3. Türchen

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HARRY

03.12. :

Ich war so verdammt wütend auf Zayn. Warum konnte er Louis nicht einfach in fucking Ruhe lassen? Er studierte doch schon seit einem Jahr hier und hatte nicht einmal gewusst, dass Louis auch hier war, also warum ignorierte er ihn jetzt nicht einfach? Ich hätte ihm nicht sagen sollen, dass ich bei Louis eingezogen war, aber er hätte es ja sowieso noch herausgefunden.

So wie gestern schlief Louis auch heute noch, als ich aufwachte, also beschloss ich spontan, wieder zum Coffeeshop zu gehen. Und das tat ich auch.

Wieder zurück, schlief Louis nach wie vor, also stellte ich seinen Cappuccino auf seinem Nachttisch ab und ging dann duschen.

Als ich das Badezimmer wieder verließ, stand er vor dem offenen Fenster und rauchte eine Zigarette, mit dem Cappuccino in seiner Hand. "Danke", sagte er und ich setzte mich auf mein Bett. "Kein Problem". "Wo ist deiner?". "Schon ausgetrunken, es war heute nur ein einfacher Espresso". "Okay". "Es tut mir leid wegen Zayn, ich werde ihn mir heute vornehmen". "Von mir aus". "Ich habe ihm gestern nur erzählt, dass du mein neuer Mitbewohner bist, aber ansonsten gar nichts", erklärte ich Louis und er dämpfte die Zigarette im Aschenbecher aus. "Warum bist du überhaupt noch mit ihm befreundet, wenn du doch angeblich ein neuer Mensch geworden bist?". "Keine Ahnung, ich ... ich meine, er ist eben einfach mein einziger Freund". "Dein einziger?". "Ja". Louis blickte mich mitleidig an und ich fühlte mich plötzlich ganz klein und schwach. Aber es war die Wahrheit. Ich hatte niemanden, außer vielleicht noch meine Mum, aber mein Verhältnis zu ihr war noch dabei, sich von dem ganzen Scheiß zu erholen, den ich gebaut hatte. Im letzten Jahr hatte ich sie nicht gesehen, aber jetzt, da ich studierte, war sie doch ein bisschen stolz auf mich. Ich hatte ihr versprochen, sie nie wieder zu enttäuschen, und ich hatte definitiv vor, mich daran zu halten.

Ich sah Zayn den ganzen Tag über nicht, also stattete ich ihm abends einen Besuch im Verbindungshaus ab - und fand ihn in der Küche, in der es schon wieder aussah und roch wie in einem Schweinestall. "Hier ist es ekelhaft, wie hältst du das nur aus?", fragte ich ihn zur Begrüßung. "Keine Ahnung, es stört mich nicht". "Okay, wie auch immer ... ich muss mit dir über Louis reden". "Was ist mit dem Freak?". Okay, langsam aber sicher fragte ich mich auch, warum ich mich überhaupt noch mit ihm abgab. Er war ein Arschloch und so wie er wollte ich nicht mehr sein. Aber das Wichtigste für mich war jetzt, ihm begreiflich zu machen, dass er Louis in Ruhe lassen musste.

"Wie kommst du darauf, dass er ein Freak ist? Du kennst ihn doch gar nicht". "Du doch auch nicht, oder? Ich meine, nur weil du jetzt seit zwei Tagen mit ihm zusammenwohnst...". "Das stimmt, aber ich nenne ihn ja auch nicht Freak". "Seit wann ist dir die kleine Schwuchtel denn so wichtig?", fragte Zayn mich - und ich flippte innerlich aus. Bis vor einem Jahr hatte ich Louis auch immer Schwuchtel genannt, aber jetzt triggerte mich dieses Schimpfwort so derartig, dass ich mich nicht zusammenreißen konnte. WENN Zayn tatsächlich mein Freund war, dann würde er das Folgende verstehen. Und wenn nicht, dann würde ich ab sofort kein Problem damit haben, auf ihn zu verzichten.

"Und wenn ich auch eine bin?", fragte ich Zayn, und eigenartigerweise fiel es mir gar nicht schwer, ihm diese Frage zu stellen. "Eine was?". "Eine Schwuchtel, Zayn! Was würdest du jetzt tun, wenn ich dir sagen würde, dass ich auch schwul bin?". Zayn starrte mich an wie ein Autobus. Er war sprachlos, und ich fühlte mich jetzt schon befreit, obwohl ich es ihm ja streng genommen noch gar nicht gesagt hatte. "Was? Aber, du ... bist du ... ich meine, verarscht du mich jetzt?". "Nein". "Du ... du bist ... schwul?".

Okay, jetzt war also der Zeitpunkt gekommen, es zum ersten Mal laut auszusprechen. Vor mir selbst, und vor Zayn. Ich atmete einmal tief durch - und dann :

Treat People With Kindness  - AdventkalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt