HARRY
06.12. :
Am nächsten Tag fühlte ich mich hervorragend. Gestern Abend waren Louis und ich uns definitiv ein bisschen näher gekommen. Und damit meinte ich nicht den Trockensex, sondern gefühlsmäßig. Er glaubte mir jetzt, dass ich schwul war, und ansonsten würde sich schon alles ergeben.
"Ähm, blöde Frage, aber ... was studierst du überhaupt?", fragte ich Louis, als er seinen Rucksack schulterte, um zu gehen. "Psychologie". "Wow, das ist beeindruckend". "Findest du?". "Ja klar, ich meine, das ist doch sicher nicht einfach, oder?". "Nein, aber ich komme ganz gut damit klar, denn ich war ja auf der Highschool schon ein Streber und immer am Lernen, weißt du noch? So hast du mich auch immer genannt ... Nerd, oder auch Schwuchtel-Nerd", stellte er fest, und leider Gottes hatte er damit Recht, also blickte ich ihn entschuldigend an. "Es tut mir leid". "Und was studierst DU?". "Betriebswirtschaftslehre, aber ich habe ja erst vor zwei Monaten angefangen und weiß noch nicht, ob ich bei BWL bleibe oder nicht". "Du hast ein Jahr später angefangen als ich?". "Ja". "Und was hast du letztes Jahr gemacht?". "Da war ich weg", teilte ich Louis kurz und bündig mit, und gottseidank gab er sich damit zufrieden. "Okay, ich muss jetzt gehen". "Hast du dir das mit der Party heute abend überlegt? Die Freitagsparty im Verbindungshaus ist immer ganz lustig". "Nicht für mich". "Wenn ich dabei bin schon". "Das bezweifle ich, denn Zayn ist ja auch dabei". "Er wird dich in Ruhe lassen, Louis", sagte ich und er atmete einmal tief durch. "Ich gebe dir später bescheid, ja? Ich muss jetzt wirklich los". "Okay".
Aber auch abends konnte ich ihn nicht dazu überreden, also fuhr ich alleine zum Verbindungshaus.
"Heeeeey Harry!", rief Zayn, als ich das Wohnzimmer betrat und ich ging zu ihm. "Hey". "Hier", sagte er und drückte mir einen roten Pappbecher mit Bier in die Hand. "Nein, ich bin mit dem Auto hier". "Warum?". "Weil ich mich nicht sinnlos betrinken will". "Na gut, du Langweiler, aber ein Bier wird dir schon nicht schaden", beharrte er stur und ich verdrehte genervt meine Augen. "Von mir aus, aber nur eines".
Und ich hielt mich daran. Eine Stunde später saß ich auf der Wohnzimmercouch und trank an meiner zweiten Coke, als sich ein Typ, den ich nicht kannte, neben mich setzte und mich breit angrinste. "Hey, ich bin Bryan", stellte er sich mir vor und gab mir seine Hand. "Harry, hey".
Ich unterhielt mich ein bisschen mit ihm über das College - und als meine Coke leer war, stand ich auf und ging in die Küche, um mir eine neue zu holen. "Gern geschehen", sagte da plötzlich Zayn hinter mir und ich drehte mich zu ihm um. "Was?". "Der Typ, dieser Bryan ... der ist doch scharf, oder? Ich meine, ich kann das ja nicht beurteilen, aber wenn ich schwul wäre, dann würde ich ihn scharf finden". "Zayn, was redest du da?". "Er ist schwul". "Und?". "Und ich habe ihm gesagt, dass du ganz easy bist, damit du heute noch ein bisschen Action kriegst".
Dieses Arschloch. Obwohl ... auf der Highschool war ich ja wirklich "ganz easy" gewesen. Ein bisschen Smalltalk mit einem Mädchen hatte mir gereicht, um sie in der selben Nacht noch flachzulegen, und Zayn wusste das. Ich konnte es ihm nicht verübeln, dass er mir einen Typen klargemacht hatte, jetzt da er wusste, dass ich schwul war. Aber so war ich nicht mehr, und es ärgerte mich, dass Zayn das in den letzten zwei Monaten zwar aufgefallen war, es ihn aber gar nicht interessierte.
"Du hast ihm gesagt, dass ich mit ihm ins Bett gehen werde? Heute Nacht?". "Klar Mann, er findet dich total heiß, also warum nicht?". "Das stimmt", sagte da plötzlich Bryan und betrat die Küche. "Okay, meine Arbeit ist getan, have fun!", rief Zayn und ging. Bryan kam zu mir und stellte sich vor mich. "Ich finde dich wirklich heiß, Harry". Jetzt war ich ganz dezent überfordert. Ich wollte Bryan nicht vor den Kopf stoßen, denn er konnte ja nichts dafür, aber ich würde mir definitiv nichts mit ihm anfangen und das musste ich ihm schonend beibringen. Wortlos dachte ich noch darüber nach, wie, als Bryan mich auch schon mit seinem Körper an die Kücheninsel drängte und seine Lippen auf meine drückte. "hmmmh!", rief ich überrascht und ließ meinen Mund zu, damit er mit seiner Zunge auch ja nicht hinein konnte. Ich drückte meine Handflächen auf seine Brust, um ihn von mir wegzuschieben, aber das war gar nicht so einfach, denn jetzt schlang er auch noch seine Arme um meinen Rücken und hielt mich fest.
Und dann hörte ich plötzlich Louis Stimme : "Du verdammtes Arschloch!". Ich erstarrte zur Salzsäule, und jetzt endlich löste Bryan sich von mir und ich sah gerade noch Louis von hinten, wie er aus der Küche stürmte.
Fuck.
LOUIS
Ich stürmte aus dem Verbindungshaus und Niall, der mich begleitet hatte, folgte mir.
„Louis? Louis! Warte!“, rief Harry hinter mir, aber ich ignorierte ihn. „Bleib doch stehen!“ „Nein!“, schrie ich zurück und lief stur weiter in Richtung Bushaltestelle. Niall, der bisher mit mir gelaufen war, blieb stehen und stellte sich Harry in den Weg. „Bleib von Louis weg, Arschloch.“, sagte er und schubste Harry ein wenig. „Aber ich muss mit ihm reden, ich muss es ihm erklären, ich wollte das nicht!“ Ich blieb stehen und drehte mich zu Niall und Harry um. „Du hast mich nur verarscht.“, sagte ich und Harry schüttelte den Kopf. „Bitte glaub mir, ich wollte das nicht!“ „Du hast dich aber auch nicht gewehrt!“ „Das hast du gar nicht mehr gesehen!“
„Ich hasse dich, Harry, ich hasse dich!“, sagte ich und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
„Sieh mal an, wir haben die Tunte zum weinen gebracht…“, höhnte Zayn, der herausgekommen war. „Rede nicht so mit ihm!“, setzte sich Niall für mich ein aber Zayn ignorierte ihn und fotografierte mich mit seinem Telefon. Wieder hatte man mich gedemütigt und wieder war Harry daran beteiligt.
Ich war fertig. Fertig mit Zayn, mit Harry, mit dem Leben. Zayn kam näher und fotografierte mich noch ein paar Mal. „Hey, Mann hör auf damit!“, rief Niall und wollte Zayn das Handy wegnehmen. „Lass das, Fuckface!“ „Wen nennst du hier Fuckface?“, schrie Niall und im nächsten Moment landete Zayns Faust in Nialls Gesicht. Die beiden prügelten sich mitten auf der Strasse und es bildete sich ein Kreis aus Leuten rund um uns.
Ich wollte dazwischen gehen und Niall gegen Zayn verteidigen aber Harry hielt mich zurück. „Du kannst nichts tun.“, sagte er und ich wehrte mich gegen seine Arme, die mich festhielten. „Lass mich los, du Arschloch!“, rief ich und strampelte mich frei. Ich stürzte mich auf Zayn und versuchte ihn von Niall wegzuziehen. Da ich mich einmischte, kamen nun noch ein paar Freunde von Zayn dazu und Niall und ich standen plötzlich sieben oder acht Leuten gegenüber. Gottseidank kam die Polizei, irgendjemand hatte den Notruf gewählt.
Zayn und seine Kumpel zogen sich zurück und ich sah Niall an. „Du bist verrückt.“, sagte ich zu ihm und gab ihm ein Taschentuch mit dem er das Blut von seinem Kinn wischen konnte. „Hast du noch alle Zähne?“, fragte ich ihn weiter und er nickte. „Ich hab mir nur die Lippe aufgebissen, alles ist okay.“ Wir redeten kurz mit der Polizei und durften dann nach Hause gehen.
Nialls rechtes Auge schwoll zu und seine Lippe blutete noch als ich ihn bei Liam ablieferte. „Was ist denn mit euch passiert?“, fragte Liam schockiert. „Zayn hat angefangen, er ist auf Niall losgegangen.“ „Warum?“ „Zayn hat Louis fotografiert und ihn eine Tunte genannt.“, erklärte Niall seinem Mitbewohner. „Harry ist an allem Schuld.“, sagte ich kraftlos und rollte mich auf Liams Bett zusammen. „Warum?“ „Als wir dort ankamen hing ein fremder Typ an Harry und es wirkte nicht so als hätte Harry was dagegen.“, klärte Niall Liam auf.
„Also ist er noch immer das alte Arschloch.“, stellte Liam fest und ich begann wieder zu weinen. „Knn ich heute hier schlafen?“, fragte ich die beiden und sofort bekam ich die Erlaubnis.
Als ich mich ein wenig gefangen hatte, ging ich nach draußen und zündete mir eine Zigarette an. Während ich also draußen stand und meine Zigarette rauchte, dachte ich über den Abend nach.
Ich wusste nicht, was mich mehr enttäuschte, meine Gutgläubigkeit oder dass Harry noch immer ein Arsch war.
In dieser Nacht schlief ich bei Liam im Bett und es tat gut, dass er mich im Arm hielt auch wenn zwischen uns nichts lief.
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Treat People With Kindness - Adventkalender
RomanceAdventkalender rund um Larry Stylinson