Teil 3

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Dag:
Vince und ich standen gerade an der Bar und unterhielten uns, als Vince mich antippte und in Richtung der Loungecke zeigte. „Ich glaub, der Kleinen geht es nicht so gut," sagte er und zeigte auf Lena. Ich sprang sofort vom Barhocker als ich sie sah. Ihr Blick war völlig leer, sie sah blass aus und hielt sich mit einer Hand die Stirn. „Hey, geht es dir gut?" fragte ich sie und bekam nur ein Kopfschütteln als Antwort. Sie brauchte dringend frische Luft. Ich machte mir Vorwürfe, dass ich sie in diese Situation gebracht und so lange alleine gelassen hatte. Ich half ihr auf die Beine und stützte sie als ich sie die Treppe zur Dachterrasse hoch führte. Es war mitten in der Nacht und hier oben blies eine leichte Sommerbriese. Ich setzte sie auf einer der Sonnenliegen, die hier oben standen. Ich bot ihr meine Flasche Wasser an. Sie sah mich an wie ein kleines Kind, welches Blödsinn gemacht hatte und nun seine Strafe erwartete. Auch wenn es ihr wohl gerade nicht so gut ging, sah es so süß aus. Ich setzte mich neben sie und legte meinen Arm um sie, da ich Angst hatte, sie würde gleich nach hinten umfallen. „Ich glaub, ich hab etwas zu viel getrunken," lallte sie und sah mich mit Schmollmund an. Ich lächelte nur und gab ihr noch einen Schluck Wasser. „Hey, alles ok. Das wird schon wieder," versuchte ich sie zu beruhigen. Sie atmete mehrmals tief ein und ich glaub die frische Luft tat ihr sehr gut. „Was war das da eigentlich gerade?" fragte sie mich völlig überraschend. „Was macht ihr für Musik?" bohrte sie weiter. Nun gab es wohl kein Zurück mehr. Ich erzählte ihr davon, wie Vince und ich vor vielen Jahren anfingen Musik zumachen, von unserer Band SDP und davon, dass wir gerade unser neustes Album veröffentlicht hatten und dies heute feiern wollten. Sie sagte kein Wort und hing an meinen Lippen. „Es tut mir sooo leid, dass ich dir das hier gerade so versaue. Das wollte ich wirklich nicht," schluchzte Lena plötzlich. „Es ist alles ok so," sagte ich zu ihr. „Ich könnte mir gerade nichts schöneres vorstellen," gestand ich ihr. Sie vergrub ihren Kopf in meinen Armen. Mittlerweile lagen wir zusammen auf der Liege. Sie lag in meinen Armen und mein Gesicht lag auf ihrem Kopf. Ihre Haare rochen trotz der halben Nacht in diesem Club immer noch gut. Wir unterhielten uns noch eine ganze Weile bis wir irgendwann schweigend in den Sternenhimmel schauten. Ich strich mit meinen Fingern über ihren Arm und merkte wie sie immer gleichmäßiger atmete. Sie war eingeschlafen. Mit meiner freien Hand griff ich nach eine der Decken, die hier für die Gäste lagen. Vorsichtig deckte ich sie etwas zu. Obwohl wir uns erst gestern das erste Mal begegnet sind, fühlte ich mich total wohl in ihrer Nähe. Ein wohliges Gefühl umgab mich und auch ich schloss die Augen.

Lena:
Das erste was ich wahrnahm, als ich aufwachte, war ein beruhigender Herzschlag unter meinem Ohr und der mir mittlerweile gut bekannte Duft von Dag. Ich öffnete die Augen und die Sonne schien mir ins Gesicht. Ich brauchte einen Augenblick um mich zu orientieren und ließ den gestrigen Abend im Schnelldurchlauf nochmal durch meinen Kopf gehen. Auch wenn der Schmerz in meinem Kopf etwas anderes vermuten ließ, konnte ich mich zum Glück noch an alles erinnern. Ich schaute nach oben und sah, dass Dag noch tief schlief. Ich lag fest in seinen Armen. Eine dünne Decke wärmte uns etwas. Ich sah ihn einfach nur an. Er sah so gut aus und so friedlich. Plötzlich zogen sich seine Mundwinkel leicht nach oben und er blinzelte. „Beobachtest du mich etwa beim Schlafen?" fragte er mit leicht brummender Stimme und lächelte mich an. Er öffnete die Augen und legte seine Arme noch fester um mich. „Ausgeschlafen?" fragte ich ihn und strich mit meinen Fingern über seinen Arm. Ich konnte spüren, wie die warmen Sonnenstrahlen meinen Körper langsam auftauten und ihn wieder mit Leben füllten. Ich schloss nochmal die Augen und saugte diesen Moment tief in mich auf. Ich fühlte mich wohl, geborgen und sicher. Dieses Gefühl was dieser Mann, den ich erst seit zwei Tagen kannte, in mir weckte, hatte ich noch nie gefühlt. „Wie spät ist es?" wollte ich wissen und hörte Dag nur brummen. Ich glaube er wollte genauso wenig wie ich, dass dieser Moment endete, doch je wacher ich würde, desto wacher würde auch mein Verstand und weckte die Vernunft in mir. Ich wollte gerade nach meiner Tasche greifen, als wir eine Stimme und Gepolter hörten. „Hey, was machen sie da?" brüllte jemand und fuchtelte wild mit den Armen. „Die Party ist längst vorbei und wir öffnen hier oben gleich. Bitte verlassen sie diesen Ort, sofort." Die Stimme würde immer energischer und Dag und ich sprangen auf. Wir sahen uns völlig verdutzt an und mussten laut loslachen. Dann kam der Typ auf uns zu gerannt und er sah nicht besonders freundlich aus. Ich schnappte meine Tasche und wir rannten los. Dag hielt meine Hand und zog mich hinter sich her. Wir rannten die Treppe hinunter so schnell ich auf in meinen Schuhen noch laufen konnte. Wir kamen wieder in dem Club an, der bei voller Beleuchtung das wahre Ausmaß der letzten Nacht Preis gab. Mitarbeiter waren mit dem Aufräumen beschäftig und sahen uns nur völlig verwundert an. Dag hielt an und schien den Ausgang zu suchen. Ich nickte mit dem Kopf in Richtung Tür. Dann rannten wir weiter. Wir verfielen lautem Gekicher dabei und ich konnte langsam nicht mehr, weil mir die Luft weg blieb. Dag öffnete die Tür und wir standen mitten auf dem Gehweg und die Sonne schien uns ins Gesicht. Ich löste mich aus Dags Hand und stützte meine Hände auf meine Knie. Ich musste dringend Luft holen. Noch immer am Lachen wurde auch Dag langsam leiser und schien eine Pause zu brauchen. Nach ein paar tiefen Atemzügen richteten wir uns auf und sahen uns an. Ja die Nacht war auch an Dag nicht spurlos vorbei gegangen und er sah fertig aus. Da mochte ich mir meinen Anblick gar nicht erst vorstellen. „Ich ruf dir ein Taxi, ok," sagte Dag und stand schon mit erhobenem Arm am Straßenrand. Nur wenige Sekunden später hielt ein Wagen direkt vor ihm. „Kommst du alleine nach Hause?" fragte er mich und sah mich besorgt an. Ich nickte energisch. „Danke für den tollen Abend," sagte ich als Dag mich zum Abschied umarmte. „Ich danke dir," hauchte Dag mir ins Ohr und ich konnte seine Lippen an meinem Ohrläppchen spüren. Es kribbelte in meinem Bauch. Ich hatte das Gefühl, ein Sack voller Schmetterlinge würde gerade aufwachen und wild mit den Flügeln schlagen. „Sehen wir uns wieder?" fragte er nun und sah mich an. Wieder nickte ich und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. „Ich melde mich," sagte ich und stieg in das Taxi. Ich war völlig im Eimer und hatte zu tun, die Augen bis zu meiner Wohnung offen zu halten. Ich fiel sofort in mein Bett und wagte einen kurzen Blick auf mein Hand? Mist.... 5 Nachrichten und 3 verpasste Anrufe von Michelle. Ich antwortet ihr nur kurz, dass es mir gut ginge und ich mich später bei ihr melde und alles erkläre. Im letzten Moment sah ich noch, dass eine Nachricht von Dag ankam. Doch ich war nicht mehr in der Lage diese zu lesen. Mir fielen die Augen zu und ich schlief tief und fest ein.
Ich wurde wach als es an meiner Tür Sturm klingelte. Ich fiel fast aus dem Bett und im nächsten Moment wusste ich, dass dieses Klingeln nur eine Person sein konnte. Ich öffnete die Tür und Michelle sah mich gespielt wütend mit vor der Brust verschränkten Armen an. Sie wippte mit dem Fuß und wollte gerade Luft holen um etwas zu sagen, als ich sie am Arm packte, in die Wohnung zog und ihr um den Hals fiel. Sofort verflog ihr Anfall und sie hielt mich ebenfalls fest.
M: Was ist passiert. Geht es dir gut? Wo warst du?
L: Es tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet hatte. Ich war völlig ko und bin einfach eingeschlafen. Ja und wo ich war, wirst du mir nie glauben. Aber zu erst, um dich zu beruhigen, mir geht es gut. Mir geht es sogar sehr gut.
Ich grinste sie bis über beide Ohren an und sie folgte mir in die Küche. Ich brauchte dringend einen Kaffee. Zum Kaffee sagte Michelle nie nein. Wir setzten uns an den Küchentisch und ich erzählte ihr alles was passiert war. So wie sie mich anschaute, schien sie kein Wort zu glauben. Ich konnte es ja selbst kaum glauben. Plötzlich fiel mir ein, dass Dag mir ja noch geschrieben, ich die Nachricht aber noch gar nicht gelesen hatte. Ich suchte mein Handy und öffnete die Nachricht. Michelle stand sofort an meiner Seite und schaute mit aufs Display. „Awwwww, wie süß," brach es aus ihr heraus.
D: Ich hatte seit langem nicht mehr so viel Spaß auf einer Party und eine so wundervolle Nacht unter dem Sternenhimmel. Ich hoffe, du bist gut nach Hause gekommen und schläfst dich richtig aus. Ich würde mich sehr freuen wenn wir uns bald mal wieder sehen könnten. Liebe Grüße Dag
Ich schmolz förmlich dahin als ich seine Worte lass. Michelle klammerte sich an meinen Arm und konnte gar nicht aufhören zu quietschen. „Das ist ja so süsssssss. Du musst ihn mir unbedingt vorstellen. Wann sehr ihr euch wieder?" fragte sie mich.
„Ich weiß es noch nicht. Ich muss die Woche so viel arbeiten. Vielleicht nächstes Wochenende?" Bei dem Gedanken daran, dass ich die Woche wirklich keine Zeit hatte, fühlte ich einen dumpfen Schmerz im Bauch. Ich seufzte, legte das Handy bei Seite und wollte ihm später in Ruhe antworten. Plötzlich rannte Michelle ins Wohnzimmer und setzte sich an meinen Schreibtisch. Ihre Augen leuchteten und ich wusste sie hatte was vor. Sie öffnete mein Notebook. Sie kannte meinen Pin zum Entsperren und öffnete Google. Als ich sah, was sie in die Suchleiste eingab, musste ich laut lachen. „SDP" tippte sie auf der Tastatur und augenblicklich erschienen Fotos und Dag und Vincent auf meinem Bildschirm. „Das ist er?" fragte sie und ließ den Mund offen stehen. „Oh mein Gott,...Lena, der sieht ja Hammer aus." Ich musste grinsen und als ich die Bilder von Dag sah, würde mir ganz heiß. Ja er sah wirklich verdammt gut auf den Bildern aus. Michelle öffnete Spotify und auch dort tippte sie SDP ein und startete die Playlist. Es war ein bunter Mix, die Musikrichtung nicht einzuordnen, Partykracher, Gutelaunehits, Balladen, Schlechtelaunehits. Als ich Dags Stimme hört, stellten sich mir sämtliche Nackenhaare auf. Es kribbelte überall. Diese Stimme, es war komisch ihn jetzt so zu hören. Michelle gefiel die Musik anscheinend, denn nach nur wenigen Minuten trällerte sie laut mit und feierte die Jungs jetzt schon. „Die müssen wir uns unbedingt mal anschauen," sagte sie eifrig. „Das kannst du doch bestimmt bei Dag klar machen, oder?" sie meinte es echt ernst.

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Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt