Teil 19

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Lena:
Michelles Hochzeit war jetzt genau zwei Wochen her und Dag und Vince hatten seit dem Vorfall nicht miteinander geredet. Ich habe alles versucht. Ich hab mit beiden gesprochen, ich hab mit Dag gesprochen, ich habe ihn angebrüllt, ihn angefleht, doch er war einfach zu tief von seinem besten Kumpel verletzt worden. Noch nie hatten sie sich wegen einem Mädchen gestritten. Noch nie hatte einer der beiden den anderen so verletzt. Ich fühlte mich schuldig und wollte es wieder gerade biegen. Ich holte mir sogar Hilfe bei den Jungs der Band und bat sogar Stefan um Hilfe. Doch nichts half. Dag machte komplett dicht und Vincent schluckte alles hinunter und stürzte sich in die Arbeit. Immer wieder wollte mir Dag weis machen, dass ich und Ruby nun das Wichtigste in seinem Leben sind und dass er so etwas nie von Vince erwartet hätte. Ja es war falsch, aber ich war doch nicht ganz unschuldig. So konnte es doch nicht weitergehen. Stefan war völlig am verzweifeln, da die Jungs in zwei Wochen ihr erstes Festival dieses Jahr hatten. Es wäre eine Katastrophe wenn sie nicht auftauchen würden. Dag verbrachte viel Zeit mit Ruby und lenkte sich damit ab. Er und Marie verstanden sich sehr gut was dies anging. Ich jedoch hatte zu der kleinen immer noch ein sehr distanziertes Verhältnis. Ich setzte all meine Energie in jeden noch so kleinen Versuch die beiden wieder näher zu bringen. Ich machte mir jeden Tag große Vorwürfe. Also heckte ich einen Plan aus. Thilo half mir dabei. Wir waren gerade auf dem Weg zu Dag als mir was einfiel. „Dag, können wir kurz am Studio halten?" Sofort warf er mir einen bösen Blick zu. „Vince ist nicht da, bleib ruhig. Aber ich glaube ich habe mein rotes Shirt neulich dort vergessen und ich brauche es unbedingt. Hilf mir bitte schnell suchen. Wir beeilen uns auch." Ich setzte Hundeblick und Schmollmund auf. Er schien nicht begeistert, willigte aber ein. Ich schrieb Thilo, dass alles bisher gut läuft. Ich parkte um die Ecke und wir liefen zur Tür. Ich nahm Dag den Schlüssel ab und schloss die Tür auf. „Ok, es muss hier irgendwo sein, schau du bitte oben und ich such hier unten. Dag verschwand nach oben und ich schrieb Thilo, dass es soweit wäre. Kurze Zeit später kamen sie. Sobald Vincent die Tür betrat, nahm ich ihm schnell die Schlüssel ab und warf beide Thilo zu. Dieser verließ das Studio sofort und schloss die Tür von außen ab. Völlig überrumpelt, konnte Vincent gar nicht so schnell reagieren und stand einfach da und starrte mich an. Mittlerweile bekam auch Dag den Trubel mit und kam wieder runter. Als er Vince sah blieb er auf der Treppe stehen und sah mich mit zusammen gekniffenen Augen an. „Echt jetzt? Solche Kinderspiele?" fragte er genervt. Ich holte aus meiner Tasche eine Flasche Rum und Cola aus dem Kühlschrank. Beides stellte ich auf den Tisch. Ich stützte die Hände in die Hüfte und machte mich so groß ich konnte. „Anders versteht ihr es ja nicht," begann ich, „ich möchte, dass ihr endlich miteinander redet und ihr werdet diesen Raum nicht eher verlassen bis ihr auch ausgesprochen habt. Und wenn ich euch als verhungerte Leichen hier rausholen muss. Nur Thilo hat die Schlüssel draußen und er öffnet sie nur auf ein bestimmtes Wort von mir. So lange bleiben wir hier und klären die Sache jetzt. Das kann so nicht weitergehen. Ihr seid doch erwachsene Männer, also zumindest auf dem Papier," ich ließ alles raus und verschränkte die Arme vor der Brust. „War ja klar, das Thilo da mitmacht," maulte Vincent. Ich holte drei Gläser und machte uns drei Getränke fertig. Irgendwie musste ich sie doch zum Reden bekommen. Während sich Vincent auf die Couch fallen ließ, setzte sich Dag auf die Treppe. Er sah aus wie ein schmollender kleiner Junge. Ich reichten jedem sein Glas und nahm den ersten großen Schluck. Die erste Stunde passierte gar nichts. Sie saßen einfach nur da und starrten in die Luft. Ich bekam eine Nachricht von Thilo