In der Nacht regnete es. Wir hatten unseren Weg fortgesetzt und bald sagte man mir, wir hätten nun die Hälfte hinter uns.
Wir entfernten uns immer weiter vom Schloss und kamen dem Krieg immer näher. Und ich wurde immer nervöser.Die Tropfen knallten laut auf das Dach der Kutsche. Ich machte, während der Fahrt, das Fenster der Kutsche auf. "Denno?", rief ich durch das laute Rauschen des Regens. "Gibt es in der Nähe ein Dorf? Eine bleibe, wo wir unterkommen können? Ihr holt euch noch die Seuche, wenn ihr so nass seid."
Denno sah mich an. Er sah aus, als käme er frisch aus der Wanne. Dann sah er zu Sir Henry. "Sir, ist es weit bis zu einer Unterkunft?" Ich verstand nicht, was Sir Henry antwortete. "Vielleicht noch eine halbe Stunde, mein Herr. Sollen wir dort anhalten?" Dennos Augen wurden klein, um mich durch den Regen besser sehen zu können. "Ja, dann könnt ihr euch trocknen und stärken. Und es geht dann weiter, wenn der Himmel sich aufgeklart hat."Das Dorf, wo wir uns Unterschlupf in einem Gasthaus suchen wollten, war klein, dunkel und heruntergekommen. Die Bewohner warfen uns Blicke zu und sahen uns nach.
Wann sah man, so weit vom Schloss entfernt, denn auch mal eine Kutsche vom Königshaus? Doch diese Blicke waren alles andere als erfreut.Die Kutsche blieb stehen und Denno öffnete mir die Tür. "Mein Herr." Denno reichte mir seine Hand und half mir beim ausstieg. Sir Henry ging schon in das Gasthaus. "Hoffentlich hat das Haus einen Stall im Hinterhof", sagte Denno zu mir. Zusammen rannten wir zum überdachten Eingang des Holzhauses. Der Boden war schlammig und die zähflüssige Erde spritzte gegen meine Beine. "Nach Ihnen, mein Herr." Denno öffnete mir die Tür. In dem Gasthaus war es dunkel. Die wenigen Lampen schafften es nicht den ganzen Raum, der einer Taverne ähnelte, zu erleuchten. Sir Henry stand am Tresen und redete mit dem Eigentümer des Gasthauses. Ein rundlicher alter Herr mit langem Bart. Sir Henry überreichte dem Herren ein paar Taler und ging dann zu uns. "Wir bekommen drei Zimmer. Eines für Sie, mein Herr und zwei für die Ritter und uns beiden." Er deutete mit dem Kopf zu Denno. "Bring ihn auf sein Zimmer. Ich schicke dir eine Wache und dann kommst du mir helfen. Die Pferde müssen versorgt werden." Grimmig stapfte Sir Henry davon, hinaus durch die knarrende Tür in den Regen hinein.
Der Herr hinter dem Tresen kam zu uns. "Schönen guten Abend", sagte dieser. "Abend", entgegnete ich nur trocken. Ich hielt mich nicht für etwas besseres. Dennoch fand ich es unhöflich sich nicht vorzustellen oder mir unterzuordnen. "Kommen Sie mit." Mit schweren Schritten führte uns der Mann die Treppen hinauf. An seiner Hose hing ein großer Schlüsselbund, der bei jedem Schritt klimperte. Oben angekommen, nahm er den Schlüsselbund und öffnete einer der fünf Türen. "Ihr Zimmer. Fühlen Sie sich wie Zuhause." Grinsend deutete er in den kleinen düsteren Raum. "Das Klo liegt im Hinterhof. Das kleine Holzhaus. Wenn sie etwas zu trinken haben wollen, kommen sie ruhig auf ein Met hinunter." Der Mann rülpste leise und kratzte seinen dicken Bauch. "Vielen Dank." Leicht angewidert sah ich ihn an. Dann ging ich in mein Zimmer hinein. Hinter mir schloss Denno die Tür. Es gab nur ein kleines Bett, welches mit Stroh gepolstert war. Einen Tisch vor dem Fenster mit einem Stuhl dran und an der Wand hing ein Spiegel. Davor eine Kommode mit einer Wasserschale und ein Stück Seife. "Widerlich", murmelte ich. Denno machte sich daran, die Öllampe zum brennen zu bringen. "Das ist das einzige, was es hier gibt", entschuldigte sich Denno. "Sie können nichts für diese Absteige. Ich bin so etwas nicht gewohnt." Das Bett knirschte, als ich mich auf es setzte.
"Mein Herr?" Es klopfte gegen die Zimmertür. Denno huschte zu ihr und öffnete sie einen Spalt. "Claus." Nun öffnete Denno die Tür ganz und ich konnte einen unserer Ritter erkennen. Nun ohne Helm. Er war groß, hatte einen Kinnbart und langes gelocktes Haar, welches in nassen Strähnen an seinem Körper hinab hing. "Ich übernehme die ersten paar Stunden der Wache. Sir Henry wartet schon auf Sie", sagte der Ritter, dessen Name wohl Claus war, zu Denno. Dieser drehte sich hastik zu mir um, verbeugte sich und brachte ein "bis später, mein Herr", hervor. Dann schlüpfte er durch die Tür, an Claus vorbei und lief die Treppe herunter. Claus starrte mich an. Ich starrte zurück. Lächelte dann aber und löste somit Claus starre. "Entschuldigen Sie die Störung. Ich werde vor der Tür Wache stehen. Ruhen Sie sich gut aus, Herr." Er verbeugte sich leicht und schloss dann die Tür.
Seufzend stand ich auf und strich mir mein nasses Haar von der Stirn. Mein Blick ging aus dem Fenster. Der Regen wurde nicht schwacher. Der Himmel war grau und ich fragte mich, ob Manuel sich einen trockenen Ort suchen konnte. Ob er sich irgendwo vor dem Regen schützen konnte. Und ich fragte mich, ob es ihm gut ging.
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Vielen Dank für eurer Feedback im letzten Kapitel. Hat mich gestärkt. ♡
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Der Prinz der Drachen /Kürbistumor
FanfictionPatrick, der Prinz. Sein Vater regiert im Jahre 1608 das Land. Das Land, welches des öfteren von Krieg heimgesucht wird. Kriege, in denen die vielen Ritter kaltblütig ermordet werden. Und Patrick, der Prinz, der nur aus dem Schloss zusehen kann. Doc...