Den ganzen Vormittag stiefeln wir jetzt schon durch diese Eislandschaft. Das Meer was noch zu sehen war, ist jetzt verschwunden und man sieht nur noch weiß. Keine Pflanze wächst in dieser Landschaft. Der Wind weht weiter dauerhaft über das Land und nimmt immer wieder Schnee mit. Jins Laune hat sich inzwischen gebessert. Er lacht recht fröhlich mit Taehyung neben ihm, als sie durch den Schnee stapfen. Vor ihnen lachen Jimin und Hoseok zusammen und scheinen sich an dem Schnee zu erfreuen, da hin und wieder ein Schneeball fliegt. An der Spitze gehen Namjoon und Jungkook zusammen. Beide reden leise miteinander und Namjoon wirft immer wieder traurige Blicke zurück zu Jin. Ihm scheint der Streit heute echt zu zusetzen. Ich bin die meiste Zeit über still neben Taehyung hergegangen. Das sind meine Freunde und ich bin unendlich dankbar, dass ich sie habe. Mit einem Lächeln betrachte ich sie, wie sie alle vor mir her gehen.
Am frühen Nachmittag machen wir nochmal eine Pause. Entspannt sitzen wir zusammen und essen etwas Warmes, dank des Feuers von Fury. Die Rauchschwaden steigen in den Himmel, über den jetzt kleinere Wolken ziehen. „Ach ich mag dieses Klima einfach nicht", grummelt Jin fröstelnd. „Das müsste doch eigentlich genau dein Wetter sein, oder Yoongi?", fragt Hoseok mich grinsend. „Sky ist zwar ein Eisdrache, aber ich bin und bleibe ein Mensch. Ich habe auch Probleme mit Kälte", meine ich und werfe ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „'Schuldigung", murmelt er. „Kommt, wir müssen weiter. Am Ende der Eiswüste können wir wieder fliegen", durchbricht Namjoon ein paar Minuten später das Schweigen. Wir sammeln unsere Sachen zusammen und packen das, was wir genutzt haben, wieder ein. Der Himmel ist inzwischen zugezogen und grau.
„Namjoon. Mir gefällt das Wetter nicht", meint Jimin, dem der dunkle Himmel ebenfalls aufgefallen ist. „Wir sollten uns beeilen", meint nun Namjoon zustimmend. Alles gepackt gehen wir auch schon weiter in die entgegengesetzte Richtung aus der wir gekommen sind, in der Hoffnung die Wüste zu durchqueren. Eine halbe Stunde später, fängt es an zu schneien. Die weißen Flocken fallen sanft aus dem Himmel. Der Wind raut auf und bläst nun in einer hohen Windgeschwindigkeit um uns herum. Der Schneefall wird immer dichter. „Namjoon! Ich denke wir sollten hier weg!", schreit Jin nach vorne. „Wir können nicht fliegen!", schreit er ebenfalls. „Wieso?!", quietscht Jin in einer zu hohen Tonlage. „Der Wind ist zu stark und der Schnee zu dicht. Ich denke nicht, dass unsere Drachen fliegen können", antwortet er durch den wirbelnden Schnee.
„Ich glaube hier waren wir schon", meint Taehyung neben mir, als er sich umsieht. „Das Gefühl habe ich auch", stimme ich ihm zu. „Namjoon! Hier waren wir schon mal", brüllt Jin seinen festen Freund an. „Was? Dann müssten doch Fußspuren hier sein", meint er, mit dem Blick auf den Boden. „Der Schnee ist so dicht, die Fußspuren sind verschwunden", meint Jungkook. „Die Spuren hinter uns sind ebenfalls schon verschwunden." „Dann sind wir verloren?", fragt Hoseok ängstlich. „Ich...Ich weiß es nicht", gesteht sich Namjoon ein, sein Blick schweift unsicher in der Umgebung umher. „Sollen wir jetzt einfach in irgendeine Richtung weiterlaufen?", fragt Jimin ebenfalls unsicher. „Aber wohin? Die Gefahr, dass wir uns noch mehr verirren, ist viel zu groß", meint unser Ältester. „Also bleiben wir erstmal hier?", fragt Tae neben mir. „Holt eure Drachen hier her. Lasst sie dicht um uns stehen", meint Namjoon und ruft direkt Fury zu sich. Unsere Drachen bilden einen Kreis um uns herum. Sie halten den Wind ab und auch ein Großteil des Schnees. Sky ist ein Eisdrache, er kann Kälte und Schnee gut ab, aber bei den anderen Drachen bin ich mir da nicht so sicher.
Bestimmt zwei Stunden später sehe ich mir jeden der Drachen an. Sie zittern alle und sehen ziemlich durchgefroren aus. Auch meine Freunde sind am Zittern. Der Schneesturm ist inzwischen noch stärker geworden. An einigen der Drachen sehe ich schon Eiszapfen wachsen. Meine Hände werden inzwischen blau von der Kälte. Das Feuer, welches wir mal entfacht hatten, brennt schon lange nicht mehr. Die Umgebung ist inzwischen nachtschwarz, übersäht mit weißen Flecken. „Die Temperaturen fallen immer schneller. Ich glaube es ist bald Nacht", meint Jin mit einem besorgten Blick. „Ich weiß nicht, wie lange wir noch durchhalten, oder unsere Drachen", äußert Jimin besorgt. „Die Nacht schaffen wir garantiert nicht", meint Taehyung, der dicht an Jungkook sitzt. Die Einstellung habe ich auch. Wir sind alle am Ende. Ich habe aber auch keine Ahnung, wie wir jetzt weiter machen sollen. Wir können nicht fliegen, wir können nicht weiter gehen, wir können nicht zurück gehen. Wir sitzen fest, irgendwo im Nichts, ohne eine Orientierung, komplett verloren. Ich sehe in den Gesichtern meiner Freunde die Hoffnungslosigkeit, die Erkenntnis, die Nacht nicht zu überleben. Mein Blick wandert zu Sky, der hinter mir steht. Sein Körper ist ebenfalls von Eiszapfen übersäht, aber ihn scheint es nicht zu stören. Er atmet normal und wirkt von allen am lebhaftesten. Ich bin mir sicher, dass wir durch die Drachen auch um einiges mehr Wärme haben als ohne sie.
Wie ich meine Freunde so sehe, bricht es mir das Herz. Ich will nicht, dass sie sterben, sondern ein langes fröhliches Leben haben. Entschlossen sehe ich wieder zu Sky, der seinen Blick ebenfalls auf mich gesenkt hat. Er scheint meinen Plan in meinen Augen gesehen zu haben, denn er schlägt mit den Flügeln und tritt zurück. Entschlossen stehe ich auf und drehe mich um. „Yoongi? Was ist los? Wo willst du hin?", fragt Jimin überrascht. Ohne Antwort gehe ich durch den Kreis, den die Drachen gebildet haben. Sky steht außerhalb im Schneesturm. Ich hatte recht mit meiner Vermutung, dass die Temperaturen viel tiefer sind, als von unseren Drachen umgeben. „Yoongi!", schreit Hoseok, aber die Drachen haben den Kreis schon wieder geschlossen. „Komm wieder rein! Du wirst erfrieren!", schreit Jin nun auch. „Yoongi! Was soll das?", schreit nun auch Namjoon. Ich ignoriere sie, nicht in der Lage ihnen zu antworten. Ich gehe zu Sky, der sich hingelegt hat, und steige auf seinen Rücken. „Lass uns meinen Freunden eine Chance auf ein Leben geben", sage ich entschlossen zu ihm. Sky brüllt einmal zustimmend. Mein Blick fällt automatisch auf meine Hände. Meine Finger sind jetzt komplett blau. Sie ebenfalls ignorierend, gebe ich Sky das Zeichen, zu fliegen.
Wir schießen in den Himmel, hoch zu den Wolken und in sie in hinein. Die Kälte geht mir durch und durch. In den Wolken bleibt Sky auf der Stelle. Ich bin schnell aufgebrochen, ohne zu wissen, was ich machen muss. „Hast du eine Idee Sky?", frage ich ihn ruhig. Er schwebt einfach weiter in der Luft. „Kannst du die Kälte in dir aufnehmen?", frage ich ihn. Als Antwort bekomme ich ein zustimmendes Brüllen. Ich merke, wie die Kälte auf uns zu strömt. Die Temperaturen um uns herum fallen rapide. Sky unter mir wird kälter und kälter. Der Schnee wirbelt um mich. Der Wind pfeift um uns herum. Meine Hände werden jetzt immer schneller blau und schon bald ist bis zu den Handgelenken alles eingefärbt. Die Kälte fließt in immer größeren Mengen in Sky und auch in mich. Die Blaufärbung wächst immer weiter. Ich sehe an Skys Hals vorbei auf den Boden und erkenne den kleinen Kreis aus fünf Drachen. Sie sehen nach oben, haben aber den Kreis weiter geschlossen. Ich bin mir sicher, dass sie telepathisch kommunizieren, dass meine Freunde auch wissen, was hier oben passiert.
Mir wird langsam schwindelig und ich weiß nicht, wie lange ich schon hier oben bin, aber ich denke, es wird schon wieder morgens sein. Außerdem weiß ich nicht, wie lange ich noch durchhalte. Sky nimmt immer weiter Kälte und Schnee in sich auf. Ich bekomm schwer Luft, während meine Augenlider immer schwerer werden. Der Rand meines Sichtfeldes wird immer schwärzer, meinen Kopf kann ich nicht mehr aufrechthalten. Mein Herzschlag wird langsamer und die Kälte hat mich komplett übermannt. Mein Kopf ist leer, als ich dem Wind ein letztes Mal zuhöre.
Plötzlich werde ich von Wärme durchflutet, mein Herz schlägt schnell und ich bekomme wieder Luft. Erschrocken reiße ich meinen Kopf hoch und sehe mich um. Ich bin immer noch in der Luft auf Sky. Der Schnee wirbelt immer noch um uns herum. Der Wind heult immer noch laut. Aber mir ist nicht mehr kalt. Jedoch scheint es Sky jetzt nicht mehr so gut zu gehen. Die Wärme fließt weiter in mich und Sky fällt ein paar Meter in der Luft, bis er sich wieder fangen kann. Die Wärme kommt von ihm und ich weiß, dass er seine ganze Stärke gerade in mich fließen lässt. Ich will nicht das Sky stirbt! Ein Schmerz ist das erste was ich merke und ein starkes Ziehen an meinem Innersten. Es wird alles zu Sky gezogen und die Kälte kommt zurück. Ich sehe auf meine Hände unter mir und erkenne das bekannt Blau zurück auf meinen Handrücken. Sky wird wieder kräftiger und steigt wieder in der Luft auf. Die Wärme kommt zurück und ein Schmerz an meinen Unterarmen überwältigt mich fast. Mein Blick fliegt direkt zu ihnen und ich erkenne ein Muster, das stark nach blauen Eis aussieht. Es leuchtet und schimmert in dem sehr schwachen Licht. „Wow, was ist passiert?", frage ich mich in meinem Kopf. „Ich habe dich vor der Kälte beschützt", höre ich eine tiefe Stimme. „Sky?", frage ich nach. „Ja?", bekomme ich zur Antwort. Das ist ja cool. „Wie geht es jetzt weiter?", frage ich ihn. „Konzentriere dich auf die Kälte und den Schnee. Nimm sie in dich auf", erklärt er und ich folge ihm.
Mit geschlossenen Augen konzentriere ich mich. Ich nehme meine Umwelt wahr, viel genauer als vorher. Ich merke die Kälte und Schnee, den Wind. Ich will sie ersetzen, durch Wärme. Dann können meine Freunde überleben. Ich nehme die Kälte in mir auf und lasse sie durch mich hindurch kursieren. Eine gute Viertelstunde machen Sky und ich so weiter, dann merke ich, wie ich schwächer werde. „Du verlierst bald dein Bewusstsein", meint Sky, als er meinen Zustand ebenfalls merkt. „Okay", meine ich und streng mich nochmal extra an. Die Kälte ist inzwischen viel milder, auch milder als heute Morgen. Der Schnee hat ebenfalls aufgehört zu fallen und der Wind ist sehr sanft. Mein Blickfeld wird wieder kleiner und meine Augen fallen mir zu. Ich merke, wie Sky sinkt und zum Boden fliegt, als ich mein Bewusstsein verliere und mich der Schwärze hingebe.

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Dragon (Vkook)
FantasíaEs ist eine unglaubliche Ehre an die Dragon High zu gehen. Dort dürfen nur besondere junge Menschen hingehen. Um genau zu sein dürfen dort nur Menschen hin, die Drachen zähmen können. Für Taehyung ist es sein erstes Jahr dort, mit seinem Drachen is...