in der er mir mitteilte, dass Vincent ihm gerade geschrieben hatte und ihm drohte, ihn aus der Band zu werfen, wenn er nicht sofort die Tür öffnen würde. Ich schickte ihm nur einen lachenden Smiley zurück. „Vince, kannst du bitte dein Handy endlich weglegen und aufhören die Leute anzuschreiben. Du schmeißt hier niemanden aus der Band," sagte ich schnippisch und sah ihn lächelnd an. Ich hörte plötzlich wie Dag anfing darüber zu lachen. Na wenigstens ein Anfang dachte ich mir. „Ja typisch für Vince, er kommt gleich mit der harten Tour," fing Dag an. Vince ging sofort drauf ein und wollte sich wehren. Ich füllte mein Glas nochmal auf, denn ich hatte das Gefühl, dass würde jetzt ne Weile so gehen. Und ich hatte Recht. Sie fingen an sich gegenseitig Dinge an den Kopf zu werfen. Belanglose Kleinigkeiten, die sie störten. Wie ein altes Ehepaar, dachte ich mir und musste grinsen. Dag war mittlerweile aufgestanden und rannte wie ein blöder im Raum auf und ab. Er war wütend und schrie Vincent immer wieder an. Doch dieser wusste sich zu wehren. Oh man ich glaube da hatte sich ne Menge Zeug aufgestaut bei den beiden. Und ich war froh, dass ich hier war und sie davon abhalten konnte sich gegenseitig an den Hals zu springen. Irgendwann herrschte wieder Stille und alle schwiegen sich an. Wir saßen nun schon seit fünf Stunden hier. Ich legte mich auf die Couch und schloss die Augen. Irgendwann bin ich wohl eingeschlafen. Als ich die Augen wieder öffnete, erschrak ich fast zu Tode. Vor mir standen Vince und Dag mitten im Raum. Sie standen sich gegenüber. Doch das schlimmste war, Dag hatte ein Handtuch in der Hand und Vince hielt eine zerbrochene Bierflasche in Dags Richtung. Ich sprang auf und schrie, „seid ihr beiden total bescheuert? Legt das Zeug weg! Dag, Vince, bitte....hört auf mit dem scheiss. Ich lass euch auch raus," vorsichtig ging ich auf beide zu und sah plötzlich, wie in beiden Gesichtern sich ein dickes Grinsen breit machte. Ich blieb stehen und sah beide fragend an. Dann konnten sie nicht länger ernst bleiben und brachen in lautes Gekicher aus. „Ihr seid solche Vollidioten," schimpfte ich, „ ich hab mir echt Sorgen gemacht. Ihr seid so blöde. Typisch Männer," maulte ich immer noch während Dag das Handtuch abwickelte und mich unschuldig ansah. „Ohhhhh, haben wir dich etwas reingelegt? Sowas ist ja wirklich soooo gemein," sagte er gespielt wehleidig. „Ha ha," machte ich, „und habt ihr beide euch jetzt wieder eingekriegt?" fragte ich nun ernst. Auch Vince hatte seine Flasche weggelegt und beide sahen mich an. „Lena, es tut mir leid, in was ich euch da reingezogen habe. Ich habe mit Dag gesprochen. Und ja ich mag dich, sehr sogar, vielleicht mehr als ich sollte, aber ich weiß, dass du zu Dag gehörst unfair ist unsere Freundschaft einfach wichtiger. Ich habe mich bei ihm entschuldigt und möchte dies hiermit auch bei dir tun. Ich werde mich nicht mehr zwischen euch stellen und mich zurück halten. Ich weiß es wird nicht leicht für mich aber so möchte ich es." erklärte Vince. Ich nickte zustimmend. „Es freut mich, dass du das sagst. Und Dag, hast du dich für die Backpfeife entschuldigt?" wandte ich mich nun an meinen Freund. Dieser sah mich skeptisch an. Nachdem ich ihm einen vorwurfsvollen Blick zu warf, rollte er mit den Augen und drückte Vince einen Schmatzer auf die Wange. „Tut mir leid Dicker," sagte er und Vince wischte sich angeekelt mit seinem Ärmel über die Wange. „Ihhhhhh, lass das doch," raunte er und alle begannen zu lachen. „Also ist wirklich alles wieder ok?" versicherte ich mich noch einmal. Dag kam auf mich zu und umarmte mich. Vince kam nun ebenfalls und es gab ein Gruppenkuscheln. „Schön, dann können wir ja endlich hier raus," sagte ich und holte einen Schlüssel aus meiner Hosentasche. Beide sahen mich völlig entgeistert an. „ Habt ihr echt gedacht ich bleibe mit euch hier drin ohne eine Möglichkeit zur Flucht?" Dag stöhnte und Vincent verpasste mir einen Schlag gegen die Schulter.

Dag:
Ich war froh, dass die Sache zwischen mir und meinem besten Kumpel wieder geklärt war. Auch wenn ich echt angepisst war, hatte ich ihn doch wahnsinnig vermisst. Wir verbrachten im Moment viel Zeit im Studio und probten für die Festivals. Nächstes Wochenende ging's schon los und ich freute mich tierisch drauf. Die Tour war über ein halbes Jahr her und ich vermisste das Bühnenfeeling. Doch heute musste ich mich leider früher verabschieden als sonst, denn heute würden Lena und ich das erste mal alleine auf Ruby aufpassen. Marie wollte mit einer Freundin ins Theater und fragte mich ob wir auf Ruby aufpassen würden. Ich war aufgeregt, freute mich aber darüber. Lena war noch auf dem Heimweg als ich zu Hause ankam. Ich rannte durch alle Zimmer und räumte herumliegendes Zeug weg. Eigentlich auch Unsinn, das die Kurze ja eh noch nicht mobil war. Trotzdem räumte ich die ganze Bude auf. Etwa eine Stunde später klingelte Marie an der Tür. „Eine Frau im Haus tut dir gut," sagte sie und schmunzelte als sie meine Wohnung sah. „So aufgeräumt sah es ja noch nie hier aus." Ich steckte ihr die Zunge aus und begrüßte Ruby mit einem leichten Streichler über den Kopf. „Hallo Prinzessin," sagte ich leise und nahm Marie die Tasche ab. Dann kam auch Lena schon. Ich wusste, dass Lena und Marie nie Freunde werden würden, aber dennoch begrüßte sie Marie freundlich. „Ok, Fläschchen sind im Kühlschrank und Wickelzeug hierin der Tasche. Wenn irgendwas ist, melde dich bitte ok." sagte Marie. Ihr schien es schwer zufallen Ruby alleine zu lassen. „Wir kriegen das hin," sagte ich uns versuchte sie zu beruhigen. „Ich gebe ihr nachher die Flasche und dann lege ich sie schlafen. Du wirst sehen, wenn du wieder kommst, wird sie friedlich schlafen." Lena nickte zustimmend und Marie verabschiedete sich bei ihrem Kind. Die Tür fiel ins Schloss und Ruby lag friedlich in meinem Arm. Lena lächelte mich an. Die Kleine blieb noch etwa zehn Minuten ruhig und fing dann an zu quengeln. „Hat sie jetzt schon Hunger? Oder die Windel voll?" fragte ich Lena etwas unsicher. „Du die Windel, ich mach die Flasche warm," sagte sie und grinste. Ich breitete eine Decke auf dem Boden aus und legte Ruby hin. Ich kniete mich vor sie und kramte in der Tasche von Marie rum. So viel Zeug, dachte ich mir. Ich zog ihr vorsichtig den Strampler aus und öffnete die Windel. Ok, das war nicht das Problem. Sobald die Windel jedoch ab war, beruhigte sich Ruby und lag nun ganz freundlich quiekend vor mir. Ich stützte mich auf meine Unterarme und kniete nun direkt über ihr. Das schien ihr zu gefallen und sie schaute mich an. Sie hatte so schöne blaue Augen. Ich nahm ihre kleinen Fingerchen in meine Hand. Sie waren so winzig. Ich spielte etwas mit ihr als Lena ins Wohnzimmer kam. Sie blieb im Türrahmen stehen und beobachtete uns grinsend. „Das sieht zu niedlich aus," sagte sie und kam zu uns auf den Boden. Sie gab mir einen Kuss.

Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt