Teil 5

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Das Tier legte seine Flügel um seinen gewaltigen Körper und plötzlich stieg ein schwarzer Nebel auf, welcher sich um das immer kleiner werdende Tier hüllte. Ich starrte auf diese Hexerei mit zitternden Beinen und taumelte ein paar Schritte zurück, bis ich gegen einen dünnen Baum stieß.

Als der schwarze Nebel sich wie von Zauberhand legte, war das Fabelwesen verschwunden. An seiner Stelle hockte ein Junge auf dem Boden. Er war Nackt und so dürr, dass man die Rippen sehen konnte. Erschrocken blickte ich ihn an. Langsam hob er seinen Kopf und ich sah in zwei wunderschöne Augen. Sein Gesicht war schmal und er hatte einen leichten Bart. Sein dunkles glattes Haar lag über seine Schultern, an seinen Armen herab. Zwischen seinem Haar, ragten lange spitze Ohren hervor. Und ich verstand. Er, dieser Junge. Er war der Drache und er brauchte meine Hilfe.

Schnell ging ich auf ihn zu, knöpfte mein Hemd auf und reichte es ihm. "Danke", murmelte er in einer Stimme, die mich umhaute. Der Junge legte sich mein Hemd um die Körpermitte und stand auf. "Wer oder was bist du?", fragte ich verwundert. Er war ein Stück größer als ich und wunderschön. "Ein Drache", antwortete er mir. "Und du?"

Es fühlte sich komisch an von jemandem geduzt zu werden. Das tat nur meine Familie. "Ich, ich bin der Prinz." Verlegen kratzte ich mir meinen Hinterkopf. "Ah, der Prinz. Und wie heißt du?" Ich blinzelte verwirrt. Er wusste meinen Namen nicht? Er kannte mich nicht? "Pa..Patrick. Wie heißt du?" Der Drache in menschlicher Gestalt lächelte. "Manuel. Feuerdrache von den östlichen Bergen." Er wirkte Stolz. "Wieso bist du ein Mensch?", fragte ich jedoch verwirrt. Ich hätte das nie für möglich gehalten.

Nun wurde Manuels Blick ernst. "Ich brauche Hilfe. Ich gebe meine Drachengestalt nur ungerne auf. Ich würde es nicht tun, wenn es nicht um Leben und Tod gehen würde." Er trat einen Schritt auf mich zu. "Mein Land, meine Familie. Die Menschen führen Krieg und haben viele von uns in Gefangenschaft genommen, um uns mit Schmerz und Folter zu dressieren. Um uns in diesem wahnsinnigen Krieg als Waffe einzusetzen. Unser Feuer ist zerstörerisch und das wissen die Menschen. Doch wir wollen nicht kämpfen. Wir sind friedliche Geschöpfe und wollen unsere Ruhe vor dem Chaos, das die Menschen bringen. Und du bist der Prinz, richtig? Du kannst das Unheil beenden."

Er drückte mir seinen Finger auf die Brust und sah mich finster an. "Ich bin nicht für den Krieg verantwortlich. Mein Vater führt ihn." Ich drückte Manuels Hand von mir weg. "Dann müssen wir dein Vater vernichten." Er stemmte seine Hände in die Hüften und nickte entschlossen. Doch ich schüttelte hektisch den Kopf. "Nein. Das wäre kein sinnvoller Schachzug. Ich möchte diesen Krieg auch nicht. Aber ich bin nur der Prinz und nicht der Herrscher über diese Ländereien. Ich selbst kann nur das Gespräch mit meinem Vater suchen. Zumal weiß er bestimmt nicht, dass es euch gibt. Ich bin genauso verwundert." Manuel verdrehte die Augen. "Aber natürlich. Wenn er die Schlachten führt, weiß er von der Existenz von Magie und Drachen. Aber wenn du nicht helfen möchtest, muss ich eben allein für den Frieden kämpfen." Manuel schritt wütend von mir weg. Fassungslos sah ich ihm nach.

Er schien wackelig auf den Beinen und fiel kurzerhand nach vorne hin. "Drecksboden!", fluchte er. Schnell lief ich ihm nach und half ihm auf. "Auch wenn ich von deiner Idee den König zu stürzen nicht begeistert bin, wirkt es für mich so, als bräuchtest du medizinische Hilfe." Mir waren rote Striemen auf seinem Rücken aufgefallen. Auch einige Blutergüsse an seinen Schultern.

Manuel sah mich mit leuchtenden Augen an. "Was hast du vor?" Ich lächelte auf seine Frage. "Versprich mir, nichts zu Versuchen. Dann nehme ich dich mit nach Hause und dort wird dir geholfen. Und dann gebe ich dir auch Kleidung. So kannst du nicht rumlaufen."

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt