Der Himmel wird langsam wieder heller, als wir aus dem Talkessel raus reiten. Unsere Stimmung ist total im Keller. Kein Wort wird gesprochen. Schweigend reite ich hinter Hoseok hinterher. Namjoon hat wieder die Führung übernommen, Jin reitet ihm wieder hinterher. Jimin und Yoongi sind dieses Mal in die Mitte vorgerückt, während Hoseok und ich die Nachhut bilden. Auch Namjoon merkt die Stimmung und treibt sein Pferd an, schneller zu laufen. In einem leichten Galopp versuchen wir schnell aus dem Tal der Tränen raus zu kommen.
Als der Himmel über uns wieder klar wird und wir die Sonne sehen können, sehe ich auf. Der Himmel ist von leichten Wolken durchzogen. Weiter hinten sehe ich unsere Drachen über den Himmel fliegen. Ich sehe, wie sie sich gegenseitig jagen und am Himmel spielen. Sie scheinen gute Laune zu haben. Wir reiten weiter, immer weiter Richtung Osten. Die Sonne fängt an, sich langsam zu senken und färbt den Himmel immer mehr in ein orangenes Licht.
Wir alle hängen unseren eigenen Gedanken nach. Es scheinen sich alle beruhigt zu haben und jetzt eher in ihren Gedanken zu sein. Ich frage mich, warum wir alle so reagiert haben, warum unsere Gefühle so aus dem Fugen geraten sind. Und ich bin wirklich völlig am Ende. Ich fühle mich müde und einfach nur fertig. Der Tag war wirklich super anstrengend für mich. Wir sind so früh aufgestanden und dann dieses Tal. Ich könnte wirklich einfach nur schlafen.
Der Himmel wird immer dunkler und wir reiten immer noch, aber am Horizont sehe ich es in der untergehenden Sonne glitzern. „Da vorne ist der erste See und damit der Eingang zum Land der Seen. Wenn ich mich nicht irre ist es der Sternensee. Bis dahin reiten wir noch und schlagen dann dort unser Nachtlager auf", ruft uns Namjoon zu und zeigt dabei auf den näherkommenden See. Eine halbe Stunde später stehen wir am Ufer. Wir alle satteln unsere Pferde ab und bauen unsere Zelte auf. Hoseok, Jin und Jimin sehen wieder viel besser aus. Jimin ist wieder ruhig, Hoseok zittert und weint nicht mehr und Jin wirkt wieder fröhlich. Namjoon wirkt nicht mehr bedrückt und Yoongi ist zu seinem normalen Gemütszustand zurückgekehrt. Aber wir alle sehen ziemlich fertig aus.
„Tae, hilf mir mal Feuer zu machen, dann kann ich gleich noch was kleines kochen", bittet mich Jin, als ich als erstes mein Zelt aufgebaut habe. Zusammen mit Jin, mache ich ein kleines Feuer und Jin holt einen kleinen Behälter hervor, indem anscheinend Suppe drin ist, aus einer seiner Satteltaschen, zusammen mit einem kleinen Kessel. Er baut geschickt alles auf und schon ein paar Minuten später weht ein köstlicher Geruch um uns herum. „Essen ist fertig!", ruft Jin uns alle zusammen. Wir holen alle unsere Schüssel und Besteck und lassen uns von Jin Suppe auftun. Dazu gibt uns Jin noch ein Stück Brot und gemeinsam setzen wir uns hin. „Wow Jin, das schmeckt wirklich hervorragend. Du bist einfach ein Spitzenkoch!", bemerkt Hoseok glücklich, während er sich über seine Suppe her macht. Da kann ich ihm nur zustimmen, die Suppe ist eine einfache Tomatensuppe, aber mit den Gewürzen fein abgestimmt. Eine ganze Zeitlang hört man nur das Geklapper mit den Löffeln und unser Lob an Jin. Einige von uns holen sich noch einen Nachschlag, bis die Suppe komplett leer ist.
Eine Weile sitzen wir noch so da und lassen das Essen sacken. Wir genießen den sanften Wind, der um uns herum weht. Der Himmel über uns ist inzwischen Sternen übersäht und in ein tiefes Blau getaucht, es ist wirklich wunderschön. Einen Moment sehe ich noch nach oben und sehe zwei unserer Drachen sich über den Himmel jagen. Sie fliegen Richtung Norden, wahrscheinlich zu den anderen, um auch über Nacht zu schlafen. „Was war das vorhin im Tal? Warum waren wir alle so komisch? Ich verstehe es nicht so wirklich", sagt Hoseok auf einmal. Wir alle sehen uns erstmal ratlos an. „Ich habe Gerüchte über das Tal gehört. Der Regen soll die Gefühle und die Psyche beeinflussen und das nur in eine negative Richtung. Es betrifft wohl erst Menschen, die in der Pubertät sind und soll im Alter schlimmer werden. Im Tal der Tränen werden die Bewohner nicht alt, meistens sterben sie früh an verschiedenen Krankheiten. Die Händler und Bauern kommen meist von Außerhalb und transportieren ihre Waren in den Ort. Die wenigen Bauern, die dort leben, pflanzen nur Pflanzen, die im Regen gut wachsen und viel Wasser brauchen. Man sagt, der Regen im Tal habe Hormone oder ähnliches im Wasser, die jeden beeinflussen. Es ist aber leider nichts belegt, aber jeder weiß, man sollte sich besser dort fernhalten", erklärt uns Namjoon und rattert das Wissen einfach so runter. „Also waren es die Hormone?", fragt Hoseok von der Rede verwirrt. „So sagt man es sich jedenfalls. Es ist aber nichts belegt", antwortet Namjoon darauf.
Diese Information müssen wir auch erstmal sacken lassen. Stumm starren wir ins Feuer und sehen, wie die Flammen tanzen. Ich kann diese Stille nicht mehr ertragen und stehe dann einfach auf. „Ich geh jetzt meine Schüssel waschen", kündige ich an und gehe auch direkt Richtung See. Noch in Gedanken, komme ich dort an und hebe erst den Kopf, als ich am Ufer angekommen bin. Meine Augen weiten sich augenblicklich und ich lasse meine Schüssel fallen, als ich die Oberfläche des Sees sehe. Sie ist komplett ruhig und wirkt wie ein Spiegel. Auf dieser Oberfläche sehe ich den Himmel. Millionen Sterne spiegeln sich auf der Oberfläche des Sees und geben das unglaublichste Bild ab, was ich je gesehen habe.
„Hey Leute! Kommt mal her! Das müsst ihr sehen!", rufe ich meinen neuen Gefährten zu. „Tae! Was ist los?", ruft Jin laut und ich höre Fußgetrappel.
Sie kommen bei mir an und sobald sie die Oberfläche des Sees sehen, keuchen sie auf. „Wow, das ist wunderschön", haucht Jimin neben mir. „Ich glaube, ich habe rausgefunden, warum der See, Sternensee heißt", murmele ich. Gemeinsam sehen wir mit offenem Mund auf den atemberaubenden See. Mir kommt eine Idee und ich rufe Feather zu mir. Mein Lauter Pfiff zerreißt die Stille, die sich über den See gelegt hat. Ein leises Brüllen ist als Antwort zu hören und direkt darauf sehe ich meinen Drachen am Horizont in den Himmel steigen. Sie kommt auf mich zu geflogen am Sternenklaren Himmel. „Taehyung, was tust du denn da?", zischt Namjoon mich an. „Ich möchte einen kurzen Flug machen. Ich weiß, wir sollen das eigentlich nicht, aber guck dir diesen See an und sieh dir die anderen Seen an, ich möchte einfach wissen, wie das von oben aussieht. Ich bin auch vorsichtig", sage ich an Namjoon gewandt, während meine Feather näherkommt. „Ich finde das ist eine gute Idee", meint Yoongi zu meiner Verblüffung und ruft ebenfalls seinen Drachen.
In der Ferne sehe ich einen zweiten Drachen mit einem Brüllen in die Lüfte steigen und auf uns zu kommen. Drei weitere Rufe durchbrechen die Luft, als Jin, Hoseok und Jimin ihre Drachen ebenfalls rufen. „Was macht ihr den? Wir sollen unsere Drachen aus der Sichtweite halten", sagt Namjoon schon fast panisch. „Ach entspann dich Schatz. Hier sind keine Lehrer und es ist dunkel. Wir sind weit und breit die einzigen hier, lass uns ein bisschen die Aussicht genießen vor dem Schlafen gehen", beruhigt Jin seinen Freund. Als wenn Namjoon das erst jetzt auffallen würde, seufzt er und ruft seinen Drachen ebenfalls. Auch der letzte der Drachen steigt in die Luft und kommt auf uns zu, während Feather schon hinter mir landet. Ich drehe mich um und streichle ihr über ihren Kopf, als sie ihn senkt. Sie lässt sich auf den Boden sinken, dass ich entspannt aufsteigen kann.
Die anderen Drachen sind inzwischen auch angekommen und alle sitzen auf ihren Rücken. Als wenn sie alle auf mich warten, sehen sie mich an. „Los, lass uns fliegen", sage ich Feather und sie breitet die Flügel aus und steigt in die Luft. Schnell steigen wir in die Höhe und sind schon bald dort angekommen, wo man eine Aussicht auf die Umgebung hat. Ich sehe dutzende Seen am Boden in den verschiedensten Größen und Formen. Sie alle zeigen das gleiche Bild, den Sternenhimmel. Neben mir taucht Yoongi auf und lächelt mich an, mit seinem ganz eigenen Lächeln. Wir segeln durch die Luft und spüren den Wind in unseren Haaren. Ich lenke Feather nach unten und gemeinsam schweben wir schon fast über einen der größeren Seen. Das Wasser schlägt sanfte Wellen unter uns, während ich Fische sehe, die die Flucht ergreifen, als sie uns mitbekommen. Ihre Schuppen glitzern im Mondlicht hell und reflektieren die sanften Strahlen. Das alles macht das Bild noch viel schöner und lässt so eigene Sterne aufblitzen, die so nicht existieren.
Eine ganze Weile fliegen wir noch so über die Seen und irgendwann, als wir alle noch müder sind als vorher, landen wir wieder an dem Punkt, wo wir gestartet sind. Unsere Drachen heben wieder ab und fliegen zu ihrem gefundenen Schlafplatz. Ich finde meine Schüssel und wasche sie endlich im See, während die anderen ihre holen, um sie ebenfalls zu waschen. Am Camp angekommen, löschen wir das Feuer und gehen dann alle in unsere Zelte. Müde aber gut gelaunt lege ich mich in meinen Schlafsack und schlaf fast augenblicklich ein. In dieser Nacht träume ich von leuchtenden Seen und Sternen, die um mich schweben und mich selber durch die Luft fliegen lassen. Feather ist bei mir und glitzert im schönen Sternenlicht, als wäre sie selber ein Stern.
DU LIEST GERADE
Dragon (Vkook)
FantasyEs ist eine unglaubliche Ehre an die Dragon High zu gehen. Dort dürfen nur besondere junge Menschen hingehen. Um genau zu sein dürfen dort nur Menschen hin, die Drachen zähmen können. Für Taehyung ist es sein erstes Jahr dort, mit seinem Drachen is...