14. Türchen

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HARRY

14.12. :

Da heute Samstag war, schlief ich ein bisschen länger - und als ich aufwachte, stand bereits ein doppelter Espresso auf meinem Nachttisch und Louis saß auf seinem Bett und las ein Lehrbuch. "Hey", begrüßte ich ihn und setzte mich auf. "Hey". "Ich danke dir", sagte ich, nahm den Kaffeebecher in meine Hand und trank daraus. Der Espresso war nicht mehr heiß, aber noch warm. "Kein Problem".

"Hast du Lust, heute mit mir shoppen zu gehen?", fragte ich Louis dann und er grinste mich schief an. "Shoppen?". "Ja, ich brauche noch ein Weihnachtsgeschenk für meine Mum". "Klar, warum nicht?". "Alles klar".

Eine Stunde später befanden Louis und ich uns in einer völlig überfüllten Shopping Mall, und ich war überfordert, weil ich nicht wusste, was meiner Mum gefallen würde. "Hier kann man einen Kaffeebecher bedrucken lassen, das ist doch süß", schlug Louis mir vor und ich dachte kurz darüber nach. "Ich weiß nicht, ist das nicht voll cheesy?". "Nein, gar nicht, aber du brauchst ein Foto dafür". "Damit kann ich dienen", stellte ich fest und nahm meine Geldbörse in die Hand, und dann ein Foto von mir als Kleinkind. "aaaaawwwww, wie süß!", rief Louis und ich lachte. "Jep, das war ich". "Was hast du denn da an?". "Den BH meiner Mum", teilte ich ihm fast schon stolz mit und er prustete los. "Okay, du warst echt schon immer schwul". "Jep, das war ich", sagte ich zum zweiten Mal. "Das ist genau das Richtige, deine Mum wird sich darüber freuen". "Alles klar".

Zusätzlich dazu kaufte ich meiner Mum noch einen beigen Cashmere-Schal, denn : Hey, warum nicht?

Und dann gingen Louis und ich zu Pizza Hut und gönnten uns ein köstliches Mittagessen, obwohl es schon Nachmittag war.

Ich fand es richtig angenehm, Zeit mit Louis zu verbringen, einfach mit ihm zusammenzusitzen und mich mit ihm über Gott und die Welt zu unterhalten. Aber ich würde mich daran halten, ihn nicht mehr anzufassen, bis er wusste, was er wollte. Ich selbst wollte es einfach auf mich zukommen lassen.

"Oi, ich bin pappsatt", sagte Louis und lehnte sich mit einem zufriedenen Seufzen zurück. Wenn er doch nur nicht so süß wäre ... "Was hast du an Weihnachten vor?", fragte ich ihn und er atmete einmal tief durch. "Gar nichts, ich werde einfach im Wohnheim bleiben", sagte er - und prompt ließ ich mein letztes Pizzastück auf den Esstisch fallen. "Was?!". "Ja, ich will nicht zu meiner Familie, wenn meine Mum nicht dabei ist, das ist komisch". "Aber du kannst doch nicht Weihnachten alleine im Wohnheim verbringen". "Natürlich kann ich das". "Nope, das kommt gar nicht in Frage, du wirst mit mir mitfahren". "Zu deiner Mum?". "Ja". "Nein Harry, das ist keine gute Idee". "Warum nicht?". "Weil ...". Er schwieg, also beendete ich seinen Satz für ihn : "Weil es dir too much ist". "Vielleicht". Nachdenklich trank ich meine Coke aus - und dann beugte ich mich ein bisschen zu ihm und räusperte mich fest entschlossen.

"Ich glaube, wir sind es von Anfang an falsch angegangen, Louis. Ich erwarte nichts von dir, okay? Ich will, dass wir vor allem Freunde sind und wenn sich mehr daraus entwickelt, dann ist es mir auch recht, aber deine Freundschaft ist für mich das Wichtigste". "Ich will auch, dass wir Freunde sind". "Eben, also solltest du dich selbst nicht unter Druck setzen. Es ist nicht schlimm, dass du im Augenblick nicht weißt, was du willst. Ich werde nicht zulassen, dass du an Weihnachten alleine bist, und meine Mum wird sich freuen, dich kennenzulernen. Sie ist ziemlich gastfreundlich und wird wahrscheinlich sowieso für zehn Personen kochen". "Aber...". "Kein aber", unterbrach ich ihn streng und er lächelte mich freundlich an. "Weißt du was, Harry Styles? Du bist wirklich ein guter Mensch".

LOUIS

Harry hatte offenbar keinen Plan davon, dass ich an Weihnachten auch Geburtstag hatte. Und vorerst würde ich es auch dabei belassen.

Nach unserem verspäteten Lunch zogen wir weiter durch die Geschäfte und in einem Scherzartikelladen verbrachten wir über eine Stunde, weil ich mich nicht für ein Geschenk für Niall entscheiden konnte.

Schliesslich fand ich doch etwas und wir konnten zurück ins Wohnheim fahren.

„Gottseidank sind wir aus diesem Weihnachtssonggedudel raus…“, sagte Harry und ließ sich auf sein Bett fallen. „Ja, das ist schrecklich. Und jedes zweite Lied ist *Last Christmas*.“ Ich setzte mich auf mein Bett und holte das Geschenkpapier aus meiner Tüte und begann dann die Geschenke für meine Schwestern einzupacken. „Soll ich das Geschenk für deine Mum auch einpacken, wenn ich schon dabei bin?“, fragte ich Harry. „Das wäre nett, ich hasse es Geschenke einzupacken.“ Harry gab mir den Kaffeebecher und den Schal und ich verpackte die beiden Dinge gemeinsam in rosa Weihnachtspapier.

„Wenn ich schon Weihnachten bei dir verbringe, dann sollte ich deiner Mum auch ein Geschenk kaufen.“, sagte ich nachdenklich. „Wir kaufen auf dem Weg noch Blumen, die kannst du ihr dann geben.“, schlug er vor und das gefiel mir. „Dann komme ich wenigstens nicht mit leeren Händen bei ihr an.“ „Sie wird dich lieben.“, sagte Harry und ich wurde verlegen. „Was weiß sie denn über mich?“, fragte ich ihn. „Nur das bisschen, was ich ihr am Telefon erzählt habe.“ „Sie weiß nicht, dass ich das Ziel deines Mobbings war?“ „Nein und ich möchte auch, dass das so bleibt.“ „Natürlich! Ich werde dich nicht bei deiner Mum verraten. Dafür hast du schon zu viel wieder gut gemacht.“

Ich gab Harry sein Geschenk zurück und er drehte das Päckchen in seinen Händen. „Du kannst das echt gut.“, sagte er anerkennend. „Danke! Meine Mum hat es mir beigebracht. Sie hat die Weihnachtsvorbereitungen geliebt. Sie tanzte im Haus herum, hängte Deko auf und schmückte den Christbaum spät nachts, wenn die Kleinen schon schliefen…“ „Wie viele Schwestern hast du eigentlich? Wenn ich mir den Geschenkeberg so ansehe…“ „Vier Schwestern und einen Bruder.“, sagte ich und wurde damit auch wieder an den Tod meiner jüngeren Schwester erinnert, aber darüber wollte ich auch nicht reden, deshalb verschwieg ich Harry, dass ich auch Fizzy an den Tod verloren hatte.

„Harry?“ „Hm?“ „Ist es okay, wenn wir kuscheln?“ „Nur kuscheln?“ „Ich brauche jetzt einfach etwas menschliche Nähe.“, gestand ich und er ließ zu, dass ich mich neben ihn legte und schloss seine Arme um mich. „Danke.“, nuschelte ich und machte meine Augen zu. Irgendwann schlief ich ein und als ich aufwachte war ich total verschwitzt und Harry lag halb auf mir.

„Harry?“, sagte ich und schob ihn von mir runter. „Was? Was ist los?“, fragte er mich alarmiert und setzte sich auf. „Du hast mich fast erdrückt.“ „Oh mein Gott, es tut mir so Leid!“ „Nein, nein, es ist okay, es war nicht too much!“, sagte ich schnell und er atmete erleichtert auf. „Dann können wir noch eine Runde schlafen, oder?“, fragte er mich. „Ja, das können wir.“, antwortete ich und Harry schlang wieder seine Arme um mich.

Treat People With Kindness  - AdventkalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt