flehte sie mich an und legte ihren Kopf wieder auf meine Brust. „Das ist es schon," sagte ich diesmal so leise, dass sie es wirklich nicht hörte. Ich genoss jede Sekunde des Tanzes, welcher von einem schnellen Lied abgelöst wurde. Dag stand nun neben mir und forderte nach seiner Freundin. Widerwillig lies ich ihre Hand los und übergab sie ihm. Küssend und lachend tanzten beide ausgelassen und ich hatte das Gefühl einen Drink zu brauchen. Es war eine wunderschöne Hochzeit und ein freudiger Abend. Lena hatte sich eine kleine Überraschung für Michelle überlegt. Da sie wusste, wie sehr sie SDP mochte, überzeugte sie uns ein zwei Lieder auf der Bühne nur für Michelle zu singen. Am späten Abend war es soweit. Lena griff das Mikro und kündigte ihre Überraschung an. Michelle war total aus dem Häuschen und freute sich wahnsinnig darüber. Dag und ich betraten die Bühne mit unseren Gitarren und spielten als erstes „So schön kaputt". Michelle tanzte mit Mirko ganz alleine auf der Tanzfläche und genoss den Song. Das zweite Lied war der Song, den ich erst vor kurzem Dag vorgespielt hatte. Er hieß „Ich will nur dass du weißt". Auch wenn alle dachten, der Auftritt wäre für Michelle, sang ich dieses Lied für einen anderen Menschen. Eine Person, die mir mittlerweile sehr viel bedeutete und mir nicht mehr aus dem Kopf ging. Eine Person, die für mich jedoch unerreichbar war. Diese Person stand am Rand der Tanzfläche in einem dunkelroten knielangem Kleid und strahlte schöner als alle Sterne am Himmel. Sie lächelte und beobachtete das Brautpaar während mein Blick die ganze Zeit auf sie gerichtet war. Irgendwann sah sie zu Dag herüber und dann zu mir. Ich schloss die Augen und sang meine Strophe zu Ende. Um die Stimmung wieder etwas lockerer zu machen, spielten wir noch einen schnelleren Song und verließen dann die Bühne. Michelle stürmte zu uns und fiel uns gleichzeitig um den Hals. „Danke euch," lächelte sie, „darüber habe ich mich sehr gefreut." Nun stand auch Lena bei uns und Michelle bedankte sich herzlichst bei ihr. Die Feier ging bis tief in die Nacht und endete zumindest für das Brautpaar mit einem Feuerwerk. Danach verzogen sie sich in ihr Hotelzimmer und verbrachten die erste gemeinsame Nacht als Mann und Frau. Die Gäste wurden auch immer überschaubarer. Lena hüpfte ausgelassen mit Dag und einem anderen Pärchen auf der Tanzfläche während ich an der Bar saß und ihnen zuschaute. Irgendwann schlich ich mich jedoch davon und verschwand auf meinem Zimmer. Wenig später klopfte es an meiner Zimmertür. Ich öffnete und war überrascht. Lena stand vor der Tür. „Hey, alles ok bei dir?" fragte sie mich und sah besorgt aus. „Das war ein wunderschönes Lied," fuhr sie fort. „Ist das das Lied, von dem Dag neulich sprach?" ich nickte leicht und griff nach ihrer Hand. „Du weißt für wen ich dieses Lied geschrieben habe, oder?" Ich stellte diese Frage eher rhetorisch. „Vince, ich fühle mich sehr geehrt, aber wo soll das denn hinführen?" Sie flüsterte nur noch. „Du weißt, dass ich dich mag, aber ich liebe Dag. Ich möchte dir nicht wehtun." Ihr Blick war so traurig. Ich nahm sie in den Arm. Sie ließ es zu und atmete tief aus. „Ich weiß," flüsterte ich. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und blickte ihr in die Augen. „Dieses Lied war nur für dich," sagte ich und wollte sie küssen. Doch dazu kam es nicht. Lena würde meinen Armen entrissen und ich spürte plötzlich einen heftigen Schlag im Gesicht, der mich zu Boden warf. Ich hielt mir die Wange und blickte auf. Dag stand über mir. Sein Gesicht war wutverzerrt und ich konnte sehen wie angespannt sein Unterkiefer war. Er hatte sein Faust immer noch geballt. Lena hielt ihn weinend zurück und zerrte ihn den Flur entlang. Ich hatte es wohl nicht anders verdient. Ich setzte mich und lehnte mich gegen die Wand. Lena und Dag waren weg und ich ganz alleine.
DU LIEST GERADE
Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)
FanfictionEs war so heiß und ich spürte wie mir ein Schweißtropfen die Schläfe entlang lief. Ich wischte ihn weg und löste meinen Blick vom Fenster der S-Bahn. Es war Sommer und so wie mir, ging es so ziemlich jedem in dieser Bahn. Ich war auf dem Heimweg von...