Kapitel 2

13 1 0
                                    




Vorsichtig erhob sich die Gestalt. Einige Wurzeln hatten seinen Fall verlangsamt. Er tastete seine Arme und Beine nach möglichen Brüchen ab, doch soweit er es beurteilen konnte ist er mit einigen Schrammen und Prellungen davongekommen. Er bückte sich und suchte in der Dunkelheit die Öllampe. Doch es schien vergebens. Die Chance lebend, ohne Licht, ohne die Karte, hier herauszukommen standen schlecht. Verzweifelt suchte er weiter den dunklen Boden ab. Wo konnte sie nur sein? Klonk! Sein Fuß stieß gegen etwas, dass einen metallischen Klang auslöste. Das konnte nur die Lampe sein. Schnell drehte er sich um und erfühlte nach wenigen Augenblicken den Gegenstand. Ein Glück, es war die Lampe. Mit seinen Feuersteinen zündete er sie wieder an. Die Lampe wies einige Beulen auf, aber sonst wirkte sie unversehrt. Das Öl in ihr sollte noch bis zum Ausgang reichen, ansonsten würde er sich eine Fackel basteln. Mit dem Artefakt und dem Pergament schien auch alles in Ordnung. Er rollte die Karte der Höhle aus und überprüfte seinen Standort.

„Hey Monika, was ist los?" Erschrocken drehte ich mich zu Balsam um, der mich mit besorgter Mine ansah. Ich rieb mir die Augen. Trotz der tollen Geschenke gestern, hatten mich die harschen Worte von Shun ganz schön ins Grübeln gebracht. Ich konnte deswegen kaum schlafen und ließ es dann zum Schluss bleiben, da die Sonne ohnehin schon aufging. „Ich hab nur schlecht geschlafen, das ist alles." erklärte ich Balsam. „Das merkt man, du bist vollkommen unkonzentriert. So bringt es uns nichts weiterzumachen, geh nach Hause und Schlaf noch etwas." Widerworte meinerseits brachte nichts, er hob seine Hand , sein Zeichen für: „Das ist mein letztes Wort, sträube dich nicht dagegen" Missmutig ging ich nach Hause. Nach ein paar Schritten merkte ich, wie mich die Müdigkeit erneut übermannte.

Ich lehnte mich an eine Hauswand um mich zu sammeln. „Vorsicht!" Ich hörte noch die Stimme, konnte aber nicht mehr rechtzeitig reagieren. Jemand rannte voll in mich rein. Wir stürzten beide zu Boden. Erschrocken riss ich die Augen auf und erkannte sofort, wer mich da umgerissen hatte. Sadira! Anscheinend steckte sie wieder in Schwierigkeiten, denn nicht weit entfernt hörte ich Razouls wütende Schreie. Sie sprang auf und wollte weiterlaufen. „Warte, ich kenne einen sicheren Platz!" ich nahm sie bei der Hand und rannte mit ihr zu meinen Haus. Mein Herz schlug wie wild. Noch nie hatte ich so etwas getan. Sadira folgte mir zu meiner Überraschung widerstandslos. Die Aufregung ließ mich meine Müdigkeit vergessen. Nach wenigen Minuten erreichten wir meine Wohnung und ich schlug die Tür sofort hinter uns zu. Ich konnte auf unserer Flucht zwar keine Wachen hinter uns ausmachen, aber sicher ist sicher.

Sadira setzte sich auf eines der Kissen, die bei mir in den Ecken lagen. „Das ist also das Zuhause des Mädchens, von dem alle reden!" „Wie bitte? Man redet über mich?" verdutzt sah ich sie an. „Natürlich! Es ist nie klug in eine Taverne zu gehen, in der nur Räuber und Diebe ein- und ausgehen, so was spricht sich unter uns schnell herum!" Das saß, also waren Shuns Bedenken richtig gewesen.
„Fürs Erste werde ich da nicht mehr hingehen und mir eine andere Taverne suchen." „Warum denn das? Halt warte, erzähl mir deine ganze Geschichte, ich wollte dich sowieso schon die ganze Zeit treffen!" „Deswegen bist du mir gefolgt ohne Widerspruch?" „Ja das stimmt. Wollte Aladdin schon fragen wo du wohnst, aber das kann ich mir jetzt sparen." freudig blickte mich Sadira an. Ich kam mir etwas komisch vor, doch dann fing ich an ihr meine Geschichte zu erzählen und sie lauschte mir gebannt.

Ich gähnte laut, als ich mit meiner Erzählung zu Ende kam. Sadira wirkte jedoch noch aufgekratzter als vorher. „Das ist ja alles unglaublich, du kommst aus einer ganz anderen Welt. Bitte erzähl mir mehr davon!" sie kam ganz nah an mich ran, „Heute nicht mehr, ich bin furchtbar müde, und will einfach nur schlafen. Du kannst gerne hier bleiben, bis es draußen ruhiger ist für dich." Ich wich ihr aus und ging in mein Schlafzimmer drehte mich dann aber nochmal zu ihr um „Kannst du mir einen Gefallen tun?" „Kommt drauf an! Was für einen?" Sie verschränkte die Arme und wartete auf meine Frage. „Kannst du mich öfters besuchen? Und dann mal von dir erzählen? Ich möchte gerne mehr von deiner Sandmagie wissen, im Gegenzug erzähle ich dir mehr von meiner Welt." Sie nickte und lachte dabei „Das hört sich nach einen fairen Deal an." Erschöpft und müde schmiss ich mich auf meinen Kissenberg und schlief schnell ein. Wie lange Sadira noch da war konnte ich nicht sagen, aber als ich wieder erwachte, war sie weg.

Ein Blick nach draußen zeigte mir ein vollkommen dunkles Agrabah. Es herrschte tiefste Nacht. Noch ein bisschen schlafen, dachte ich mir. Es waren bestimmt noch drei bis vier Stunden bis zum Sonnenaufgang. „Wo bist du gewesen?" Diese Stimme könnte ich unter Tausenden wiedererkennen. Cassim stand neben meinen Fenster. Irritiert sah ich ihn an „Was meinst du damit? Wollten wir uns treffen?" „Nicht direkt, aber du bist sonst in immer in unserer Taverne..." „Ich hielt es für besser da erstmal nicht aufzutauchen...." jetzt wirkte Cassim etwas irritiert „Wie kommst du dazu?" Ich erklärte ihm meine Bedenken, Shun hielt ich aber daraus. „Ganz so verkehrt ist die Entscheidung nicht!" bestätigte er auch die Bedenken von Shun. „Wie dem auch sei, ich wollte dir mitteilen, dass morgen ein besonderer Gast zu Aladdin kommt." „Inwiefern besonders? Und warum sagt Aladdin mir das nicht selber?" „Er ist mit den Vorbereitungen bestimmt überfordert, sonst hätte er es dir bestimmt selbst gesagt, und gleichzeitig muss er sich immer mehr in die Rolle des zukünftigen Sultans einleben. Aber für wichtige Information sind wir ja auch da." „Wer kommt denn zu Aladdin?" „Ein aufstrebender Held namens Herkules, vielleicht hast du...." weiter kam er nicht „WIE HERKULES KOMMT HIERHIN?", schrie ich durch die kleine Wohnung. Bestimmt hörte man mich draußen noch, aber es war mir egal. ich hatte eine Idee. „Pssst sonst werden die Wachen auf uns aufmerksam." Ich wurde wieder ruhiger „Echt jetzt? Herkules kommt hierher? Er könnte mir wirklich weiterhelfen, immerhin ist er der Sohn einer der mächtigsten Götter überhaupt!" „Gehe morgen zum Palast und frage ihn nach Hilfe, vielleicht weiß er ja was!" „Ja das werde ich tun! Danke Cassim."

Mit meinen letzten Worten verschwand Cassim wieder in die Nacht. Erst dachte ich, gar keinen Schlaf mehr zu finden. Ich merkte meine innerliche Aufregung, doch schließlich übermannte mich der Schlaf bis zum Morgengrauen.

Zog in eine andere WeltWo Geschichten leben. Entdecke jetzt