Teil 8

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Als die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, machten Manuel und ich uns auf den Weg in den Wald. Mit einer Öllampe in der Hand, gingen wir aus dem Schloss hinaus. Keiner der Wachen fragte uns, wohin wir wollten.
Er trug noch immer meine Kleidung. Ich hatte mein Schwert mitgenommen, um mich im Fall der Fälle verteidigen zu können. Auch wenn ich einen Drachen dabei hatte.

Manuel und ich schwiegen, als wir die leicht erhellten Wege vom Schloss verließen, über die Brücke gingen und in den Wald traten. Ich bekam es mit der Angst zutun, da ich nicht wusste, welche Gauner im Dunkeln der Bäume lauerten, um uns zu überfallen. Manuel hingegen wirkte ganz entspannt. Ich mussterte ihn von der Seite. "Hast du keine Angst?", fragte ich dann vorsichtig. Sein Mund verwandelte sich zu einem sanften Lächeln. "Ich sehe was vor uns ist. Meine Augen sind gut. Wie die eines Drachens." Er zwinkerte mir zu. "Du kannst in der Dunkelheit sehen?" Ich war vollkommen begeistert von Manuel. "Natürlich." Man merkte wie Stolz er auf diese Fähigkeit war. "Was kannst du noch?" Ich wollte alles über ihn wissen. Er war ein Wesen, welches interessant und selten war. Ein Wesen, welches ich studieren wollte.

Manuel legte seine Hände an seinen Hinterkopf und grinste. "Das Drachen durchaus schlauer sind als Menschen, das dürfte bekannt sein. Wir führen nämlich keinen Krieg über das Land. Denn Land gehört jedem. Wer zu einem kommt, darf bleiben und wird freundlich begrüßt. Wer aber schlimme Dinge tut, wird durch das Feuer geschickt. Besser als Krieg, wo unschuldige zum Opfer fallen." Manuel schnaufte bestimmend. "Aber nicht nur unsere Intelligenz weißt sich aus. Wir sehen im Dunkeln besser als ihr und können warme Körper erkennen. Das Reh dort sehe ich zum Beispiel. Buh! Jetzt rennt es." Er kicherte leise. Ich sah kein Reh. Nur hörte ich etwas durch das Gebüsch huschen. "Unsere Ohren hören sehr gut. Ich kann sie bewegen, sodass ich mein Umfeld sehr gut wahrnehmen kann. Flüstern in meiner Gegenwart bringt nichts. Aber das waren die Fähigkeiten als menschlicher Drache auch schon. Als Drache bin ich viel mächtiger. Ich könnte dich mit einem kleinen Feuerstoß zu Staub zerfallen lassen. Ein biss, ich schlucke dich im ganzen herunter. Oder ich stelle mich auf dich. Ich brauche nicht mal mein ganzes Gewicht auf dich drücken, du würdest dennoch zerplatzen."
Sein Grinsen wurde breiter und breiter. "Aber keine Angst. Du möchtest mir helfen, also werde ich dir nichts tun. Ich bin ein lieber Drache." Nun warf er seinen zierlichen Arm um meine Schultern. "Wir sind übrigens allein. Zeit für eine Schuppe. Und dann fliegen wir eine Runde!"

Manuel striff sich die Schuhe von den Füßen. "Ich weiß nicht, ob ich mich das traue", gab ich leicht beschämt zu. Manuel verdrehte die Augen. "Ich zieh mir eine Schuppe raus. Du tust sie in deine Tasche und dann steigst du auf. Du verstehst meine Sprache nicht. Aber wenn du es nicht von selbst machst, setze ich dich auf meinen Rücken." Er zog sich nun seine Hose und sein Hemd aus. Ich drehte mich weg. "Und nimm den Stoff mit."
Manuels dominierende Art schüchterne mich ein. "Ja gut." Ich griff Manuels Kleidung und meidete dabei den Anblick seines nackten Körpers. Er schien ohne Schamgefühl zu sein.
"Dann mal los." Ich hörte wie er in seine Hände klatschte. Dann stieg wieder dieser Nebel auf. Ein tiefes Grummeln erklang und man hörte brechende Äste. Ich schaute auf. Manuels zierlicher Körper verschwand im Nebel und aus diesem Nebel wuchs eine große schwarze Gestalt. Auch wenn ich wusste, dass es Manuel war, durchzuckte mich die Angst.

Nun stand wieder der Drache vor mir. Diese großen Pranken mit den langen spitzen Krallen. Die roten Augen, die mich ansahen. Diese spitzen Hörner, die mich aufspießen könnten.
Manuel senkte seinen Kopf zu mir und stupste mich leicht an. Er drückte seine große Schnauze gegen mich. Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Nase. Manuel schloss kurz die Augen und hob dann wieder seinen Kopf. Ob er meine Angst spürte? Mir wurde erzählt, dass Hunde die Angst von uns Menschen spüren konnten.

"Die Schuppen", murmelte ich. Diese schwarzen Schuppen mit ihrem blauen Glanz. Sie sahen so wertvoll aus. Manuels Pranke bewegte sich zu seiner Brust. Mit seinen Klauen riss er sich eine dieser wunderschönen Schuppen hinaus. Darunter befand sich eine dicke Haut, die ein schönes Blau hatte.
Manuels Schuppe rutschte ihm aus den Krallen und fiel auf den Boden. Schnell lief ich zu der Stelle und leuchtete mit der Lampe den Boden ab. Die Schuppe funkelte im fahlen Licht auf. Ich griff sie und verstaute sie in meiner Tasche. Dann wich ich von Manuels Drachengestalt weg und sah zu seinem Rücken empor. "Wie soll ich da bitte hoch kommen?", fragte ich und deutete mit beiden Händen zwischen seine Flügel.

Manuel seufzte und machte sich klein. Seinen einen Flügel streckte er aus, sodass ich ihn als Rampe verwenden konnte. Mit zittrigen Beinen kroch ich auf ihn rauf, über den Flügel, der mit dünner schwarzer Haut bespannt war. Und dann setzte ich mich auf Manuels Rücken, zwischen seine Zacken. Ich umklammerte den vor mir, als sein gewaltiger Körper sich in Bewegung setzte. "Gott bewahre mich. Ahhh!" Ich schrie aus voller Kraft. Manuels Flügel bewegten sich auf und ab, wir erhoben uns und schossen in die Luft.

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Ich habe heute mal ein wenig mehr geschrieben, weil in letzter Zeit wieder nichts kam und ich die nächsten Tage auch keine Möglichkeit habe zu scheiben. Ich denke auch, dass es erst in der zweiten Januarwoche weiter gehen wird. Tut mir echt leid 😅

Ich hoffe ihr hattet alle schöne Weihnachten! :)
Und ich wünsche euch einen guten Rutsch ins neue Jahrzehnt.

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt