23 Das Schmelzen der Wüste

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Ich merke, wie es deutlich wärmer wird. Und heller. Es kommt kein Schnee mehr vom Himmel und der Wind wird milder. Die ganze Nacht saßen wir hier fest. Langsam öffnen die Drachen ihre Flügel und der Blick auf den Himmel wird komplett frei. Sky segelt aus dem Himmel und landet schwungvoll auf dem Schnee. Und dann rutscht ein Körper von seinem Rücken. „Yoongi!", schreit Jimin und rennt direkt auf die Beiden zu. Auch ich setze mich in Bewegung, um schnell zu den beiden zu kommen. Ich renne durch den Schnee, während die Geräusche hinter mir daraufhin deuten, dass die anderen mir folgen. Jimin ist als erster bei Yoongi und sinkt vor ihm auf die Knie. Nur wenige Sekunden später lasse ich mich auch fallen. Der Ältere hat unseren Hyung mit dem Oberkörper auf den Schoß gezogen. Ich strecke meine Hand aus und lege sie auf die Schulter von meinem Hyung. Ich schließe die Augen und konzentriere mich auf den Körper meines Hyungs. Zum Glück muss er nicht geheilt werden. Ich nehme die Hand wieder weg und sehe beide vor mir an.

„Warum tust du nichts, Taehyung?", fragt er mich ungläubig. „Ihm geht es gut Chim. Er hat keine Erfrierungen und nichts. Er ist eine Verbindung mit Sky eingegangen. Sieh", ich zeige auf die Arme von Yoongi. Dort ist ein Teil von einem Mal zusehen, dass vorher noch nicht da war. „Dann ist er nur erschöpft? Gott sei Dank", seufzt er und lässt seinen Kopf nach vorne fallen. Langsam komme ich wieder auf die Beine und drehe mich zu meinen Freunden. „Ihm geht es gut", teile ich auch ihnen mit. „Sehr gut. Geben wir ihm eine halbe Stunde, um sich zu erholen. Was meint ihr?", fragt Namjoon in die Runde. „Ja. Ich wärme uns etwas zu Essen auf", meint Jin und wendet sich zu Fury um. Gemeinsam machen sie ein Feuer und Jin kümmert sich um das Essen. Wir anderen genießen derweilen die Sonne. Sie scheint stark vom wolkenlosen Himmel und wärmt unsere Gesichter.

Eine gute halbe Stunde später teilt Jin wieder Schüsseln aus, mit einem Gemüseeintopf und Brot. Ich esse ihn mit Genuss und er wärmt mich von innen. „Jin kann wirklich hervorragend kochen. Dieser Eintopf ist wirklich erstklassig", seufzt Jungkook neben mir laut. „Man Namjoon du hast echt ein Glück, dass du Jin als festen Freund hast. Du kannst jeden Tag dieses tolle Essen esse", ruft er dann zu unserem Leader rüber. „Vielen Dank Kookie. Aber nachdem ich in der Schule gesehen habe, wie schlecht sich Jimin, Hoseok und vor allem Yoongi ernähren, konnte ich sie nicht sich selbst überlassen und habe mich auch um ihr tägliches Essen gekümmert. Bei Taehyung hatte ich nicht wirklich die Gelegenheit dazu, aber ich werde es machen, sobald wir wieder in der Schule sind", meint Jin und lächelt uns zu. Mit großen Augen sehe ich meinen Hyung an und senke dann mit einem Lächeln den Kopf. Es ist wirklich süß von ihm, dass er sich so um seine Freunde kümmert. Jedoch fällt mir auf, dass er Kookie nicht erwähnt hat. Kookie hat keinen Drachen, das heißt, er kann nicht zu uns auf die Dragon High kommen. Aber wenn er einen Drachen hätte, könnte er es. Vielleicht findet er ja einen Drachen auf unserer Reise und wir können zusammenbleiben. Das wäre schön. Ich will ihn nicht verlieren.

Nach dem Essen, sitzt Yoongi halb aufrecht an Jimin gelehnt, immer noch ohnmächtig. Sein Gesicht ist friedlich und ruhig, der Sonne entgegen geneigt. Unsere Drachen haben wir losgeschickt, dass sie auch in Ruhe etwas essen können. Ich denke sie holen sich eine ordentliche Portion Fisch aus dem Meer. „Wollen wir langsam mal weiter gehen? Wir können erstmal zu Fuß ein Stück gehen, bis unsere Drachen fertig sind und irgendjemand trägt Yoongi", schlägt Namjoon vor. Wir stimmen ihm zu, während wir langsam auf die Beine kommen. Jungkook neben mir hängt sich seine Umhängetasche um seinen Oberkörper und sieht rüber zu Jimin. „Soll ich ihn tragen?", fragt Jungkook den Älteren, dieser verneint jedoch mit einem Kopfschütteln. „Kannst du mir aber helfen, ihn auf meinen Rücken zu bekommen?", fragt er unseren Jüngsten, der sofort zur Tat schreitet. Gemeinsam heben sie Yoongi auf den Rücken von Jimin und Jungkook fixiert ihn mit Decken. Fest verschnürt stapft Jimin in die Mitte, um auf uns andern zu warten.

Nur ein paar Minuten später sind wir fertig und folgen Namjoon, der unseren Weg anhand der Sonne wieder gefunden hat. Wir stapfen weiter durch den weichen Schnee, der hell in der Sonne glitzert. Langsam wird der Untergrund rutschiger und Hoseok ist schon zweimal ausgerutscht. Die Sonne scheint so stark auf uns, dass wir alle schon Kleidung ausgezogen haben, außer Jimin, der ja wegen Yoongi auf seinem Rücken nicht kann. Jins Laune ist so sonnig wie immer. Er strahlt genauso wie die Sonne und genießt deutlich die Wärme. Plötzlich trifft mich etwas Kaltes im Nacken und läuft langsam meinen Rücken herunter. Abrupt drehe ich mich um und erkenne Jungkook, der unschuldig in die Gegend sieht. Na warte, das bekommt er zurück. Schnell bücke ich mich, um eine kalte Eiskugel zu formen. Zielsicher werfe ich sie und treffe Jungkook mitten auf der Brust. Erschrocken quietscht er auf, woraufhin er mich entsetzt anguckt. Teuflisch grinse ich in an, bis ein lautes Lachen zu hören ist. Überrascht sehe ich zu Hoseok, der quietschend lacht, während er mit dem Finger auf mich zeigt. Ein kalter Schneeball trifft mich an der Schulter. „Was sollte das Tae?", ruft Jungkook laut, der schon mit einem weiteren Schneeball bewaffnet ist. „Du warst das, oder Hoseok?", rufe ich laut in seine Richtung, nachdem ich eine weitere Schneekugel geformt habe. Erschrocken reißt er die Augen auf und sieht mich an. Da fliegt schon meine kalte Rache in seine Richtung. Jungkook versteht anscheinend, was los ist und gemeinsam jagen wir Hoseok durch den Schnee, der versucht hat uns gegeneinander aufzustacheln.

Atemlos joggen wir zu dritt zurück zu unserer Gruppe, schneeverschmiert. Jungkook, Hoseok und ich haben uns eine epische Schneeballschlacht geliefert, bis wir vollkommen von Schnee bedeckt waren. „Habt ihr das gehört?", fragt Jungkook plötzlich, nachdem wir noch ein paar Meter weiter mit der Gruppe gegangen sind. „Was denn?", fragt Jin verwirrt und sieht sich um. „So ein Knacken", meint Jungkook leise und sieht sich auch um. Ein leises Knirschen ist wieder zu hören, so dass ich mich auch umsehe, um zu sehen, wo es herkommt. „Ich hab es auch gehört", meint Jimin unruhig. „Was ist das?", frage ich in die Runde, worauf ich nur ratlose Gesichter sehe. „Lasst uns weiter gehen", meint Namjoon mit einem unsicheren Blick und geht weiter. Wir folgen ihm, weiter die Umgebung im Auge behaltend.

Nur ein paar Minuten später durchreißt ein lautes Krachen die Stille. Erschrocken sehen wir hinter uns, aber wieder sehen wir nicht die Ursache für das Geräusch. „Was wenn das ein Monster ist", murmelt Hoseok panisch. „Das glaube ich nicht", meint Namjoon und zieht das Tempo an. Schnellen Schrittes gehen wir weiter unseren Weg und schnell kommt das Meer erneut in Sicht. „Wir haben es fast geschafft!", ruft Jin erfreut, aber das Schicksal meint es anders mit uns. Ein lautes Grollen ist zu hören, das in ein lautes Krachen über geht. Panisch sehe ich hinter mich und erkenne, wie die Eiswüste hinter uns ins Meer zusammenfällt. Und das in einem rasanten Tempo. „Lauft!", schreie ich und fange an zu rennen. Meine Freunde haben es auch bemerkt und rennen ebenfalls los. „Ruft eure Drachen, wir müssen hier weg!", schreit Namjoon und ruft seinen Drachen im Geist. „Feather! Komm bitte schnell her. Die Eiswüste stürzt ein!", rufe ich sie in meinem Kopf. „Halte einen Moment durch, wir brauchen ein paar Minuten, bis wir bei euch sind", meint Feather zurück und ich merke, wie sie schnell in unsere Richtung fliegt.

Ich renne so schnell ich kann, aber die Naturgewalt um uns herum ist schneller, bricht schneller ein, bis sie fast bei uns angekommen ist. Das Meer vor uns war lange durch einen Hügel verdeckt, aber jetzt kommen wir ihm zügig näher. Zu mindestens dachte ich das, bis mir auffällt, dass auch dort das Eis einbricht. „Beeilt euch!", schreie ich in meinem Kopf zu Feather. Da erscheinen die Drachen schon am Himmel. „Taehyung, Jungkook, ihr steigt als erstes auf. Danach Jimin und Yoongi", ruft Namjoon, als die Drachen näherkommen. Feather landet schwungvoll auf dem weichen Schnee und direkt daneben landet River, dabei entstehen Risse in dem Schnee und Eis unter ihnen. Jimin bekommt Hilfe von Hoseok und Namjoon, um auf Rivers Rücken zu bekommen, aber das bekomme ich nur so am Rand mit. Ich selber steige schnell auf Feathers Rücken und Jungkook ist direkt hinter mir. Sobald er auch halbwegs sicher sitzt, gebe ich Feather schon das Zeichen zu starten. Direkt nach uns landet Blossom unter uns. Ich fliege hoch zu Sky, wo meine Freunde nach und nach dazu kommen. Immer noch mit einem hohen Blutdruck sehe ich nach unten zu der Wüste. Sie besteht nur noch aus einem kleinen Eisberg, der letzten Endes in sich zusammenbringt und die Eiswüste komplett verschwindet.

„Das war ganz schön knapp", meint Hoseok auf dem Rücken von Spirit. „Das kannst du laut sagen", sagt Jin mit weit aufgerissenen Augen. „Lasst uns weiterfliegen, ich glaube wir alle brauchen Erholung. Wenn ich es richtig weiß, brauchen wir nicht mehr allzu lange, bis wir wieder auf dem Festland sind. Ich weiß zwar nicht, was uns dort erwartet, aber vielleicht haben wir da ein bisschen Ruhe", meint Namjoon und wendet Fury in die Richtung, in die er möchte. Ich brauche noch einen Moment, um wieder zu mir zu kommen. Die Angst fällt langsam in sich zusammen und mein Körper kommt zur Ruhe. Ich merke Jungkooks starke Arme um mich herum, wie sie sich an meiner Taille festhalten. Seine starke Brust an meinem Rücken, sein Zittern. Ich bin froh darüber. Es gibt mir die Sicherheit, dass niemandem etwas passiert ist und das es meinen Freunden gut geht. Es beruhigt mich. Langsam folgt Feather Fury in Richtung Festland, während die Sonne weiter über den Himmel zieht und sich unaufhörlich dem Horizont annähert.

Dragon (Vkook)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt