Teil 24

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Dag:
20 Jahre....20 Jahre gab es SDP. 20 Jahre feierten Vince und ich nun unsere Freundschaft und das Bestehen der Band. Die Jubiläumsshow in der Wuhlheide war der absolute Wahnsinn. Ausverkauft vor 17000 Menschen zu spielen, war das Größte was uns bisher passiert ist. Der Abend war legendär. Er war so emotional, dass es uns die Sprache verschlug. Noch viele Tage zerrten wir von dem Gefühl der Euphorie. Ich saß in der U-Bahn und war auf dem Weg nach Hause als eine Gruppe Leute die Bahn betrat. Ein paar Männer und Frauen. Betrunken, auf Drogen und der ein oder andere nicht mehr ganz Herr seiner Sinne. Sie hatten ihr komplettes Hab und Gut bei sich. Ein paar Rucksäcke und Schlafsäcke. Die Gruppe warf sich ein paar Bänke entfernt auf die Sitze und unterhielt sich lautstark. Ich beobachtete sie eine Weile bis mein Blick an einem Mädchen hängen blieb. Zerrissene Jeans, schwarzer Pullover, die Kapuze weit ins Gesicht gezogen. Ihr Blick war starr und leer. Sie schien mit den Gedanken nicht bei ihren Freunden zu sein und starte durch das gegenüber liegende Fenster. Ein Flackern der Beleuchtung riss sie aus ihren Gedanken und sie drehte ihren Kopf in meine Richtung. Sie sah mich nun direkt an und ihr Blick wirkte überrascht. Ich sah in tief blaue Augen. Augen, die mir seltsam bekannt vorkamen. Aber ich wusste nicht woher. Sie zog die Kapuze noch weiter ins Gesicht und wandte ihren Blick wieder ab. Die Gruppe wurde immer laute und alberte umher. Einer der Männer wandte sich an das Mädchen im schwarzen Pullover. „Bist du dabei?" fragte er sie, „ey Lena, was los mit dir? Kommst du noch mit?" Mir wurde schwindelig und es machte plötzlich Bäm in meinem Kopf. Wieder sah sie mich an. Diesmal konnte ich Panik und Angst in ihren Augen sehen. Die Bahn hielt und die Türen öffnete sich. Plötzlich sprang das Mädchen auf und rannte hinaus. Ich war völlig geschockt und es brauchte ein paar Sekunden bis ich meine Beine unter Kontrolle hatte und aufsprang. Ich rannte zur Tür hinaus und blickte um mich. Ich konnte sie nicht mehr sehen. Das konnte doch nicht wirklich wahr sein. War das wirklich Lena? Die Lena, meine Lena? Ich wusste nicht ob ich träumte. Ich hatte komplettes Gefühlschaos. Ich rannte zurück in die Bahn und ging zu der Gruppe. „Hey, das Mädchen gerade, du hast sie Lena genannt. Ist das ihr Name? Woher kennst du sie? Weißt du wo ich sie finden kann?" sprudelten die Fragen aus mir raus. Völlig überrascht sah der Mann mich an. Ich konnte ihm ansehen, dass er nicht nur betrunken war. „Was willst du von ihr? Und Infos kosten," lallte er. Ich griff in meine Hosentasche und holte ein paar Scheine und Kleingeld raus. Ich drückte ihm alles in die Hand. „Bitte sage mir nur wo ich sie finden kann!" flehte ich. Er starrte auf das Geld und ein Grinsen machte sich in seinem Gesicht breit. „Ich kenn sie kaum. Ja, ich glaub sie heißt Lena und manchmal hängt sie mit uns ab. Treibt sich öfters im Park rum...drüben, Heinestrasse. Aber wo sie jetzt hin ist, keine Ahnung." Die Infos reichten mir. Am nächsten Bahnhof wollte ich aussteigen als er mir noch etwas hinterher rief. „Pass auf mit der. Sie ist völlig drauf und kommt überhaupt nicht klar." Ein Schauer durchfuhr mich. Ein furchtbarer Gedanke machte sich breit. Ich griff nach meinem Handy und wählte  Whynees Nummer. „Jo Vince, ich brauch deine Hilfe. Kannst du bitte vorbei kommen? Der Park Heinestrasse in Kreuzberg. Bitte, ich glaub es ist wichtig." „Was denn passiert?" fragte Vince. „Das erklär ich dir später. Bitte komm einfach!" Ich wusste wenn ich ihm am Telefon erzählt hätte was passiert ist, hätte er mich für blöd verkauft und aufgelegt. Es war jetzt zwei Jahre her, dass Lena einfach verschwunden war. Sie war einfach gegangen und niemand wusste wo sie war. Nicht einmal Michelle hatte wieder etwa von ihr gehört. Monatelang versuchte ich alles möglich um sie zu finden oder sie zu erreichen. Aber sie hatte alles hinter sich gelassen und ihre Spuren komplett verschwinden lassen. Diese Zeit war für mich kaum auszuhalten und ich wäre fast daran zerbrochen. Vince hatte sich solche Vorwürfe gemacht und wollte die komplette Schuld auf sich nehmen. Auch unsere Freundschaft wäre daran fast kaputt gegangen. Jetzt fast zwei Jahre später, hat es uns jedoch nur noch enger zusammen geschweißt. Wir haben beide darunter gelitten und haben es beide versucht zu verkraften. Zwischen mir und Vince lief es nie besser. Wir standen wieder gefestigt mitten im Leben. Die Band lief auf Hochtouren, meine wunderschöne Tochter war nun zwei Jahre alt und mit Marie verstand ich mich besser denn je. Vince hatte bereits seit einem Jahr wieder eine feste Freundin. Sie war nett und passte zu ihm. Und trotzdem verging kaum ein Tag an dem ich nicht an Lena dachte. Anfänglich konnte ich kaum auf die Straße gehen. Überall hatte ich das Gefühl sie zu sehen und rannte plötzlich fremden Menschen hinterher. Doch sie war es nie. Sie war einfach weg. Und nun.....sollte ich sie wirklich wieder gesehen haben? In diesem Zustand? Obwohl es mir Angst machte und ich mittlerweile wenig Hoffnung hatte, spürte ich etwas in mir, dass mir keine Ruhe ließ. Ich musste dieses Mädchen finden und mich selbst davon überzeugen. Vincents Laune schwankte zwischen Neugier und Genervtheit als wir uns etwa zwei Stunden später am Park trafen. „So und was ist nun so wichtig? Und was wollen wir hier?" fragte er und scharrte mit dem Fuß im Sand. „Ok, halt mich bitte nicht für verrückt, aber ich glaube ich habe Lena gesehen," sagte ich ruhig. Mein Kumpel holte tief Luft und verdrehte die Augen. „Das doch nicht dein Ernst. Dag gib es doch endlich auf. Sie hat sich dafür entschieden und sie will nicht gefunden werden. Bitte lass sie einfach!" sprach er und wollte gerade wieder gehen. „Vince, aber ich glaube ihr geht es nicht gut," meine Stimme wurde traurig und Vincent hielt an. Er stand bereits mit dem Rücken zu mir. „Dicker, uns ging es damals auch nicht gut und sie hat es trotzdem getan. Ich weiß noch genau wie du gelitten hast und auch für mich war es die Hölle. Willst du dir das wirklich nochmal antun?" Ich konnte den Schmerz in seiner Stimme hören. „Aber wenn sie es wirklich war, dann brauch sie unsere Hilfe. Ich glaube nicht, dass sie freiwillig in der Situation steckt." „Und woher willst du wissen, dass sie unsere Hilfe überhaupt möchte?" fragte Vince und drehte sich wieder zu mir um. „Sie wird sie nicht wollen," sagte ich leise, „aber sie wird sie brauchen. Dicker, sie war nicht sie selbst aber ihre Augen....ich glaube sie war es wirklich." Vincent atmete tief aus und lief los in den Park. Ich erzählte ihm auf dem Weg von der Begegnung in der Bahn. Er schüttelte ungläubig den Kopf aber ich wünschte mir so sehr, dass wir sie finden würden. Es dämmerte bereits und wir liefen bereits seit einer Stunde durch den Park. Nichts, gar nichts. Wir trafen auf eine kleine Gruppe Obdachloser und fragten sie ob sie ein Mädchen namens Lena kannten. Alle schüttelten nur den Kopf. Meine Hoffnung wurde immer kleiner und meine Sorge wuchs wieder ins Unermessliche. Eine halbe Stunde später beendeten wir unsere Suche. „Dag, es tut mir leid. Aber ich glaube wir werden sie hier heute nicht finden," sagte Vince als wir wieder am Auto ankamen. „Dicker, du musst mir glauben, sie war es....ich spüre es," „Ich glaube dir und wir suchen weiter. Aber hier und heute wird es nichts mehr." Mein Kumpel fuhr mich nach Hause. Den ganzen Abend dachte ich noch darüber nachdem auch darüber was wäre we,, wir sie wirklich finden. Wie würde sie reagieren? Würde sie wieder wegrennen so wie in der Bahn? Ich glaube, dass sie mich erkannt hatte und deshalb davon gelaufen ist. Wie ist sie nur in diese Situation geraten? Könnten wir ihr helfen? Die Fragen hielten mich fast die ganze Nacht wach.

Vincent:
Ich war fix und fertig. Seit dem Augenblick als Dag mir von seiner Begegnung erzählte, schien die Welt wieder stehen geblieben zu sein. All der Schmerz war plötzlich wieder da. All die Schuldgefühle. Ich hatte mir solche Vorwürfe gemacht und es brauchte sehr lange, bis ich mit jemandem darüber reden konnte. Ich hatte versucht diesen Teil zu vergessen. Hatte ihn ganz weit nach hinten versteckt. Ich schien nach einer Zeit darüber hinweg zusein und konnte wieder am normalen Leben teilnehmen. Aber nun war es wieder da. Dieses Gefühl. Und sollte es wahr sein, was Dag erzählte, würden all die Wunden wieder aufreißen. Leonie meine Freundin sah mir sofort an, dass etwas nicht stimmte und fragte besorgt was passiert sei. Ich hatte ihr nie etwas von Lena erzählt und ich konnte auch jetzt nicht darüber sprechen. Leo war eine tolle Frau und ich liebte sie wirklich von ganzem Herzen. Wir führten eine tolle Partnerschaft und wir akzeptierten und respektierten uns gegenseitig sehr. Aber solange es keine Gewissheit gab, konnte ich nicht mit ihr darüber reden. Ich schob es auf die Arbeit und verzog mich bald ins Bett. Schweißgebadet wachte ich mitten in der Nacht auf. Alpträume jagten mich. Ich konnte nicht wieder einschlafen und brauchte frische Luft. „Hey, alles ok?" fragte Leonie verschlafen. „Ja alles gut. Ich kann nur nicht schlafen. Ich hab so viel im Kopf. Ich brauch mal etwas frische Luft," beruhigte ich sie und verließ das Bett. Ich nahm mir ein Glas Wasser in der Küche und lehnte mich gegen den Küchenschrank. Mich ließ der Gedanke nicht los, dass Lena vielleicht wirklich in Schwierigkeiten stecken könnte. Ich zog mir meine Hose über und verließ die Wohnung. Ich fuhr zurück zu diesem Park. Es war mitten in der Nacht und die Stadt schlief. Ich parkte den Wagen und lief ein paar Schritte in die Dunkelheit. Außer das Rascheln im Busch war alles leise. Dann hörte ich Stimmen. Ich ging darauf zu und sah eine Gruppe, die sich hinter einer kleinen Mauer ausgebreitet hatten. Mit Schlafsäcken und ner Menge Bierflaschen schienen sie hier ihre Nacht zu verbringen. Skeptisch sahen sie mich an als ich näher kam. „Hey, kann ich euch kurz stören? Ich suche jemanden," fragte ich ihn die Gruppe. „Suchen wir nicht alle jemanden?" lachte einer von ihnen los. „Nein, im Ernst. Ich suche ein Mädchen. Sie heißt Lena und sie soll ab und zu hier sein." Die Gruppe wurde still. „Hier ist keine Lena und jetzt verzieh dich," nöhlte einer der Typen. Ich wusste, dass es Blödsinn war hierher zu kommen. Ich drehte mich um und ging zum Auto zurück als ich Schritte hinter mir hörte. Ich drehte mich um und sah eine junge Frau vor mir stehen. Sie sah mich schüchtern an aber sie lächelte. „Was willst du von ihr?" fragte sie mich und mir stockte der Atem.  Kannte sie sie? Wusste sie etwas? „Sie ist eine sehr gute Freundin und ich glaube sie steckt in Schwierigkeiten. Weißt du wo ich sie finden kann?" Ich legte all meine Hoffnung in meine Frage. „Ich kenne eine Lena, aber ich weiß nicht ob es die ist, die du suchst. Du siehst nicht so aus als ob du dich mit solchen Frauen rumtreibst." Was meinte sie nur damit? Ich zog die Augenbrauen hoch. „Bitte, sag mir einfach wo sie ist." „Sie war vor ein paar Minuten noch hier und hat sich ihr Zeug abgeholt. Es ist noch nicht lange her. Sie hatte sich neue Pillen geholt und ist los. Sie kann nicht weit sein. Dort drüben lang," sagte sie und zeigte den Weg entlang. „Ich hoffe du findest was du suchst." „Danke," rief ich während ich schon in die Richtung rannte. Ich verlangsamte meine Schritte, damit ich mich besser umsehen konnte. Hoffentlich würde ich sie finden. In der Dunkelheit war es nicht einfach etwas zu sehen. Ich schaltete die Taschenlampe des Handys an und leuchtet in alle Richtungen. Dann auf einer Bank konnte ich eine Gestalt erkennen. Eine Person lag dort. Langsam ging ich näher und leuchtete sie an. „Lena?" fragte ich leise. Aber ich bekam keine Antwort. Ich ging näher und konnte sehen wie die Person am ganzen Körper zitterte. Ich leuchtete ihr ins Gesicht und erschrak. Ich hielt mir vor Schreck die Hand vor den Mund und ließ fast das Handy fallen. Ich hatte mit allem gerechnet aber nicht damit.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 03, 2019 ⏰

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Mein Leben in deiner Welt (SDP Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt