Teil 29

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Nun waren alle Drachen frei.
Manuel, Lord Zombey und ich standen vor dem Wald und blickten in den tiefroten Himmel. Man erkannte die Drachen nur noch als schwarze Punkte.
"Dann sind wir jetzt im Frieden?", fragte ich an Lord Zombey gewandt. Dieser sah vom Himmel ab, zurück in mein Gesicht. "Wir sind im Frieden." Somit streckte er seine Hand aus. Mit einem Lächeln nahm ich sie. Das war der Anfang zweier Königreiche, die für immer in einem Bund standen.

Manuel und ich gingen zurück zum Heerlager. "Ich fühle mich so frei", sagte Manuel. In mir stieg die Angst auf, das er mich verließ. Schließlich war er ein Drache und ich ein Mensch. "Manuel?" Ich blieb stehen. Auch Manuel hielt an und drehte sich in meine Richtung. "Wirst du auch nach Hause zurückkehren?" Die Sekunden, in denen ich auf seine Antwort wartete, fühlten sich an wie Stunden. Er zögerte. Dann trat er auf mich zu und nahm meine Hände in seine. "König Patrick. Wie kann ich nach Hause zurückkehren und mein Herz bei dir lassen. Das geht nicht. Ich bleibe lieber bei dir, als für alle Zeit im schlimmer Trauer zu stecken." Sanft lächelte mich der menschliche Drache an. Mir selbst stiegen die Tränen in die Augen. Stürmisch umarmte ich ihn und drückte meinen Kopf gegen seine Schulter, um mein Schluchzen zu ersticken. Er hielt mich fest im Arm.

"Patrick", murmelte er dann. Ich hob meinen Kopf und sah ihn an. Auch seine Wangen waren Nass. "Ich liebe dich viel zu sehr, sodass ich ohne dich nicht könnte." Es folgte ein lieblicher Kuss auf meine Stirn. Ich schloss die Augen. Er blieb. Er nahm es in Kauf, seine Flügel und Kräfte zu verlieren.

Im Heerlager herrschte wilder Trubel. Es wurde zusammengepack, geschimpft aber auch gelacht. Es ginge nach Hause, riefen ein paar Frauen glücklich.

Es ging nach Hause. Dort, wo die Krone und die Verantwortung auf mich wartete.

Als wir mein Zelt betraten, wartete Sir John schon auf uns. Er lehnte an dem Holztisch in der Mitte des Raumes. Der Blick finster auf Manuel gerichtet. Dann schwenkte sein Augenpaar auf mich. "Die ganze Zeit war er ein Drache?", fragte er angespannt. "Er kam mir von Anfang an merkwürdig vor. Ihr alle beide!" Nun kam auf uns zu.
An Manuels Füßen breitete sich ein Hauch von schwarzer Nebel auf. "Nicht hier", flüsterte ich Manuel zu. Doch er schnaubte nur. "Die ganze Zeit wollte der Prinz den Kampf verlieren! Ein Tierfreund, der König. Würde sicherlich auch die Ratten freilassen!" John blieb vor uns stehen. Kurz sah ich an ihm herab. Seine Hand steckte an seiner Hüfte. Versteckt unter seinem braunen Mantel. Manuels Nebel hatte den Fußboden um uns eingenommen.

"Wag es nicht", fauchte Manuel. Seine Stimme wirkte hallend. Bedrohlich und tief. Als würde sie aus dem lodernden Rachen eines Drachen kommen. "Was wagen?" John drehte seinen Kopf zu Manuel und grinste provozierend. "Du bist ein Mensch. Was willst du hagere Gestalt schon ausrichten? Und du..." Nun sah er wieder mich an. "Du kannst nichts." In dem Augenblick zog er sein Schwert. Der Nebel verdichtete sich. Der Stoff des Zeltes riss in die Höhe, leute schrien, seile rissen. Und ich wurde bedeckt von einem Haufen großer Laken.

Ich hörte Manuels tiefes Grummeln und versuchte, aus dem Gewirr des Stoffes zu kommen. Als ich es dann endlich geschafft hatte, kam Denno auf mich zu. Er half mir. "Majestät", keuchte er nervös. Ritter kamen hergelaufen, mit Pfeil und Bogen. Manuels große, schwarze Drachengestalt stand vor Sir John, in den Resten des zerstörten Zeltes. "Ich muss ihm helfen!", sagte ich zu Denno. Doch er hielt mich fest. "John will Sie umbringen!" Denno zerrte an mir und stemmte seine Hacken in den Boden. Doch ich ging vorran. "Verräter!', brüllte John zu mir.

Dann flogen, über Denno und mein Kopf hinweg, ein Wall Pfeile. Hinab auf Manuel. Die Pfeile bohrten sich Tief in Manuels beschuppte Haut. "Nein! Stopp!", schrie ich und rannte, nun losgerissen von Denno, zu Manuel. Dieser schrie und tobte. Mit seiner Pranke erwischte er Sir John und schleuderte ihn im hohem Bogen durch die Luft. Die Landung würde er nicht überleben.
"Halt!", rief ich den Rittern zu. Sie mussten gehorchen. Denno selbst rannte zu ihnen und versuchte sie aufzuhalten.

Manuel tobte und fiepte. Er versuchte sich die Pfeile heraus zu ziehen. "Liebling!" Ich stellte mich mit Abstand von ihm weg. Ich hatte Sorge, dass er mich ausversehen wegstoßen konnte. Doch als er meine Stimme hörte, stoppte er den verzweifelten Versuch, die Pfeile aus sich zu ziehen. "Kannst du Fliegen?", fragte ich. Zögerlich breitete er seinen Flügel aus, sodass ich auf ihn Klettern konnte. "Lande bitte vor den Rittern. Sie sehen alles." Ich strich über Manuels feste Haut. Dann richtete er sich wieder auf und erhob sich ein Stück. Nur einen Wimpernschlag später, landete seine kräftige Gestalt vor Denno und den zitternden Rittern.

......

So das war es für heute. Ich schaffe es nicht länger wach zu bleiben. Mein Rentnerkörper ist müde xD
Ich wünsche euch allen eine gute Nacht und schlaft gut. ~(°'°)~
Morgen geht es dann wie gewohnt mit einem Kapitel weiter.

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt