Dragon (Vkook)

5 Der Morgen

Ein leises Klopfen reißt mich aus meinem erholsamen Schlaf. „Taehyung?", höre ich eine leise Stimme im Hintergrund. Ach, wie schön, ich höre eine Stimme. So bin ich schon lange nicht mehr geweckt worden, aber was will sie von mir? „Taehyung?", höre ich die Stimme wieder meinen Namen fragen. Mühsam rolle ich mich aus dem Bett und schlurfe in Richtung Tür. Meine Augen reibend öffne ich sie und erblicke Soekjin vor mir. „Hyung? Was machst du hier?", murmle ich noch verschlafen. „Tae. Wie gut das du aufmachst. Ich habe dir Frühstück mitgebracht, du musst fit sein für später", grinst er mich an und tritt auch sofort an mir vorbei in meine Küche. Nachher? Oh Gott, wir wollen heute los. Wie spät es wohl ist? „Hyung, hab ich verschlafen? Wie spät ist es?", frage ich den Älteren. „Keine Sorge, Tae. Ich wollte allen heute Frühstück bringen und konnte eh nicht mehr schlafen. Du kannst dich in Ruhe fertig machen, aber nicht trödeln. Wir wollen los, bevor der Großteil der anderen Schüler wach ist, so ziehen wir weniger Aufmerksamkeit auf uns", erklärt mir Hyung und packt nebenbei einiges an Frühstück aus. „Ich wusste nicht, was du magst wie bei den Anderen, deswegen hab ich eine Auswahl mitgebracht. Hoffentlich ist was für dich dabei", redet er ohne Punkt und Komma weiter. Ich nicke nur, immer noch nicht richtig wach. „Los ab in Bad, ich kümmere mich hier drum."

Schlurfend gehe ich zurück in mein Zimmer und sammle meine Sachen zusammen, die ich gleich anziehen möchte. Als ich alles zusammen habe, gehe ich ins Badezimmer, um zu duschen. Langsam und träge ziehe ich mir meine Anziehsachen vom Körper und trete unter die warmen Wasserstrahlen. Ich lasse mir ein bisschen Zeit und mache mich nochmal richtig sauber. Als ich denke, dass es reicht, trete ich aus der Dusche, zum Waschbecken. Dort mache ich den Rest, um wieder in die Küche gehen zu können. „Ah sehr gut du bist fertig. Iss in Ruhe, wir sehen uns unten. Vergiss nichts! Ich muss noch zu Jimin und Yoongi. Weiß Gott die brauchen immer Ewigkeiten bis sie aus dem Bett kommen. Bis Später", damit rennt Jin aus meinem Zimmer. Verblüfft bleibe ich in der Küche stehen und sehe zum Tisch. Wow, das Frühstück sieht wirklich gut aus und es ist alles vegetarisch. Ich setzte mich hin und genieße es zusammen mit der Ruhe, bevor ich los muss. Nach dem Frühstück wasche ich kurz meine gebrauchten Sachen ab und nehme mir nochmal meinen Rucksack, nachdem ich mir meinen Umhang umgehängt habe. Dort packe ich noch den letzten Rest zusammen und sehe noch einmal durch meinen kleinen Raum. Die Gardinen sind inzwischen offen und mein Bett gemacht. Mein Schreibtisch ist ordentlich und auch ansonsten ist alles an seinem Platz. Mein Blick wandert fast von alleine zu meiner hellblauen Wolldecke, die am Ende meines Bettes liegt. Sollte ich sie mitnehmen? Ich nehme sie mir und falte sie feinsäuberlich. Auch sie landet in meinem Rucksack, den ich auch sofort verschließe.

Mit einem leisen Klicken ist meine Zimmertür zu und ich stehe noch kurz davor. Ich werde dieses Zimmer eine recht lange Zeit nicht wiedersehen. Meinen Rucksack schulternd, gehe ich den Flur entlang in Richtung Ausgang. Draußen angekommen, atme ich erstmal tief ein, meinen Blick gen Himmel gerichtet. Die Sonne ist nur ein sanfter Schimmer am Horizont, die die Welt in ein sanftes goldenes Licht taucht. Langsam gehe ich zu den Stallungen, wo ich Namjoon treffe. Er nickt mir nur einmal kurz zu und striegelt weiter sein dunkelbraunes Pferd. Ich selber gehe zu meiner Stute und hole sie aus der Box raus. Ich bürste sie auch kurz und fange dann mit dem Satteln an. Ich überprüfe den Sitz des Sattels abermals und hole meine gebisslose Trense. Namjoon ist inzwischen schon mit seinem Pferd gegangen. Ich trense sie auf und schultere meinen Rucksack wieder. Mit langen Schritten und den Zügeln in der Hand gehe ich in Richtung des Trainingsfeldes, wo wir uns treffen wollen.

Dort angekommen, sehe ich schon Namjoon, Hoseok und Jin zusammen stehen, mit unserem Direktor und ihren Pferden. Ebenfalls vor Ort sind unsere Drachen. Sie stehen einfach dort, zum Teil mit geschlossenen Augen, und scheinen auch die Ruhe zu genießen.  Ich geselle mich dazu und gemeinsam schweigen wir noch eine Weile, bis wir Hufgeklapper hören. Missmutig und zerknautscht aussehend kommen Jimin und Yoongi auf uns zu, wobei Jimin fitter aussieht als Yoongi.

„So. Da wir ja jetzt vollzählig sind, wird es langsam Zeit aufzubrechen. Bevor ihr losreitet, möchte ich, dass ihr eure Drachen losschickt, damit sie von oben ein Auge auf euch haben. Sagt ihnen, dass sie in sicherer Entfernung auf euch aufpassen sollen und am besten nicht gesehen werden sollen. Der letzte verschwundene Drache soll aus dem Tal der Tränen gekommen sein, das ist nicht allzu weit von hier entfernt, vielleicht solltet ihr da anfangen. Ich wünsche euch alles Gute und passt gut aufeinander und eure Drachen auf. Wenn ihr die Mission abgeschlossen habt, kehrt wieder hierhin zurück, oder falls Probleme auftauchen sollten. Viel Glück", richtet der Direktor seine Worte an uns. Einige von uns murmeln ein paar Worte oder nicken nur kurz. Die Anspannung ist deutlich zu spüren, wir alle sind nervös ins Ungewisse aufzubrechen.

Jeder von uns schickt auf seine eigene Art seinen Drachen weg und steigt dann auf den Rücken seines Pferdes. Ich streiche einmal über das Fell meiner Stute und lass sie langsam losgehen. Das Tal der Tränen, dort war ich noch nie. Ich habe nur Gerüchte gehört, wie es dort sein soll. Wenn man manchen Gerüchten trauen soll, ist die Niederschlagrate sehr hoch, aber es gibt auch diverse andere Begründungen für die Namensgebung. „Wie lange brauchen wir eigentlich in das Tal der Tränen?", fragt Jimin noch müde klingend, als wir gerade von dem Gelände der Schule runter geritten sind. „Wir sollten heute späten Nachmittag da sein", antwortet ihm Namjoon. Na, das wird dann ja noch ein langer Ritt.

Je weiter wir reiten, desto höher steigt die Sonne. Gemeinsam mit der Sonne wird auch unsere Laune besser und wir werden wacher. Wir haben angefangen uns zu unterhalten und entspannte Unterhaltungen zu führen. Gegen Mittag halten wir an und essen etwas und lassen unsere Pferde ruhen. Als wir dann weiter reiten, genießen wir alle die Sonne und den sanften Wind, der weht. Wir haben wirklich tolles Wetter. Je später es dann aber wird, desto düsterer wird es. Am Horizont am Himmel türmen sich dunkle Wolken auf, die schon bedrohlich aussehen. „Wir kommen unserem Tagesziel näher", sagt Yoongi dann ernst. „Wie kommst du darauf?", fragt ihn Hoseok direkt. „Siehst du die Wolken dahinten? Dort liegt das Tal der Tränen", erklärt Yoongi. Also stimmen die Gerüchte um das Tal der Tränen, wenn man die Wolken so betrachtet. „Der Ort hat irgendwie was Trauriges, wenn man ihn so betrachtet, oder?", fragt Jin niedergeschlagen. Betreten stimmen wir ihm zu.  „Na dann wollen wir mal dort hin", und so reiten wir Namjoon hinterher in die Richtung des Tals und zu den dunklen Wolken.