Teil 30

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"Hört auf!", sagte ich zu den Männern. Alle sahen ehrfürchtig zu mir auf. "Das ist mein Freund." Ich strich über Manuels Zacken, der vor mir war. "Zieht ab." Die Ritter schienen auf meinen Befehl hin, verwirrt zu sein. Doch sie gingen. Denno jedoch, blieb stehen. "Das Chaos", wimmerte er und hob die Hände an seinen Kopf. Ich seufzte. "Manuel und ich werden nach Hause fliegen. Meine Pflicht hier ist getan und ich werde sicherlich schon erwartet." Vorsichtig rutschte ich von Manuels Rücken und ging zu Denno, der mit der Situation komplett überfordert schien. Hütend legte ich meine Hand auf seine Schulter und lächelte ihn an. "Ich würde mich freuen, wenn auch du zurückkehrst und mir in meinem Amt als König zur Seite stehst."

Dennos Augen wurden groß. Seine Arme senkten sich und sein Kinn fing an zu zittern. "Vielen Dank. Oh, Majestät. Haben Sie vielen Dank." Er neigte seinen Kopf. Ich nahm meine Hand wieder von seiner Schulter. Mit einem verabschiedenden Lächeln, kehrte ich ihm den Rücken zu und stieg zurück, zwischen Manuels schwingen.
"Lass uns erstmal ein Stück fortfliegen. Dann verarzten wir dich." Mit meinen Worten, bewegte Manuel seine Flügel auf und ab und erhob sich in den Himmel.

Wir flogen Richtung Heimat. Jedoch landeten wir im Schutze eines Waldes, nicht weit vom Heerlager entfernt. Manuel sackte sofort zusammen, als seine Beine den Erdboden berührten. Besorgt rutschte ich von ihm runter und lief zu seinem Kopf, den er auf das Moos gelegt hatte. "Die Pfeile, oder?", fragte ich. Manuel schnaubte. "Soll ich sie rausziehen?" Manuel schnaubte wieder.
Es war Vollmond. Ich erkannte nur Schemenhaft, die Pfeile in Manuels Körper. Doch ich konnte alle entfernen. Bei jeden einzelen Pfeil, fiepte Manuel auf und zitterte vor Schmerz am ganzen Körper. "Das waren alle", sagte ich erleichtert und ging zurück zu Manuels Kopf und kniete mich vor seinen großen Mund. "Schaffst du es, bis zum Schloss?" Dort hatten wir Medizin. Die Einschusslöcher könnten so geheilt werden. Doch Manuel schloss nur Müde seine roten Augen. Ich seufzte und setzte mich im Schneidersitz hin. Meinen Kopf lehnte ich gegen seinen. "Dann schlafen wir erstmal."

Für mich war es komisch unter freiem Himmel zu schlafen. Ich hatte mich an Manuels Hals gekuschelt. Er selbst lag eingerollt. Ähnlich wie ein Hund. Und sein Körper wärmte mich angenehm. In den Nächten wurde es allmählich kühler und ohne ihn, wäre es mir vermutlich zu kalt geworden.
Und ich merkte auch, meinen verwöhnten Bauch. Denn er knurrte. Ich hatte Hunger.

Manuel ging es ein wenig besser. Er hatte mir gedeutet, dass er los wollte. So saß ich wieder zwischen seinen Flügeln, weit oben in der Luft. Unter uns große Wälder, freie Wiesen. Sie zogen schnell vorbei. Vermutlich flogen wir schneller, als das schnellste Pferd rennen konnte.

Und dann, am Abend des Tages, erkannte man in den Bergen, das Schloss.

Wir landeten auf der freien Fläche. Wie damals, nachts, nach unserem ersten Flug. Ich stieg von Manuel ab. Sofort stieg der Drachennebel auf und zurück blieb der dünne, nackte Junge. Sein Körper übersäht von blutigen Wunden. "Manu!" Geschockt stützte ich ihn. Er hatte keine Kraft mehr und sackte, ohne jegliche Körperspannung, in meinen Armen zusammen.

Die lange Reise, die Verletzung, die Verwandlung. Das alles hatte an seiner Kraft gezerrt. Verzweifelt biss ich mir in die Unterlippe. "Scheiße!", schrie ich dann und hob den schlaffen Körper Manuels an. Ich trug ihn den weiten Weg zum Schloss und rief dort nach Hilfe.

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt