HARRY
1. Dezember
Mit der einen Reisetasche, in die mein ganzes Leben hineinpasste, verließ ich das Verbindungshaus und ging zu meinem Auto. Ich hatte in den letzten zwei Monaten darin gewohnt, mich hier aber überhaupt nicht wohlgefühlt. Jeden zweiten Abend grundlos eine Party zu feiern und mich sinnlos zu betrinken, war einfach nichts für mich. Jetzt nicht mehr ...
Bis vor einem Jahr war ich noch so gewesen : Bei jeder Party anwesend, immer betrunken ... und ich hatte jedes Mädchen flachgelegt, obwohl Letzteres gar nicht das gewesen war, was ich gewollt hatte. Ich hatte es getan, um "cool" zu sein, was auch immer das bedeutete. Zayn, der auf der Highschool mein bester Freund gewesen war, war heute noch so und verstand nicht, dass ich darüber hinweg war. Ich wollte mich auf mein Studium konzentrieren und ansonsten einfach nur meine heilige Ruhe haben. Also zog ich jetzt in ein Wohnheim, in dem ich nur einen einzigen Mitbewohner haben würde und mich hoffentlich würde entspannen können.
Als ich zwanzig Minuten später eben dieses Wohnheim betrat, bekam ich sofort das Gefühl, dass ich mich hier wohlfühlen würde, weil es auf den ersten Blick sauber und ruhig war. Aber noch hatte ich ja mein neues Zimmer nicht gesehen ...
Ich fuhr mit dem Fahrstuhl hinauf in den zweiten Stock und suchte dann das Zimmer 2809. Als ich es gefunden hatte, öffnete ich die Tür, ohne anzuklopfen. Ich wohnte ja jetzt hier ...
Das Zimmer war leer. Es war ganz einfach gehalten : Zwei Betten, zwei Kleiderschränke, zwei Schreibtische. Und ein Badezimmer mit einer Duschkabine, einer Kloschüssel und einem Waschbecken. Es war nichts Besonderes, aber es war perfekt. Genau das brauchte ich. Keine versiffte Küche voller Alkohol und vergammeltem Essen, das niemand wegwarf. Kein unangenehmer Geruch. Kein Zayn, der mich nervte, weil er immer nur feiern und vögeln wollte. Einfach nur ein ganz normales Wohnheimzimmer.
Ich richtete mich häuslich ein und setzte mich dann auf mein neues Bett. Überraschenderweise war es sogar ganz bequem.
Fünf Minuten später öffnete sich die Tür - und ich traute meinen Augen nicht. Er sah mich im selben Augenblick und starrte mich überrascht an.
Louis Tomlinson.
Er war mit mir auf der Highschool gewesen. Und ich hatte ihm das Leben zur Hölle gemacht, ihn verarscht und "Schwuchtel" genannt, weil er offen schwul war, obwohl ich ihn insgeheim immer gemocht hatte. Ich war ein Arschloch gewesen, und jetzt, da ich keines mehr war, holte meine Vergangenheit mich ein. Oder das Universum gab mir eine Chance, es bei Louis wieder gutzumachen ...
"Du!", rief er erbost. Ich räusperte mich peinlich berührt und stand auf. "Hey Louis". "DU bist mein neuer Mitbewohner?". "Jep". Genervt verdrehte Louis seine Augen, ließ seinen Rucksack achtlos auf den Fußboden fallen - und ging dann im Zimmer auf und ab.
"Fuck, warum passiert MIR das? Okay, nur damit das klar ist, Styles : Ich bin nicht mehr der kleine Schwächling von der Highschool, den du fertigmachen kannst! Das ist vorbei!". "Naja, klein bist du schon noch...", konnte ich mir nicht verhalten und biss mir dann sofort auf die Zunge. Louis versuchte, mich mit seinem Blick zu töten und ich hob abwehrend meine Hände hoch. "Du bist und bleibst ein Arschloch!". "Nein! Es tut mir leid, okay? Es war nicht böse gemeint, ich bin kein Arschloch mehr". "Ja klar...". "Ich bemühe mich, keines mehr zu sein, das ist mein Ernst, Louis, das letzte Jahr war ... egal, du wirst kein Problem mit mir haben". "Aber DU mit MIR! Ich wohne seit einem Jahr in diesem Zimmer und du erst seit fünf Minuten, und wenn du dich nicht zusammenreißt, dann sorge ich dafür, dass du wieder ausziehen musst!", rief Louis - und ich war tatsächlich ein bisschen eingeschüchtert von ihm. Also schwieg ich.
Er hasste mich, und ich konnte es ihm nicht verdenken. Ich hätte mich auch gehasst, wenn ich er gewesen wäre. Und dabei mochte ich ihn wirklich …
LOUIS
Der Tag hatte gut angefangen! Der ganze verdammte Monat hatte gut angefangen bis Harry Fucking Styles bei mir eingezogen war! Ich legte mich auf mein Bett und tat als würde ich in ein Buch starren.
In Wirklichkeit checkte ich Harry ab. Er hatte sich definitiv verändert seit wir uns zuletzt gesehen hatten. Seine Haare waren kürzer und er wirkte insgesamt breiter und kompakter. Aber das änderte nichts daran, dass er Harry Fucking Styles war. Ich grummelte leise und machte dann das Fenster auf und zündete mir eine Zigarette an.
„Komm schon, das kann nicht dein Ernst sein!“, rief Harry und ich verdrehte die Augen. „Wer wohnt schon länger hier?“, fragte ich ihn. „Du.“, antwortete er mit zusammengebissenen Zähnen. „Genau und deshalb tue ich das, was ich will.“, sagte ich eingeschnappt und er schnappte sich sein Handtuch und ging ins Bad. „Hoffentlich bist du kein Kettenraucher.“, sagte er noch über seine Schulter und ich warf mein Buch nach ihm. „Und wenn ich zwei Packungen rauchen will, dann tue ich das auch!“, rief ich ihm nach.
Während Harry duschte dachte ich an früher zurück. Er hatte mir das Leben schwer gemacht, über Jahre hinweg hatte er mich regelrecht fertig gemacht. „Schwuchtel“ war noch eines der netteren Worte gewesen. Und jetzt gerade vermisste ich meine Mum wieder ganz besonders, denn sie hatte hautnah mitbekommen wie es mir gegangen war, als Harry mich drangsaliert hatte.
Als Harry aus dem Bad kam, starrte ich angestrengt auf meinen Laptop und tat als würde ich mich schwer konzentrieren, obwohl ich mir lustige Hundevideos ansah um meine Laune aufzubessern. Dank meiner Kopfhörer bekam Harry nicht mit, dass ich gar nicht lernte.
„Willst du mich jetzt immer anschweigen oder kannst du versuchen mir zu verzeihen?“, fragte Harry mich laut, damit ich ihn auch ja hörte. Ich nahm meinen Kopfhörer ab und setzte mich auf meine Bettkante. „Ich soll versuchen dir zu verzeihen?“, fragte ich ihn ungläubig. „Ja, du könntest es versuchen.“ „Ich will es NICHT versuchen!“, fuhr ich ihn an: „Du warst für einige der schlimmsten Momente meines Lebens verantwortlich! Ich habe über Selbstmord nachgedacht!“, schrie ich ihm ins Gesicht. „Aber… Das… das wollte ich nicht.“, stammelte er und wirkte als hätte ich ihm eine reingehauen.
„Weisst du was, damit du dich besser eingewöhnen kannst, treffe ich mich jetzt mit meinen Freunden.“, sagte ich arrogant und schlüpfte wieder in meine Toms. „Erwarte mich erst spät zurück.“
Ich machte mich auf den Weg zu Liam und Niall, die sich ein Zimmer teilten und meine besten Freunde waren.
„Und jetzt ist er plötzlich wieder da?“, fragte Niall und stopfte sich einen riesigen Bissen Pizza in den Mund. Ich saß zwischen den Betten der beiden auf dem Boden und drehte mein Stück Pizza in meinen Händen. „Er ist verdammt heiß, das war er immer, aber er ist so ein Arschloch! Habe ich euch schon erzählt…“ „Du hast uns alles über ihn erzählt und wenn er wirklich so heiss ist, dann sollten wir ihn auf jeden Fall abchecken.“, grinste Liam anzüglich und ich verdrehte, schon wieder, meine Augen. „Leute, ich bin schwul, ich darf das sagen!“, lachte Liam und Niall stimmte in sein Lachen mit ein.
Liam hatte erst vor kurzem sein Coming Out gehabt und Niall war straight as hell und hinter jedem Rockzipfel her, den man auf dem Campus nur finden konnte. Und gerade deshalb liebte ich die beiden!
Als ich weit nach Einbruch der Dunkelheit zurückkam, schlief Harry bereits und leise zog ich mir meinen Pyjama an und legte mich dann in mein Bett. „Gute Nacht.“, kam es leise von Harry und ich seufzte. „Gute Nacht.“
***
über kommentare würden wir uns sehr freuen! lg jean und holly
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Treat People With Kindness - Adventkalender
RomanceAdventkalender rund um Larry Stylinson