Teil 24

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Manuel erhob sich rasch. "Erneuter Angriff?", fragte ich besorgt und machte mich daran, aufzustehen. Doch ich war zu schwach. Manuel reagierte schnell und stützte mich. "Du solltest ruhen." Er drückte mich zurück auf mein Bett. "Aber", setzte ich an. Jedoch unterbrach mich Claus. "Sie haben das Lager an der Ostseite angegriffen. Frauen wurden schon in Sicherheit gebracht. Wir sollten Patrick aber auch wegbringen. Wenn er stürzt, dann haben wir verloren."

Manuel und ich sahen ihn an. Dann tauschten wir einen Blick aus. "Nein. Ich bleibe hier", sagte ich dann in bestimmender Tonlage. "Manuel schützt mich." Manuel nickte bestätigend. Claus allerdings presste unzufrieden die Lippen aufeinander, nickte aber anschließend und ging fort.

"Was machen wir?", fragte ich Manuel. "Du kannst nichts machen. Du bist verletzt und wenn sich das entzündet..."  Er beendete seinen Satz nicht. Ich wusste jedoch, was er sagen wollte. Ich würde sterben.

Manuel und ich saßen uns gegenüber und warteten. Wir warteten auf den Augenblick, wo mein Zelt angegriffen wird. Draußen hörte man den Kampf. Die Männer, die brüllten und die Schwerter, die aufeinander trafen. Manuels Ohren zuckten wild umher und sein Blick war konzentriert. Er hörte mehr als ich, dass wusste ich. Und mich interessierte, was genau er hörte. "Die Drachen?", flüsterte ich vorsichtig. Manuel zuckte leicht zusammen. "Werden nicht eingesetzt. Ich weiß nicht, ob sie vielleicht kampfbereit gemacht werden. Ich denke aber nicht, dass John sie kämpfen lässt. Sie würden das Lager niederbrennen."

Ich schwieg. Diese Tatsache hatte ich nicht bedacht.

Es verging eine Zeit, bis Denno ins Zelt stürmte. "Herr!" Keuchend riss er den Vorhang beiseite. "Sie ziehen ab." Ich hob die Augenbrauen und sah in Dennos verschwitztes Gesicht. Sein kurzes Haar klebte an seiner Stirn. "Sie rufen Rückzug", murmelte Manuel. Er ließ meine Hand los und ging an Denno vorbei, hinaus aus dem Zelt. "Sir John hat die Drachen kreisen lassen. Da hat Lord Zombey seine Truppen zurückgerufen. Er selbst war auf dem Schlachtfeld. Er wollte sich zu dir durchkämpfen. Sir John hat sich ihm gegenübergestellt. Doch Lord Zombey wollte gegen dich kämpfen. Mein Herr. So kann das nicht weiter gehen. Es sind so viele Männer gefallen." Denno sackte in seiner Körperspannung zusammen und ließ den Kopf hängen. "Bitte schickt eine Botschaft. Ich will mit dem Lord verhandeln. Ohne Schwert", sagte ich.

In dem Augenblick kam Manuel zurück. "Danke Denno. Bitte beeil dich mit der Botschaft." Denno nickte Manuel zu, dann verbeugte er sich leicht vor mir und ging.

Manuel setzte sich wieder auf seinen Stuhl. "Das alles habe ich mir anders vorgestellt. Ich habe die Drachen nicht gehört Patrick." Er stützte sich auf seinen Händen ab und sah traurig auf meine Knie. "Es fängt an." Nun blickte er in mein Gesicht. "Ich habe mich mit Denno unterhalten. Als erstes lässt das Gehör nach. Die Ohren schrumpfen. Die Augen werden schlechter. Die verwandlungen schwieriger, bis nichts mehr davon geht. Bis man vollkommen Mensch ist." Ich schob die Augenbrauen mitleidend zusammen. "Und wie hält man es auf?" Manuel stand auf und drehte mir den Rücken zu. "Indem ich gehe und den, den ich liebe, hinter mir lasse."

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt