Teil 15

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Die Sonne war gerade mal zu sehen. Im Dorf war es noch ruhig und selbst die Tiere auf unserem Hof schliefen noch. Nicht mal der Hahn hatte gekräht. Und ich saß vor dem Spiegel und betrachtete mein lächerliches Ebenbild. Ich trug Adelskleidung, die ich sonst ungerne an hatte. Sie war pompös und viel zu Bunt. Doch Vater bestand drauf. Schließlich musste ich, falls ich Leute begegnete, unsetrn Reichtum darstellen. Seufzend strich ich über meine aufgeplusterten Schultern. "Ich fühle mich wie ein Narr", sagte ich zu mir selbst.

In der selben Sekunde klopfte es an meine Gemachtür. "Ja?", rief ich die Person hinein. Es war Vater. Er trug seine Krone und seinen roten, mit weißem Pelz verziertem, umhang. Er stand in der Tür uns blickte wartend auf mich. "Bist du soweit?" Ich warf ein letzten Blick in den Spiegel und nickte anschließend. "Auf eine lange Reise." Somit stand ich auf und ging zu meinem Vater. Dieser legte seine Hand auf meine Schulter. "Ich bin Stolz auf dich, mein Sohn. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dir so eine Verantwortung zu geben. Über mein, dein, unser Land. Wenn du Siegst und unser Land erweiterst, unsere Macht und Kraft hervorhebst gegenüber anderen Königreichen, dann werde ich dich in die Aufgaben meines Amtes einweisen." Vater lächelte, zog mich an sich und drückte. Eine feste Umarmung. Doch diesen Augenblick konnte ich nicht genießen. Meine Schultern wurden schwer unter der Last die mein Vater mir auftrug. Ich und König. Ich müsste Verheiratet werden und über all das Wachen, was Vater mit Hilfe von gequälten Drachen erobert hatte.
"Es ist eine Ehre für mich, für unser Reich in die Schlacht zu ziehen", log ich mit fester, jedoch leicht zitternder Stimme. Wenn mein Vater nur wüsste, was mein eigentlicher Plan war.

Wir standen vor der Kutsche. Eine große, aus dunklem Holz. Zwei weiße Pferde waren davor gespannt. Weitere fünf Ritter auf braunen Pferden warteten darauf, dass es losging. Ein rötliches Pferd hielt ein Mann am Halfter fest. "Das ist deines." Vater deutete auf das Pferd. "Ein Geschenk von mir. Es ist schnell und hat keine Scheu. Es wird dir in der Schlacht behilflich sein." Vater klopfte gegen den Hals des Pferdes. "Danke", lächelte ich leicht und strich über die Nase des Tieres. "Du brauchst einen Namen." Ich grinste. Mein erster Gedanke war es, es Manuel zu nennen. Doch wenn Manuel das mitbekam, würde er mich sicherlich auslachen.
Das Pferd schnaufte und wippte mit den Kopf auf und ab, was mich zum lachen brachte. Als dann aber der Gedanke daran, dass das Pferd wohl oder übel sterben musste auf dem Schlachtfeld, verzog ich die Mundwinkel nach unten. "Ich denke, wir sollten los", sagte ich dann und wandte mich wieder meinem Vater zu, der nur nickte. Einer unserer Knechte öffnete die Kutschentür und senkte seinen Kopf. "Mein Herr." An diese Anrede und Getue musste ich mich nun wohl oder übel gewöhnen.

Die Kutsche war gut gepolstert und so breit, dass ich mich sogar mit angewinkelten Beinen hinlegen konnte. Ich setzte mich auf das rote Polster, welches mit dem besten Stoff überzogen wurde. "Wenn Sie etwas benötigen, klopfen sie gegen das Holz", sagte der Knecht. Vermutlich war es mein Knecht, den Vater mir stellte. "Wie heißen Sie?", fragte ich ihn, als er schon die Kutschentür schließen wollte. Der Mann war so überrascht darüber, dass ich ihn ansprach, sodass er die Augen aufriss und mich für eine gefühlte Ewigkeit anstarrte. Dann riss er sich aber zusammen und verbeugte sich. "Denno, mein Herr. Ich bin Ihre Begleitung und erfülle Ihnen jeden Wunsch." Er war so nervös, dass er anfing zu stottern. "Fahren Sie mit?" Ich wollte wissen, ob er laufen musste oder ob er ein Pferd bekam. "Natürlich, mein Herr. Ich passe auf Ihr Pferd auf während der Reise." Er hob nun wieder seinen Kopf und sah mich leicht lächelnd an. Doch ich erkannte, dass er es nicht wagte in meine Augen zu sehen. Er fixierte meine Schulter. Ich lächelte, wollte ihn beruhigen. "Danke, Denno. Ich vertraue dir." Somit griff ich die Kutschentür und schloss sie. Mit einem ächzen rutschte ich etwas niedriger in den Sitz hinein. Dann schob ich den Vorhang beiseite und sah hinaus. Ob ich wieder nach Hause kommen würde? Ob ich wirklich König werden würde?

Die Stimmen draußen verstummten und ich hörte die Peitsche knallen. Es gab eineb Ruck und die Kutsche setzte sich in Bewegung. Man hörte die Reifen über den Boden rollen und die Hufen der Pferde. Auch unterhielten sich die Ritter auf ihnen.

Ich verließ nun mein sicheres zuhause und machte mich auf den Weg zum Heerlager, in den Krieg.

Der Prinz der Drachen /KürbistumorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt