Wir gingen zu dem Waldstück mit den Käfigen. "Es ist lange her. Mein Zuhause waren die westlichen Wasserfälle. Doch dann habe ich mich in eine feine Hofdame verliebt. Und alles nahm seinen Lauf." Manuel ging neben dem Lord und hörte ihm gespannt zu. Es war keine Angst mehr zwischen uns. Keine Furcht oder Sorge. "Wieso habe ich das nicht gespürt?", fragte Manuel. "Deine Kräfte schwinden, lieber Feuerdrache. Dein Herz wird Menschlich. Somit auch der Rest." Der Lord sah verträumt nach vorne. Manuels Finger verschränkte sich bei seinen Worten mit meinen. "Eure Liebe. Ihr solltet sie schützen. Selbst der König ist vor der Verpönung nicht sicher." Nun sprach Lord Zombey zu mir. "Ihr solltet Euer Volk und dessen Macht nicht unterschätzen, Ihre Majestät."
Meine Gedanken überschlugen sich. Das war alles so unreal.
Wir kamen an dem Waldstück an. Die verwundeten, ängstlichen Drachen in ihren Käfigen. Manuels Gesicht wurde abermals bleich und sein Kinn fing an zu zittern. Der Anblick musste furchtbar für ihn sein. Schließlich kannte er diese Drachen. Und sie kannten ihn. Denn auch die großen Tiere bekamen mit, dass Manuel anwesend war. Sie sahen uns an.
Der Leiter des Drachenlagers kam auf uns zu und ging auf die Knie vor mir. "Ihre Majestät." Ich sah zu ihm hinab. "Stehen Sie auf. Und schicken Sie alle weg. Gehen Sie", befahl ich. Erschrocken stand der Mann in seiner Rüstung auf. Verwirrt sah er erst mich an, dann Manuel und zum Schluss Lord Zombey. Vermutlich dachte er, ich sei von allen guten Geistern verlassen. Doch es war mein Ernst. "Wirds bald!" Meine Stimme erhob sich. Schnell drehte der Mann sich um und hastete zu seinen Leuten. Alle schienen verwirrt. Doch sie taten was er sagte.
Sobald alle weg waren, rannte Manuel zu dem ersten Käfig. Er griff an die Gitter und sah den roten Drachen an. Dieser kam zu ihm und legte seinen Kopf auf den Käfigboden. Manuel fing an, Geräusche zu machen. Diese hörten sich an wie das Gurren einer Taube. Nur tiefer und kratziger. Der Drache fiepte, so wie Manuel damals im Wald. "Was sagt er?", fragte Lord Zombey an Manuel gewandt. Wir beide standen ein Stück hinter Manuel. "Er weiß, dass wir helfen werden." Manuel drehte sich zu uns um. Seine Augen glänzten. In ihnen waren Tränen.
"Komm." Lord Zombey ging vor und öffnete das Gitter. Manuel machte wieder Geräusche. Vorsichtig krabbelte der große rote Drache aus seinem Käfig. Und das erste was er tat war es, sich in seiner vollen Größe aufzurichten und seine Flügel auszubreiten. Ich sah grinsend und überglücklich zu ihm auf. Er war wunderschön. "Sie kommt von den westlichen Höhlen", erzählt Manuel mir. Ich schluckte. "Sie." Ich hatte den Drachen für männlich gehalten. Doch als das Tier seinen Kopf senkte und ich ihre Augen erkennen konnte, sah ich die langen, geschwungenen Wimpern.
Lord Zombey hatte nun schon den zweiten Käfig geöffnet. Ein kleiner gelber Drache. Er hatte wunden auf seinen Rücken. "Nördliche Berge", sagte Manuel. Er ging zu dem kleinen Drachen und umarmte den kräftigen Hals. Er gurrte und fiepte. Der Drache ebenso. Dann löste sich Manuel von dem Tier und der Drache flog, zusammen mit dem Roten, in die Lüfte empor.
So ging es weiter, mit jedem einzelen Drachen. Ein großer schwarzer tänzelte freudig in seinem Käfig, als er Manuel erblickte. Es war einer seiner Brüder. Fiepen und gurren von beiden Seiten. Über Manuels Gesicht flossen Tränen der Freude.
Nun waren alle Feuerdrachen befreit. Wir gingen zu den Wasserdrachen. Als erstes standen wir vor dem Käfig des kleinen blauen Drachen Maudado. Lord Zombey öffnete die Tür. Der kleine Drache kam angehumpelt und drückte seinen Kopf gegen Manuel. Der Kopf des Drachens war kleiner als der Kopf eines Pferdes. Es war wohl der kleinste Drache, den es hier gab.
Manuel streichelte den blauen Schädel "Flieg nach Hause", sagte Manuel. Doch der Drache hob seinen Kopf an und sah mit seinen grün blauen Augen zu mir. Ich lächelte den Drachen an. Dann fiepte er. Manuel lachte auf. Der Drache humpelte auf mich zu. Langsam hob ich meine Hand und legte sie auf die schmale Nase des Tieres. Dann gurrte er. Manuel kam zu uns und lächelte. "Maudado sagt, du bist ihr Retter. Du bist der Prinz der Drachen."Mein Herz machte einen Hüpfer. Der Prinz der Drachen. Es berührte mich. Langsam strich ich die Nase hoch und wieder runter. "Ich danke dir." Dann schnaufte der Drache Maudado, nickte leicht und stieß sich dann, mit seinen kleinen Flügeln, in die Lüfte.
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Der Prinz der Drachen /Kürbistumor
FanfictionPatrick, der Prinz. Sein Vater regiert im Jahre 1608 das Land. Das Land, welches des öfteren von Krieg heimgesucht wird. Kriege, in denen die vielen Ritter kaltblütig ermordet werden. Und Patrick, der Prinz, der nur aus dem Schloss zusehen kann. Doc...