Zweites Rebellen-Kapitel: Der Kreuzzug beginnt

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Nach einer Weile kam der Weiße Wald in Sicht, der gespenstisch in den Schatten der Nacht lag. Die weißen Stämme der Bäume schienen zu schimmern. "Okay, Landeanflug..." Panzaeron nickte und glitt lautlos auf den Boden zu, auf dem es dann mit sanften Krallen aufsetzte und die Flügel zusammenfaltete. Mari sprang ab und landete neben ihm. "Das ist also der Weiße Wald." Plötzlich verunsichert kletterte Tama von Yunas Washakwil und ließ schwer schluckend den Blick schweifen. Die langen Schatten, die von den weißen Baumstämmen geworfen wurden, machten ihm mehr Angst, als er zugeben wollte. "Ja... er hat eine mysteriöse Aura." Mari trat zu dem jungen Ninja, als sie seine Anspannung bemerkte und legte ihm eine Hand auf die Schulter. " Hab keine Angst... Es gibt nichts, wovor du dich fürchten musst." Er versuchte, seine Furcht zu unterdrücken und nickte tapfer zu ihr auf. "Du hast recht. Sakura ist zwar nicht hier, aber ich muss trotzdem stark für sie sein. " Stolz knuffte Yuna den Jungen bei seinen Worten und wandte sich Saoko zu, als er und die restlichen Ninja, die den Fußweg gewählt hatten, bei ihnen ankamen. "Egal was passiert, wir sind in diesem Kampf eine Klinge und eine Seele. Wir kämpfen für das Gleiche." Sie etwas in dem Oberhaupt des Varya-Klans wach zu rütteln. Respektvoll nickte er, auch sein Quajutsu senkte den Kopf. "Wir schaffen das. Viel Erfolg bei der Zusammenarbeit, Saoko, Saizo", sagte Mari und sah sich um. "Wir versuchen, das kleine Dorf im Wald unbehelligt zu lassen. Dann kann's ja losgehen..." Beide -Oberhäupter sahen sich ernst an, auch ihre Pokémon tauschten erst misstrauische und nach einem Moment entschlossene Blicke aus. "Gehen wir. Absol..." Jacky zog den Pokéball ihres Partners hervor, als würde er ihr Sicherheit geben. Kurz darauf erschien das Unlicht-Pokémon vor ihr. "Bleib dicht bei mir. Ich werde deine Hilfe brauchen.", "Guardevoir, ich verlasse mich auf dich." Auch Maris Partner-Pokémon nickte entschlossen, als es aus seinem Ball gelassen wurde und Mari stellte sich zu Jacky, Sayuri und Umeko. "Uns auch viel Erfolg." Guardevoir lächelte allen zuverlässig zu. "Wir schaffen das. Ich bin mir sicher.", "Du kannst auf uns zählen. Du und ihr alle." Entschlossen legte Jacky die Hand fest um den Anhänger ihrer Kette, an der ihr Schlüsselstein hing, der bei der Berührung kurz glühte. Jeder wirkte überzeugt, nur Saoko verengte die Augen. Er schien es Jacky immer noch übel zu nehmen, dass Jacky etwas geheim hielt. "Okay, Saoko sagt, wenn's losgehen kann", bestimmte Mari. "Brechen wir auf." Saoko zögerte keinen Augenblick und bedeutete seinen Ninja mit einer Handbewegung, ihm in die Tiefen des Waldes zu folgen. Saizo, gemeinsam mit seinen Kämpfern, ging ihm nach. Bei jedem Schritt blieb Jacky neben Mari- über ihren Köpfen verwehrten immer dichtere Baumkronen den Blick zum Sternenhimmel. Mari sah sich immer wieder aufmerksam um. "Bleibt aufmerksam... Masao und Reina sind echt nicht dumm. Das wissen wir bereits..." Sie atmete einmal tief durch, um ihre Nervosität in den Griff bekommen. "Ich hätte nie gedacht, dass sie uns verraten würden", raunte Tama beklemmt. "Reina hat sich immer meine Sorgen angehört und Masao war der stärkste Ninja von allen...", "Hmh... Und uns haben sie über Ohr gehauen. Ich hasse sie dafür", murrte Mari. "Tama, bleib bei Yuna, okay?" Sie wuschelte ihm durchs Haar. "Ich kann auf mich selbst aufpassen!" protestierte er und verzog beleidigt das Gesicht, aber als er über einen Stein stolperte und von Yuna rechtzeitig aufgefangen wurde, seufzte er und setzte daraufhin schweigend seinen Weg fort. Mari lachte leise. "Pfft..."

Sie gingen schweigend weiter, bis eine Stimme sie aus ihrer Ruhe riss. "Dass es euch ausgerechnet hierhin verschlägt... Hierhin zum Weißen Wald, in dem in dieser Nacht die Finsternis herrscht..." Mari versuchte, ruhig zu bleiben und sah dann nach oben, von wo die Stimme gekommen war. "Ihr mutigen Helden... Ihr müsst euer Leben wirklich hassen, um es zu wagen, uns entgegenzutreten. " Eine elegante Gestalt landete vor den Ninja. Ihr hellblaues, zum Zopf geflochtenes Haar reichte fast zu ihren Oberschenkeln. Mit giftigem Blick und gefährlich schimmernden Shuriken in den Händen erhob sie sich. "Tsk.... Wie du meinst, Reina", kommentierte Mari nur kühl. "Was willst du? Uns umbringen? Sorry, aber wir haben darauf leider keine Lust.", "Was wollt ihr hier?" Sie observierte jede Gestalt mit kalten Augen und legte sich einen der Wurfsterne an die zu einem provozierenden Lächeln geformten Lippen. "Hm.... keine Ahnung. Und du?" antwortete Mari kess. "Nach frechen Eindringlingen suchen, was mir hiermit gelungen ist." Sie hob die Hand. Plötzlich raschelte es im Unterholz hinter ihr und wenige Momente später reihten sich dunkle Silhouetten hinter ihr auf- das kalte Stahl ihrer Klingen und Shuriken reflektierte das fahle Licht. "Hmh..." Mari nickte. "Viel Spaß wünsche ich." Yuna neben ihr musste unweigerlich lachen und Guardevoir verengte die Augen. "Fokusstoß." Die Energiekugel durchschnitt die Luft und schlug auf dem Boden ein. Aus der aufgewirbelten Staubwolke stürzten die Verräter hervor und brachen über die Klans hinein. Binnen Sekunden wurde die nächtliche Stille zerrissen und durch die Geräusche eines heftigen Kampfes ersetzt, der den Waldboden bis in die Wurzeln erschütterte. "Guardevoir, los geht's! Hilf ihm, Knakrack!" Mari rief Knakrack heraus, welches sich sofort in den Kampf stürzte, in dem es ein gegnerisches Resladero mit einem kräftigen Schwanzhieb gegen einen Baum schleuderte und es gleich danach mit Drachenstoß angriff. Guardevoir holte mit ihrer Psychokinese reihenweise Pokemon vom Boden oder schleuderte Ninja davon, um ihren Kameraden zu helfen. "UHaFnir! Absol!" Mit seinem Überschallknall brachte UHaFnir den Boden zum Erzittern. Die Ninja wurden durch die enormen Schallwellen niedergeworfen. Absol wich flink den Karateschlägen und Fußtritten eines Karadonis aus und schmetterte eine Psychoklinge frontal gegen seinen Gegner, als dieser seine Deckung fallen ließ. Als sich einer der Verräter aus den Reihen löste und mit seinem Katana auf Jacky zielte, duckte sie sich unter der aufblitzenden Klinge hinweg- plötzlich erschienen jedoch Visionen vor ihr. "Knakrack!" hörte sie Mari von weit weg rufen. Knakrack fauchte, schnappte mit seinen Zähnen nach dem Arm des Verräters, als er erneut angriff und warf ihn davon. Mari stellte sich vor Jacky, um sie zu decken. "Was siehst du?", "Ihr müsst gehen. Sofort." Jacky starrte zu ihr hinauf und erhob sich keuchend. "Ihr müsst die Gefangenen finden, bevor...", "Bevor was?", "Geh schon! Los!" Mari zögerte kurz unsicher, seufzte dann aber. "Okay. Verstanden. Guardevoir, komm!", 'Zoroark! Dein Einsatz!' Zoroark erschien und fiel aufgrund der Färbung seines Fells in der Dunkelheit nicht auf. Schnell verschwand Mari hinter einem Baum, während Illusionen von Zoroark ihren Platz auf dem Kampffeld einnahmen. Sie gab Guardevoir ein Zeichen und das Psycho- Pokémon berührte ihre Schulter. Mari streichelte Zoroark, bevor sie es zurückrief. Dann pfiff sie nach Knakrack. Der Drache reagierte und kam zu Mari, die es ebenfalls zurückrief. „Okay, los", flüsterte sie. Guardevoir nickte und Mari wurde der Boden unter den Füßen entrissen. „Umeko! Sayuri!" rief Jacky. Sofort erschienen die Ninja an ihrer Seite und umstellten Maris Illusion, um sie gemeinsam mit ihren Pokémon vor gegnerischen Angriffen zu beschützen. 

Mari landete auf Jaydens Fiaro, welches vor Schreck in der Luft leise aufkreischte. Jayden legte eine Hand auf einen Hals und streichelte es beruhigend, bevor er seinen Kopf zu Mari drehte. Das Grün in seinen Augen blitzte wie ein Feuer durch die Dunkelheit. „Halt dich fest. Es wird ungemütlich." Mari legte ihre Arme um seine Taille. „Ich weiß. Panzaeron könnte auffallen, jede Lichtreflektion würde es verraten.", „Halt dich an den Plan." erwiderte er nur und nickte über seine Schulter zu ihr. „Wenn nicht, schuldest du mir doppelt so viel Süßkram wie ich im Kloster gebunkert hab.", „Was?!" Fast hätte Mari ihn losgelassen und wäre von Fiaro gestürzt. Sie konnte ihren Griff noch gerade rechtzeitig festigen. Jayden grinste nur schadenfroh von einem Ohr zum anderen. „Hey! So viel Geld habe ich nicht!" rief sie empört und ihre Stimme überschlug sich. „Du wirst es nicht ausgeben müssen, wenn du dich an den Plan hältst." Er lehnte leicht den Kopf zu ihr. „Wenn du deinen Teil einhältst, kriegst du die Hälfte meines Bunkers. Die andere Hälfte schulde ich noch jemandem.", „Wem?" fragte sie. „Einem Mädchen, das ich damals getroffen hab." Er lehnte sich wieder vor und starrte grübelnd in die Ferne. „Ich hatte ihr versprochen, einen Teil abzugeben, wenn sie nichts Dummes tut", „Du meinst dasselbe Mädchen, von dem du mir in Stratos erzählt hast, oder?" fragte Mari und schluckte leicht. „Ich weiß nur noch, dass sie keine Bleibe gefunden hatte und zerrissene Sachen trug." Mit leicht verengten Augen legte er den Kopf etwas zur Seite. „Ihre Freundin auch. Das war die Zeit, in der ich Lanturn verletzt am Strand gefunden hatte", „Huh... Bedeutet sie dir was?" fragte Mari und dachte an die dritte Zeitreise zurück. „Bist du eifersüchtig?" fragte er. „Schwachsinn." Mari lachte. „Das Mädchen war nicht älter als 10. Ich will es nur... wissen", „Du weißt noch, wie alt sie war?" Er hob die Augenbrauen. „Klar. Du hast es mir doch gesagt", schwindelte Mari schnell. „Weißt du das nicht mehr?", „Ich sollte mir Sorgen um mein Gedächtnis machen." Er seufzte irritiert und zuckte dann mit den Schultern. „Ich meine... Sie war nett. Ich hätte gerne gedacht, dass sie meine kleine Schwester sein könnte. Sie war stur... Aber gleichzeitig dachte ich, dass sie mich versteht." Mari lehnte ihre Stirn an seinen Rücken. „Ich bin mir sicher, dass sie es konnte. Das sie genau wusste, wie es dir geht. Und ein dicker Kopf hat auch manchmal was Gutes." Guardevoir schwebte in dem Augenblick direkt neben sie, als es bemerkte, dass Mari ein verdammt schlechtes Gewissen hatte. Die Schwarzhaarige lächelte ihr nur zu und rief es dann zurück. „Sie hat zugehört, auch wenn sie niemals wirklich verstehen konnte, wie es mir geht", grübelte Jayden weiter und hob den Blick. Strähnen seiner roten Haare fielen in sein Sichtfeld. „Manchmal frage ich mich, was sie heute wohl macht.", „Sie hat bestimmt ein zuhause gefunden." sagte Mari. „Bestimmt erinnert sie sich an dich, so wie du an sie. Bestimmt hat sie, wie du auch, den Weg eines richtigen Trainers eingeschlagen. Bestimmt ist sie gar nicht so weit weg..." Mari schloss die Augen. ‚Es ist so schwer, ihn an eine Person denken zu lassen, die es niemals wirklich gab...' dachte sie und seufzte schwer. „Vielleicht sehe ich sie ja wieder." In Jaydens Stimme schwang eine Spur Hoffnung mit. „Es ist zwar lange her... Aber ich würde mich freuen", „Ich wette, sie würde dasselbe tun", sagte Mari, aber in ihrer Stimme lag ein gefährlich trauriger Unterton. „Sicher, dass du nicht eifersüchtig bist? Ich könnte es verstehen." Er zwinkerte mit einem schelmischen Grinsen zu ihr. Dieser Fuchs bemerkte auch alles. „Aber sie war zu jung.", „... Nein, das ist es nicht." sagte Mari. „Was ist es dann?" fragte er. Mari knirschte mit den Zähnen und schwieg, bevor sie sagte: „Nichts." 

Saviors of Tomorrow 3 (Pokémon-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt